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Sie brauchen Schutz vor Verfolgung, eine sichere Unterkunft. Oft aber finden Land und Kommunen nur Provisorien für Flüchtlinge - wie die Turnhalle in Michendorf.

© dpa

Unterkünfte für Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Nicht unter freiem Himmel

Für den Landkreis Potsdam-Mittelmark ist es zunehmend schwieriger, Flüchtlinge unterzubringen. Nun äußert sich Landrat Wolfgang Blasig dazu, warum die Schul-Turnhalle in Michendorf als Flüchtlingsunterkunft herhalten muss - und schließt sogar Zeltlager für die Zukunft nicht aus.

Bad Belzig - Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hat die mittelmärkischen Kommunen für ihre Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, gelobt. Bürgermeister, Gemeindevertreter, Vereinsvorsitzende und Schulleiter würden mit großer Sachlichkeit und Weltoffenheit auf die Ankündigungen reagieren, dass Asylbewerber in ihren Gemeinden aufgenommen werden sollen, sagte Blasig am Mittwoch in einem Pressegespräch. „Sie denken über die Situation nach und beziehen danach klar Haltung.“ Er verweist auf die jüngsten Ankündigungen, in einer Michendorfer Turnhalle 100 und in einer früheren Damsdorfer Kaserne 600 Flüchtlinge unterzubringen.

Blasig erklärte erneut, dass die Michendorfer Gymnasium-Turnhalle als Notunterkunft voraussichtlich nicht, wie zunächst angekündigt, bis zum Jahresende, sondern nur bis zum nächsten Schuljahresbeginn benötigt werde.

Turnhalle-Lösung als letzte Option

Die Turnhalle werde nur gebraucht, weil es für die Nutzung der Kaserne in Damsdorf noch offene Fragen gab. Man sei im Landratsamt davon ausgegangen, das Objekt in zwei Wochen in Betrieb nehmen zu können, nach Klärung von Vertragsverhältnissen werde das aber erst Ende August möglich sein. Deshalb sei die Ankündigung in Michendorf so kurzfristig erfolgt.

„Die Nutzung einer Schulturnhalle ist die letzte Option, um Flüchtlinge nicht unter freiem Himmel schlafen zu lassen“, so Blasig. Dennoch könne er für die Zukunft nicht ausschließen, dass Turnhallen oder Zeltlager für Asylbewerber benötigt werden. Laut Prognose sollten dem Kreis dieses Jahr 750 Asylbewerber zugewiesen werden, man habe mit Puffer bereits 850 anvisiert, tatsächlich kämen nun 1162 Menschen, wobei selbst diese Zahl nicht sicher erscheine. Man gehe davon aus, dass man mit der Lösung in Damsdorf, die ebenfalls nicht optimal sei, zumindest in diesem Jahr keine neuen Unterkünfte benötigen werde.

Blasig: Kommunen müssen entlastet werden

Blasig unterstrich, dass 60 Prozent der Asylbewerber im Landkreis aus dem Westbalkan kämen und das Asylrecht für sie nicht greife. Die jüngste Entscheidung des Bundesinnenministers, das Bundesamt für Migration zu verstärken und die Antragsverfahren zu beschleunigen, sei überfällig gewesen. „Wir sollten uns aber auch keinen Illusionen hingeben, wie schnell es geht, 2000 Menschen einzustellen und einzuarbeiten.“ Auch sei angesichts der mit der Materie befassten zahllosen Rechtsanwälte nicht zu erwarten, dass Antragsverfahren in einer Woche abgeschlossen werden können.

Blasig forderte, die Kapazitäten der Erstaufnahmelager in Brandenburg zur Entlastung der Kommunen deutlich auszubauen und die Finanzausstattung der Kommunen zur Betreuung der Flüchtlinge zu verbessern. Der Landkreis müsse demnächst zehn neue Stellen dafür schaffen.

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