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Bauantrag gestellt. Das Baufeld für den Neubau ist schon abgesteckt.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Umzug mit Tücken

Finanzierung des Kleinmachnower Kirchenneubaus noch nicht gesichert. Brandschutzproblem im Altbau

Kleinmachnow - Auch das noch. Die leidgeprüfte evangelische Kirchengemeinde in Kleinmachnow hat mit neuen Problemen zu kämpfen. Während ein Neubau geplant wird, wird der Altbau zum Problem. Der unzulängliche Brandschutz im alten Gemeindehaus am Jägerstieg stellt die Kirchengemeinde vor eine schwierige Entscheidung: investieren oder noch mehr improvisieren?

Wie Pfarrer Jürgen Duschka auf Nachfrage erklärte, habe der Landkreis Potsdam-Mittelmark im Rahmen seiner regelmäßigen Brandverhütungsschau bereits kleinere Auflagen erteilt, die behoben werden konnten. Doch jetzt gibt es größere: Etwa 20- bis 30 000 Euro, schätzt Duschka, müsste die Kirche, etwa für eine feuerfeste Brandschutztür im Keller oder einen zweiten Rettungsweg, aufbringen. Doch inwieweit hat all das noch Sinn? „Der Bauantrag für den Neubau ist gestellt, wir sind dabei, das Haus zu verlassen“, sagt Duschka.

Wie berichtet plant die Auferstehungsgemeinde auf dem Gelände des ehemaligen Gutshofes im Alten Dorf nahe der denkmalgeschützten alten Dorfkirche einen Neubau. Der Architekturwettbewerb steht kurz vor dem Abschluss. Am 12. März um 18 Uhr wird die Jury ihre Entscheidung bekannt geben, dann geht es an die Realisierung des Siegerentwurfs. Bereits im Herbst sollen bauvorbereitende Arbeiten wie Baumfällungen, Bodenaushub und archäologische Untersuchungen erfolgen, so Duschka. Ende 2016, spätestens zu Beginn des Jahres 2017 will die Kirche ihr neues Haus beziehen. Bis dahin heißt es weiter: „Improvisieren und mit der Raumnot und den Unzulänglichkeiten der genutzten Bausubstanz leben“, so der ehemalige Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Bodo Bohn.

Knapp drei Millionen Euro wird der Neubau aller Voraussicht nach verschlingen. Um das zu stemmen, muss die Kirche ihr Tafelsilber verscherbeln und hat mit der Suche nach Interessenten für drei ihrer Immobilien begonnen. Neben dem Pfarrhaus im Jägerstieg 1, das sich nach Ansicht Jürgen Duschkas problemlos veräußern lässt, steht auch das als Gemeindehaus genutzte Domizil im Jägerstieg 2 zum Verkauf. Hier wird es schwerer sein, einen neuen Eigentümer zu finden. Neben den Brandschutzauflagen, „hält auch der Denkmalschutz erheblich die Hand drauf“, weiß der Pfarrer. Der Verkaufserlös für das als Wohnhaus oder für stilles Gewerbe zu nutzende Objekt ist jedoch Teil des Finanzierungsplanes für den Neubau. Die Kirche hofft daher auf den schnellen Verkauf, denkt aber auch über eine Zwischenfinanzierung nach. Ernsthafte Interessenten gibt es bislang nicht.

Für die Alte Schule am Zehlendorfer Damm 212, die einst dem Stahnsdorf-Kleinmachnower Schulverein gehörte und seit 1911 an die Kirchengemeinde überging, hat man indes eine Lösung. Die neue Stiftung „Kirchliches Leben im Alten Dorf“ soll das Haus erwerben, unterhalten und zu einem Kulturzentrum entwickeln. Allerdings ist auch hier das Geld noch nicht ganz beisammen. Die Stiftung verfügt gegenwärtig über ein Kapital von 102 000 Euro, so Dr. Bodo Bohn. Rund 230 000 Euro müssen für den Kauf eingeworben werden, auch das Nutzungskonzept steht noch auf tönernen Füßen.

Ein Großteil des Geländes soll dem Kleinmachnower Heimatverein zur Verfügung gestellt werden, der dringend eine neue Bleibe, aber auch Platz für ein Heimatmuseum sucht. 170 Quadratmeter könnte die Kirche dem Verein zum April 2015 anbieten. Eine feste Zusage der Heimatforscher steht noch aus. Und noch ist offen, ob sie überhaupt erfolgt. Für 15 000 Euro habe die Gemeinde Kleinmachnow gerade ein Gutachten in Auftrag gegeben, das auch Alternativen aufzeigen soll, sagt der Sprecher des Heimatvereins, Thomas Kienberg. Die Standortfrage werde daher erst „mit dem Vorliegen des Gutachtens und dem Beschluss der Gemeindevertreter“ entschieden. Eine Entscheidung ist nicht vor Mai/Juni zu erwarten.

Es läuft also noch nicht alles rund bei der Kirche, die schon zu Beginn der Planungen für den Neubau und die Standortentscheidung viel Kritik einstecken musste. Aber anders als noch vor einigen Jahren sei die Zeit des Leidens inzwischen begrenzt, so Duschka. Die Kirche habe das Ziel schon dicht vor Augen. Solveig Schuster

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