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Dieser Golden Doodle wurde in Fichtenwalde gefunden.

© Veterinäramt Potsdam-Mittelmark

Tierrettung Potsdam: So geht es dem blinden Welpen jetzt

Die Potsdamer Tierrettung kümmert sich um Fundtiere wie dem blinden Welpen von Fichtenwalde. Dafür betreiben die 150 aktiven Mitglieder nun auch ein Tierheim in Medewitz. Es fehlt aber noch an Fahrern in der Region.

Von Sarah Stoffers

Geltow/Medewitz - Heidi. So hat das Team der Tierrettung Potsdam inzwischen den kleinen blinden Welpen getauft, der am Donnerstag im Beelitzer Ortsteil Fichtenwalde gefunden wurde. „Sie ist ein echter kleiner Raufbold“, sagt Gordon Ebeling, Vorsitzender des Vereins, der sich um den Golden Doodle kümmert, den PNN. 

Derzeit ist Heidi in einem Zwinger auf Ebelings Privatgelände in Geltow untergebracht. In Potsdam und den umliegenden Gemeinden der Mittelmark gibt es kein Tierheim.

Heidis Besitzer melden sich nicht

Wie berichtet hat der Verein seit Jahresanfang ein Tierheim im rund 80 Kilometer entfernten Medewitz, einem Ortsteil von Wiesenburg, übernommen. Der vorherige Betreiber war im vergangenen Jahr gestorben. „Es gab niemanden, der das Tierheim weiterführen konnte“, sagt Gordon Ebeling. Das ehemalige Tanklagergelände, auf dem sich das Tierheim befindet, liegt etwas abgelegen im Wald, wie Ebeling, erzählt. „Das ist ein großer Vorteil, weil sich dadurch niemand nachts durch Gebell oder ähnliches gestört fühlt“, sagt der 33-jährige Tierarzt, der seit 2014 gemeinsam mit seiner Frau eine mobile Tierarztpraxis betreibt.

Gordon Ebeling von der Tierrettung Potsdam.
Gordon Ebeling von der Tierrettung Potsdam.

© Privat

Da es in Potsdam und der Umgebung kein Tierheim gibt, hatte der Verein, der sich seit 2013 um verletzte, kranke, weggelaufene oder ausgesetzte Tiere der Region kümmert, ein Problem, die Tiere unterzubringen, deren Besitzer sich nicht melden. Sowie bei Heidi. Der etwa zehn Wochen alte Welpe wurde in einem Wald ausgesetzt. „Wenn ihn jemand wirklich suchen würde, hätte er sich bereits gemeldet“, sagt Ebeling. Man brauche Erfahrung um mit so einem blinden Tier richtig umzugehen. Die Erziehung sei etwas schwieriger. „Wahrscheinlich ist sie den Besitzern über den Kopf gewachsen.“

Platz für 30 Hunde und Katzen

Fundtiere wie Heidi wurden bisher in ein Tierheim im rund 40 Kilometer entfernten Zossen gebracht oder kamen auf dem Privatgrundstück der Ebelings in Geltow unter. Doch die Plätze seien begrenzt. Bei Fortnahmen – etwa beim sogenannten Animal Hoarding, wo die Tierretter auf einmal 50, 60 oder mehr verwahrloste Tiere von ihren überforderten Besitzern wegholen müssen, hätten sie ohne das Tierheim ein großes Problem, sagt Ebeling. Erst kürzlich habe man etwa auf einem Hof in einem Dorf bei Ziesar 222 verwahrloste Tiere entdeckt, die alle gerettet werden mussten und die der Verein ebenfalls unterbringen konnte.

Das Medewitzer Tierheim ist funktionstüchtig, die Anlagen jedoch ein wenig in die Jahre gekommen, so Ebeling. Während des laufenden Betriebes soll nun die Zwingeranlage peu à peu erneuert werden. Platz gibt es für rund 30 Hunde und 20 Katzen sowie kleinere Tiere wie Meerschweinchen oder Kaninchen. Vor Ort ist derzeit auch eine größere Kolonie von 30 Katzen, die nie abgeholt wurden und auf dem Gelände leben. 

Die Einsätze der Tierrettung haben sich erhöht

Das Heim finanziert sich über drei Säulen, wie Gordon Ebeling erklärt. Das Wichtigste seien Spenden, dann kämen Mitgliederbeiträge. Zudem gibt es monatliche Pauschalen durch Fundtierverträge, die die Tierrettung mit einigen Kommunen wie Ziesar, Michendorf, Kloster Lehnin oder Brück abgeschlossen hat. In Deutschland ist die Aufnahme und Versorgung von Fundtieren eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Der Verein bekommt monatlich einen Pauschalbetrag unabhängig davon, wie viele Tiere versorgt werden müssen. Davon könne zumindest die Miete für das Tierheimgelände sowie die feste Stelle für Tierpflegerin Kathleen Wiggert finanziert werden, sagt Ebeling.

Insgesamt hat sich die Zahl der Einsätze in den vergangenen Jahren in den vergangenen Jahren erhöht, sagt Ebeling. Allerdings habe das auch mit der steigenden Bekanntheit der Tierrettung Potsdam zu tun. „Wenn jemand ein verletztes oder streunendes Tier findet, ruft er als Erstes uns an.“ 10.076 Anrufe nahm die Tierrettung dem Geschäftsführer zufolge 2019 entgegen. Die meisten davon seien Beratungsgespräche gewesen. Zu aktiven Einsätzen musste das Team 1670 Mal ausrücken.

Einsätze vor allem im Frühjahr

Die meisten Einsätze gebe es von April bis Oktober, da sich der Verein auch um kranke oder verletzte Wildtiere kümmert. Auch vor Silvester, wenn in einigen Orten schon Böller gezündet werden, würden viele Tiere sich erschrecken und weglaufen. In der Neujahrsnacht selbst sei es aber eher ruhig, da die Besitzer ausreichend Vorkehrungen treffen würden.

Die Tierbesitzer würden in der Regel sehr schnell gefunden. „Das hängt davon ab, ob die Tiere gechipt und registriert sind“, sagt Ebeling. Das sei bei rund 90 Prozent der Tiere der Fall. Doch auch der Großteil der ungechippten Tiere werde innerhalb von 24 Stunden von den Besitzern abgeholt. „Im Jahr sind es dann etwa zehn bis 20 Hunde, die nicht abgeholt werden“, so Ebeling. Dazu kämen 30 bis 50 Katzen.

Die Hilfsbereitschaft sei derzeit hoch, sagt Gordon Ebeling. Rund 300 Mitglieder zählt der Verein, davon 150 aktive. Dazu kämen noch die vielen Potsdamer und Mittelmärker, die den Verein unterstützen. Nur mehr Fahrer mit eigenem Fahrzeug benötigt der Verein Ebeling zufolge noch.

Besitzer für Heidi steht noch nicht fest

Auch das Schicksal von Hündin Heidi wird wohl bald eine gute Wendung nehmen: Zahlreiche Menschen hätten sich bereits gemeldet, die den Welpen aufnehmen wollen. „Ein paar Tage wird er aber noch bei uns bleiben. Er wird noch geimpft und soll noch etwas runterkommen und Erziehung kriegen“, sagt Ebeling. Dann werde ein passender neuer Besitzer gesucht.

Spendenkonto: Tierrettung Potsdam, IBAN: DE 30 1605 0000 1000 8237 05, BIC: WELADED1PMB

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