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Abschied und Neuanfang. Generationen von Stahnsdorfern feierten in der Waldschänke Taufen, Hochzeiten und Betriebsfeste. Nun muss Familie Lassotta aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Die Gemeinde hat das Gebäude bereits als potentiellen Standort für ihr Bürgerhaus ins Auge gefasst.

© Andreas Klaer

Traditionsrestaurant in Stahnsdorf: Waldschänke bald kein Restaurant mehr?

Seit der Betreiber die Pacht gekündigt hat, steht der Weiterbetrieb der Waldschänke als Restaurant auf der Kippe. Aktuell diskutiert Stahnsdorf über eine Nutzung als Bürgerhaus.

Stahnsdorf - Sie ist seit 57 Jahren eine Stahnsdorfer Institution: die Waldschänke. Nun hat Pächter Gunther Lassotta seinen Mietvertrag mit der Gemeinde zum Jahresende gekündigt. Grund sei der „gravierende Gesundheitszustand einiger Familienmitglieder“, so Lassotta, dessen Familie auch das Restaurant Zur Schleuse betreibt. „Die hohe Arbeitsbelastung der vergangenen Jahre mit Sechs-Tage-Wochen fordert bei manchen von uns nun ihren Tribut.“

Wie es ab dem kommenden Jahr für die Waldschänke und die fünf Mitarbeiter weitergeht, ist derzeit ungewiss. Gunther Lassotta sagt, wäre es nach ihm gegangen, so wäre die Zukunft der Waldschänke längst in trockenen Tüchern. In einem Gespräch mit Bürgermeister Bernd Albers (BfB) und der Kämmerin der Gemeinde sei ihm am 5. Juli zugesichert worden, dass er sich selbst um die Suche nach einem Nachmieter kümmern dürfe. Dies sei ihm insbesondere wichtig gewesen, um seinen Mitarbeitern eine sichere Perspektive bieten zu können. „Ich habe auch schon einen ortsansässigen, zuverlässigen und solventen Nachmieter gefunden“, so der Pächter. „Der Interessent würde gern ein italienisches Restaurant in der bisherigen Waldschänke betreiben und dafür auch das gesamte Inventar mit einer Ablösesumme von uns übernehmen.“

Waldschänke als Restaurant? Die Stadt hatte andere Pläne

Als Lassotta die Gemeinde am 19. Juli über den gefundenen Nachmieter informierte, habe man ihm dort jedoch mitgeteilt, dass sich die Pläne geändert hätten: Es solle nun möglicherweise das Bürgerhaus in der Waldschänke eröffnet werden. Über einen Standort dafür wird wie berichtet seit Langem diskutiert. „Da habe ich geguckt wie einer, der gerade aufgewacht ist“, sagt Lassotta.

Den Vorschlag, in der Waldschänke das Bürgerhaus zu eröffnen, hatte die FDP-Fraktion im nicht-öffentlichen Teil der Gemeindevertreterversammlung am 17. Juli eingebracht. Bürgermeister Bernd Albers (BfB) hatte dort zunächst darüber informiert, dass Gunther Lassotta Ende Juni fristgemäß seinen Pachtvertrag gekündigt habe, wie Gemeindesprecher Stephan Reitzig berichtet. Dabei habe Albers auch erwähnt, dass Lassotta die Absicht habe, selbst einen neuen Betreiber zu suchen. Es hätten sich daraufhin mehrere Stimmen erhoben, die sich für die Waldschänke „eine Lösung jenseits des gastronomischen Bereichs vorstellen können, nämlich vielmehr für eine kulturell-soziale Nutzung, möglicherweise als Bürgerhaus“. Diese Idee sei vor allem aufgrund der sehr günstigen Lage des Objekts interessant gefunden worden. Am nahegelegenen Busbahnhof verkehren mehrere Linien, die Stahnsdorf mit Kleinmachnow, Teltow, Potsdam und Berlin verbinden. Zudem gebe es viele Parkplätze in unmittelbarer Nähe.

Bürgermeister Albers will Waldschänke als Bürger-Treffpunkt erhalten

Laut dem Vorsitzenden der FDP Stahnsdorf, Christian Marc Arnold, wollten seine Parteikollegen die liegengebliebene Diskussion um das Bürgerhaus wieder in Bewegung bringen. Zuletzt waren das alte Feuerwehrdepot am Dorfplatz und die Ruhlsdorfer Straße 1 als Standort für ein Bürgerhaus diskutiert worden. Beide Gebäude hätten teure Sanierungsmaßnahmen erfordert, das Gebäude in der Ruhlsdorfer Straße soll nun voraussichtlich an den Landkreis verkauft und abgerissen werden. Im weiteren Verlauf der Diskussion um ein mögliches Bürgerhaus in der Waldschänke müssten auf jeden Fall die Bürger mit einbezogen werden, so Arnold, etwa durch Diskussionsveranstaltungen im Gemeindezentrum. Ein Bürgerhaus wäre aus Sicht des FDP-Ortsvorsitzenden eine langfristig sinnvolle Nutzung des Gebäudes. „Ein Gastronom kann nach zwei, drei Jahren wieder gehen, wenn es vielleicht nicht so gut läuft oder er einfach keine Lust mehr hat“, sagt der FDP-Ortsvorsitzende. „Ein Bürgerhaus hingegen würde auf jeden Fall einige Jahrzehnte bleiben.“

Für Gerold Maelzer, den Fraktionsvorsitzenden der Wählergruppe Bürger für Bürger, steht fest, dass das Gebäude im Besitz der Kommune bleiben soll. „Es gehört nicht zu den Kernaufgaben einer Kommune, Gebäude zu verpachten“, so Maelzer. Aufgrund der symbolischen Bedeutung, die die Waldschänke für viele Stahnsdorfer habe, sei wichtig, das Gebäude als Bürger-Treffpunkt zu erhalten. Ähnlich sieht das auch Bürgermeister Bernd Albers: „Es gilt in jedem Fall, unser ortsbildprägendes Gebäude der Waldschänke für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten und Leerstand zu vermeiden.“ Bevor über die Nutzung als Bürgerhaus weiter beraten werden kann, müssten Sachverständige sich die Räume vor Ort näher ansehen, sagt Gerold Maelzer.

Zukunft der Stahnsdorfer Institution vorerst ungewiss

Gunther Lassotta empfindet die politischen Diskussionen um die Waldschänke als unverschämt. Aus seiner Sicht hat die Gemeinde Wortbruch begangen. Er fragt sich vor allem, was mit den beiden Mitarbeitern passieren soll, die er nicht ins Restaurant Zur Schleuse übernehmen kann, wenn die Waldschänke in Zukunft keine Gastronomie mehr sein sollte. Die Gemeindevertreter kommen erst im Oktober zu ihrer nächsten Sitzung zusammen, in der sie dann weiter über ein mögliches Bürgerhaus diskutieren werden. „Es würde mich aber wundern, wenn man da schon gleich zu einem einstimmigen Ergebnis käme“, so FDP-Mann Christian Marc Arnold. Für Gunther Lassotta bleibt also vorerst unsicher, wohin es mit der Stahnsdorfer Institution gehen wird, die er und seine Familie 57 Jahre lang aufgebaut haben.

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