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Unterwegs in Potsdam-Mittelmark: Größere Busse, neue Linien

Im ersten Jahr von regiobus haben sich die Einnahmen deutlich erhöht. Jetzt sollen fünfeinhalb Millionen Euro in neue Busse investiert werden. Zum Jahresende könnte die Linie Werder–Beelitz starten.

Von Enrico Bellin

Potsdam - Eine gute Nachricht für mittelmärkische Pendler: In den Bussen zwischen Teltow und Potsdam soll es ab Herbst etwa 210 zusätzliche Plätze geben, da der Busbetrieb extralange Busse kaufen will. Auch zwischen Werder (Havel) und Potsdam werden die Kapazitäten erhöht, zudem sollen dort schon ab August Hybridbusse fahren. Zwischen der Blütenstadt und Beelitz könnten zudem ab Dezember erstmals Busse fahren. Das ist möglich, da regiobus Potsdam Mittelmark im ersten Geschäftsjahr gute Zahlen vorlegen konnte.

Die Geschäftszahlen

Vor einem Jahr ist regiobus Potsdam Mittelmark aus der Zusammenlegung der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft und der Verkehrsgesellschaft Belzig entstanden. Wie Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig den PNN am gestrigen Dienstag bestätigte, sind die Einnahmen im vergangenen Jahr um 27 Prozent gestiegen, die Kosten des Unternehmens durch zusätzliche Busfahrten aber nur um 18 Prozent. Der Umsatz in 2017 werde sich auf etwa 30 Millionen Euro einpendeln, die Abrechnungen mit dem Verkehrsverbund laufen derzeit. „Die positive Tendenz ist an sich nicht überraschend, ihre Stärke aber schon“, so Hennig. Das Unternehmen werde „ein positives Ergebnis von etwa einer Million Euro erzielen“. Ein Großteil des Erfolges ist auf das im Januar 2017 gestartete Buskonzept zwischen Potsdam und Werder sowie die PlusBus-Linien um Beelitz und Bad Belzig zurückzuführen. Die Buslinien werden von den Kommunen bezuschusst.

Teltow-Potsdam

Durch das positive Betriebsergebnis sind Hennig zufolge neue Investitionen möglich. So habe der Aufsichtsrat in seiner jüngsten Sitzung die Anschaffung von Bussen mit einem Volumen von fünfeinhalb Millionen Euro allein in diesem Jahr genehmigt. Ein Hauptprofiteur davon wird die Region Teltow: regiobus kauft bei Mercedes sechs Busse vom Typ Capacity, die mit 21 Metern rund drei Meter länger sind als herkömmliche Gelenkbusse und etwa 35 zusätzliche Plätze – größtenteils Stehplätze – bieten. Zudem gibt es eine Zusatzfläche für Rollstühle und Kinderwagen. Die Busse sollen nach den Herbstferien auf den Linien X1 und 601 zwischen Teltow, Stahnsdorf und Potsdam fahren. „Durch die sechs längeren Busse haben wir insgesamt 210 zusätzliche Plätze“, so Hennig. 2016 hat das Busunternehmen bereits einen Capacity-Bus gekauft und auf verschiedenen Linien getestet. Auch er soll künftig nur noch auf den Teltower Linien verkehren. Damit reagiert das Unternehmen auch auf eine Umfrage, bei der im vergangenen Jahr herauskam, dass das Angebot zwischen Teltow und Potsdam mit zwei Linien mit herkömmlichen Bussen im 20-Minuten-Takt zu gering ist.

Werder-Potsdam

Schon in den nächsten Wochen sollen zwischen Werder und Potsdam mehr Gelenkbusse unterwegs sein. Derzeit werden auf dem Potsdamer Betriebshof vier neue, 18 Meter lange Busse für den Einsatz vorbereitet. Sie sollen kürzere Busse ersetzen. Die Busse verfügen auch über einen großen Mehrzweckbereich an der mittleren Tür, in den gleichzeitig zwei Rollstühle und mindestens ein Kinderwagen passen. Ab August werden weitere drei Busse dieser Größe hinzukommen, die mit Hybridtechnik ausgestattet sind, neben dem Dieselmotor also auch einen Elektroantrieb an Bord haben. Beim Bremsen erzeugen die Busse Strom, beim Anfahren unterstützt dann der E-Motor. Mercedes hat die Busse im vergangenen Jahr erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Ihre Besonderheit: Sie verzichten im Gegensatz zu bisherigen Hybriden auf Hochspannungstechnik, für die Busbetriebe spezielle Mechaniker anstellen müssten. „Der Bus ist etwa 10 000 Euro teurer als ein vergleichbarer Diesel. Wir rechnen damit, dass sich das nach drei bis vier Jahren amortisiert“, sagt Hans-Jürgen Hennig. Sollten sich die Modelle im Betrieb bewähren, würden 2019 weitere Hybridbusse angeschafft.

Werder-Beelitz

Die beiden Städte sind bisher nicht mit Buslinien verbunden. Während eine Autofahrt auf der etwa 20 Kilometer langen Strecke rund 25 Minuten dauert, sind Fahrgäste mit Umsteigen am Potsdamer Hauptbahnhof oder in Kloster Lehnin mindestens 70 Minuten unterwegs. Derzeit wird dem Geschäftsführer zufolge an einem neuen PlusBus-System zwischen beiden Städten geplant, also an Buslinien mit Anschlüssen an den Bahnhöfen und Fahrten auch an Wochenenden. „Wenn alles gut läuft, könnte das System Ende Dezember starten“, so Hennig. Es würde mindestens eine stündliche Fahrt bedeuten. Die Planer müssten jetzt prüfen, ob die Busse nur zwischen dem Werderaner Bahnhof und Beelitz-Heilstätten oder bis in die Beelitzer Innenstadt verkehren. Denkbar sei auch ein zusätzlicher Expressbus zwischen den Städten zur Hauptverkehrszeit. Zwischen Potsdam, Beelitz und Kloster Lehnin ist zu Jahresbeginn ein PlusBus-System eingeführt worden. Auch sind Hennig zufolge die Fahrgastzahlen gestiegen, ein neuer Gelenkbus kommt deshalb nach Beelitz statt nach Stahnsdorf. Genaue Fahrgastzahlen gibt es aber noch nicht.

Busbeschaffungen

Ab 2019 sollen alle Ausschreibungen für neue Busse auch eine Leasingoption beinhalten. Indem die Busse nicht gekauft werden, will regiobus flexibel auf Innovationen etwa bei Elektrobussen reagieren können. „Wir glauben, dass in den nächsten zehn Jahren etwa ein Drittel des Fuhrparks Potential für Elektroantriebe hat“, so Hans-Jürgen Hennig. Noch fehle es vor allem an Akkukapazitäten. Hennig rechne aber damit, dass in vier bis fünf Jahren ausgereifte Technik verfügbar ist.

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