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Töplitz: Surrealer Traumspaziergang

Die Galerie Töplitz eröffnet ihre Saison mit drei jungen Künstlern aus Dresden.

Von Sarah Kugler

Töplitz - Das Haar scheint ins Unendliche zu wachsen. Vom Kopf windet es sich in einem Zopf bis auf den Boden, zerfließt dort und verläuft im Rand des Bildes. Assoziationen zum biblischen Samson kommen auf beim Betrachten des Ölbildes von Karin Armbruster, das derzeit in der Galerie Töplitz zu sehen ist. Gemeinsam mit Nora Mesaros und Lars Frohberg eröffnet sie die diesjährige Saison der Galerie mit der Ausstellung „Malerei, Zeichnung, Keramik“, die noch bis zum 29. April zu sehen ist.

Anders als in der Bibel schöpft Karin Armbrusters Samson – er heißt nicht wirklich so, das Bild ist namenlos – seine Kraft nicht allein aus dem Haar, sondern aus seiner Körperspannung. In einer Gehbewegung hat ihn die Künstlerin aus dem Schwarzwald eingefangen, das rechte Bein ist noch angewinkelt, die Hände versuchen das Haar davon abzuhalten, sich in den Füßen zu verheddern. Armbruster hat sich auf Porträts spezialisiert, sie malt nur Menschen, die sie kennt. „Ich versuche meinen Blick auf sie einzufangen, sie so darzustellen, wie ich sie sehe“, erklärt die 27-Jährige, die wie auch die anderen beiden Künstler ihr Diplom an der Hochschule für Bildende Künste Dresden absolviert hat. Das sei nicht immer einfach, schließlich sei es schwer genug sich selbst richtig wahrzunehmen. Ihre Bilder entstehen eigentlich in Serien, in der Ausstellung steht der Mann mit den langen Haaren jedoch für sich.

Ebenfalls in Serie produziert Lars Frohburg, der in Töplitz Keramiken präsentiert. Sofort ins Auge fallen dabei die Masken des 36-Jährigen. Mal farbig glasiert, mal naturbelassen, formt er sie aus Ton – sein Element, wie Frohburg es nennt. „Ich kann die Finger einfach nicht davon lassen“,sagt er. „Mein Arm wird zur Verlängerung des Kopfes und los geht es.“ Die Masken seien eine Art Spiegel des Betrachters. Denn: „Alle Menschen haben die ganze Zeit Masken auf“, sagt Frohberg. Seine Kunst soll eine kommunikative Ebene aufmachen. Und tatsächlich verlieren sich die Gedanken schnell in den Tongesichtern. Sie tasten im Kopf die Fingerabdrücke nach, die teilweise noch zu sehen sind oder vermischen sich mit den bunten Farben. Wie surreale Traumbilder scheinen die Masken zum Betrachter zu sprechen. Was sie sagen, bleibt das Geheimnis des Einzelnen.

Träumerisch sind auch die Zeichnungen von Nora Mesaros, die sie mit Bleistift oder Kohle anfertigt. Mit der Kamera fängt die 27-Jährige zunächst Eindrücke ihres Alltags ein: Häuser, Landschaften, Menschen. Die Fotos nimmt sie auseinander, setzt sie in Collagen neu zusammen, die sie zeichnerisch abbildet. In entrückten Kunstwerken: Einer Person mit wallendem Kleid fehlt auf einmal der Oberkörper, eine andere hat anstatt des Kopfes ein Haus auf den Schultern sitzen. Mesaros’ Zeichnungen sind mit kräftigen Strichen gezeichnet, die Spuren von wegradierten oder übermalten Erstentwürfen sind immer sichtbar. „Mir ist es wichtig, dass der Prozess des Arbeitens zu sehen ist“, erklärt die in Serbien geborene Wahlberlinerin. Er gehöre genauso zur Kunst, wie das Kunstwerk selbst.

Und irgendwie gehören in dieser Ausstellung auch alle drei Künstler zusammen. So wie das lange Haar des namenlosen Samson durch das Bild fließt, zieht sich eine träumerische Selbstreflexion durch die Galerie Töplitz. Eine Entdeckungsreise, die sich lohnt. 

Galerie Töplitz, An der Havel 68, 14542 Werder/OT Töplitz. Geöffnet Montag bis Freitag von 16 bis 18 Uhr, am Wochenende von 14 bis 18 Uhr

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