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Friederike Pichotta hat zuletzt in der Potsdamer Stiftungsbuchhandlung gearbeitet. Für ihren Laden „Buchkultur“ in Bergholz-Rehbrücke hat sie unter anderem bereits Kontakte zur örtlichen Bibliothek und zu Schulen geknüpft.

© Andreas Klaer

Traditionsbuchladen in Bergholz-Rehbrücke: „Huwe und Sperfeld“ bekommt neue Besitzerin

Die Potsdamer Kulturwissenschaftlerin Friederike Pichotta übernimmt die Buchhandlung „Huwe und Sperfeld“ in Bergholz-Rehbrücke. Sie will nicht nur Literatur verkaufen, sondern das kulturelle Angebot der Gemeinde stärken.

Bergholz-Rehbrücke - Die Buchhandlung „Huwe und Sperfeld“ ist ein Urgestein am Marktplatz von Bergholz-Rehbrücke. Neben einer Boutique besteht sie als einziges Geschäft schon seit der Gründungszeit der Geschäftszeile. Zum Jahresende geht Inhaberin Angela Ruwe nun nach 22 Geschäftsjahren in den Ruhestand. Doch das wird zum Glück nicht das Ende des beliebten Buchladens sein: Die 45-jährige Kulturwissenschaftlerin und Buchhändlerin Friederike Pichotta, die mit Ehemann und Tochter in Potsdam lebt, übernimmt das Geschäft ab Februar als Mieterin. Zuletzt arbeitete Pichotta in der traditionsreichen Potsdamer Stiftungsbuchhandlung, die zu Beginn dieses Jahres schließen musste. Die neue Buchhandlung wird den Namen „Buchkultur“ tragen – und das dürfen die Kunden durchaus als Motto verstehen. Der Laden soll für Leseratten Fundgrube, Rückzugsort und kultureller Treffpunkt zugleich sein.

Der Buchladen "Huwe und Sperfeld" in Bergholz-Rehbrücke heißt bald "Buchkultur".
Der Buchladen "Huwe und Sperfeld" in Bergholz-Rehbrücke heißt bald "Buchkultur".

© Andreas Klaer

Dafür plant Pichotta Veranstaltungen wie Autorenlesungen, literaturpädagogische Angebote in Kooperation mit umliegenden Schulen und Kitas und eine gemütliche Lese-Lounge, in der Kunden etwa ihre Mittagspause mit Stöbern und Lesen verbringen können. „Oft sucht man ja erst etwas Bestimmtes, geht dann aber mit etwas ganz anderem aus dem Laden“, sagt die studierte Kulturwissenschaftlerin, die ihre ersten Erfahrungen sammelte, als sie neben ihrem Studium bei der Handelskette Hugendubel in Berlin jobbte. Da sie jetzt den Laden vorerst ohne weiteres Personal allein stemmen muss, könne sie leider kein Café einrichten. Ein Kaffeeautomat soll stattdessen zum gemütlichen Verweilen einladen.

Amazon macht ihr keine Angst

Dass gegen die Konkurrenz des Onlinehandels schwerere Geschütze nötig sind als eine kuschelige Leseecke, weiß Pichotta durchaus. Einer Studie der Universität St. Gallen zufolge verdient Amazon schon heute an jedem fünften weltweit verkauften Buch mit. Immer mehr kleine Buchhandlungen müssen Branchenkennern zufolge schließen, weil sich kein Nachfolger findet. „Amazon legt seit Jahren ein sehr aggressives Geschäftsgebaren an den Tag und missbraucht seine Marktmacht, um Verlage und Buchhandlungen aus dem Markt zu drängen“, kritisierte erst kürzlich Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, gegenüber dem dieser Zeitung. Allein 2014 gaben dem Verein zufolge in Deutschland knapp 150 Buchläden auf.

Pichotta will sich allerdings keine Angst machen lassen: „Für mich ist Amazon nicht das große Schreckgespenst“, sagt sie. „Weil ich weiß, dass ich in meiner Buchhandlung vieles bieten kann, was der Kunde online eben nicht bekommt.“ Individuelle Beratung etwa, Bücher von sorgfältig ausgewählten Kleinverlagen, die auf Amazon nicht geführt werden, Autorenlesungen, einen netten Plausch. Oder auch das Gefühl, einfach mal fernab der digitalen Welt ohne Ablenkung in eine unbekannte Welt eintauchen zu können.

Sie will mehr junge Kunden gewinnen

Mit Vorlesenachmittagen und anderen Veranstaltungen, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten, möchte Pichotta insbesondere auch mehr jüngere Kunden gewinnen. Dabei hilft ihr auch ihre Weiterbildung zur Lese- und Literaturpädagogin, die sie vor ein paar Jahren absolviert hat. „Bei der Ladeneröffnung werde ich selbst vorlesen, das steht schon fest“, sagt Pichotta. Für künftige literaturpädagogische Projekte hat sie bereits Kontakte zu den fünf Kitas und der Schule in der Gemeinde Nuthetal geknüpft.

Auch mit dem Mehrgenerationenhaus, der Akademie Zweite Lebenshälfte und der Bibliothek steht Pichotta im Austausch. „Mir ist es wichtig, dass mein Laden die Gemeinde bereichert, das kulturelle Angebot vor Ort ergänzt und die Händler stärkt.“ Von der Ladentheke bis zur Steuerberatung greift die Buchhändlerin darum auf lokale Anbieter zurück. Sie hofft, dass die Kunden, die das Angebot von „Huwe und Sperfeld“ zu schätzen wussten, zur Eröffnung kommen werden. Die will sie am 1. Februar ab 10 Uhr feiern und dort unter anderem Fragebögen verteilen. Besucher können angeben, was sie sich von einem Buchladen wünschen. „Der Austausch mit den Kunden ist das wichtigste im stationären Buchhandel“, sagt Pichotta. Darum brauche ein erfolgreicher Buchhändler auch ein gewisses kommunikatives Talent. „Ich mag es, Menschen kennenzulernen und höre mir gern an, was sie bewegt.“ Bücher seien für so manchen Kunden auch Trostspender in einer schwierigen Lebenslage. Nur wer als Händler ein offenes Ohr habe, könne das Passende empfehlen.

Man kann bei ihr per Whatsapp ein Buch bestellen

Und für diejenigen, die nur schnell ein bestimmtes Buch haben möchten, kann die Händlerin das gewünschte Werk zum nächsten Tag bestellen – in den Laden oder an die heimische Adresse. „Man kann mir dafür auch einfach eine Whatsapp-Nachricht per Handy schicken“, so die Buchhändlerin. Das sei immer noch persönlicher als im Internet nur einen Bestellknopf anzuklicken.

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