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 In der Waldschänke soll es Wildschwein geben.

© Andreas Klaer

Traditionslokal in Stahnsdorf: Wildschwein für die Waldschänke

Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers hat eine Idee, wie gleichzeitig die Waldschänke zu retten und das Wildschweinproblem zu lösen sein könnte.

Von Eva Schmid

Stahnsdorf - Das Stahnsdorfer Traditionslokal Waldschänke soll zu einem Wildschweinrestaurant werden. Das zumindest schwebt Bürgermeister Bernd Albers (BfB) vor, der nach der bisher erfolglosen Suche nach einem neuen Pächter das Blatt nun wenden will.

In einem erneuten Aufruf will Albers nach einem Betreiber suchen, der „mindestens drei Wildschweingerichte“ auf der Karte der „Waldschänke“ anbieten soll. Auch eine Vermarktung von Wildbret in der Gaststätte sei vorstellbar. Zudem würde das seit den 1920er Jahren bestehende Traditionslokal schon allein durch seinen Namen die Vermutung nahelegen, dass es dort Wildgerichte gebe, betont Albers gegenüber den PNN.

Wieso also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, muss sich der Stahnsdorfer Bürgermeister wohl gedacht haben, als er jetzt den Plan B für das Traditionslokal in Stahnsdorf veröffentlichte. Um es vereinfacht zu sagen: Die Wildschweine, die zuvor die Gärten der Region durchwühlten, könnten demnächst von eben jenen Gartenbesitzern genüsslich verspeist werden. Eine Win-win-Situation.

„Wir haben es so selbst in der Hand, Anreize für die Jäger für erhöhte Abschusszahlen zu schaffen“, so Albers. Seit Jahren sei die Zahl der Wildhändler im Kreis rückläufig, das hätte ein Gespräch mit den Jägern aus der Region ergeben. Doch wer das Fleisch nicht absetzen könne, mache auch weniger Strecke. Nun aber könnten „die Stahnsdorfer und ihre Gäste mit ihrer Wahl auf der Speisekarte beim Besuch der Waldschänke dazu beitragen, dass die Nachfrage nach Wildschweinfleisch steige“. Am Ende sollen so viele Tiere geschossen und verspeist werden, dass die Population in der Region keinen Ärger mehr mache.

Gastronomen zweifeln

Dass Albers mit dem neuen Wildschweinkonzept Erfolg haben wird, bezweifeln indes die Gastronomen. So sind die drei an der Waldschänke Interessierten letztlich alle aus demselben Grund abgesprungen: Das Rathaus hat ihnen eine Pacht von fünf Jahren angeboten, die Gastronomen forderten aber eine Sicherheit von mindestens zehn Jahren. Sonst würde sich die Investition in die Sanierung des Hauses von geschätzt rund 200 000 Euro nicht lohnen.

Zunächst scheiterten wie berichtet die Gespräche mit der Familie Kaur, die in Stahnsdorf das indische Restaurant „Taj Mahal“ betreibt. Sie wollten in der Waldschänke indische Küche anbieten, zudem wären sie gerne in das Obergeschoss eingezogen. Der zweite Interessent, der Chef des Berliner Lebensmittellogistikers Chauhdry Food Traders, der in Stahnsdorf indo-mediterrane Küche anbieten wollte, hatte ebenso abgesagt. Und auch der dritte Bewerber, der Inhaber des Stahnsdorfer Restaurants „Castagno“, ist seit vergangenem Freitag raus. Florim Bekiri ließ eine Frist der Verwaltung verstreichen. Er ärgerte sich, dass die Verwaltung meinte, „es besser zu wissen“ und nicht auf die Forderungen der Gastronomen eingegangen sei.

Verärgert ist auch der frühere Pächter Günther Lasotta, der das Restaurant 30 Jahre lang betrieben hatte und der wegen gesundheitlicher Probleme ausgestiegen ist. Er habe mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass ein neuer Pächter gefunden werde und verkaufe bereits Teile des Inventars. Der Vertragsentwurf der Verwaltung sei „wirtschaftlicher Unsinn“. Auch die Höhe des monatlichen Pachtzinses von rund 2500 Euro sei zu teuer. Die Waldschänke sei kein „intaktes Haus“.

Dass sich an den Konditionen etwas ändern wird, ist eher unwahrscheinlich. Das ließ das Rathaus am Montag bereits durchblicken. Die Gemeindevertretung habe die Bedingungen und Konditionen nach umfassender und langwieriger Diskussion klar definiert, daran sei man gebunden, heißt es aus der Verwaltung. Wie es mit der Waldschänke nun weitergeht, soll im nächsten Finanzausschuss am Montag besprochen werden.

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