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Therme in Werder: „Die Seesauna wird ein überregionaler Magnet“

Er will Werders Pannenprojekt Blütentherme vollenden, heute soll die Entscheidung fallen: Unternehmer Andreas Schauer über seine Ziele, die Konkurrenz in der Region, das Vergabeverfahren und mögliche Mehrkosten für die Stadt

Von Enrico Bellin

Herr Schauer, aller Voraussicht nach wird die Mehrheit der Werderaner Stadtverordneten am heutigen Mittwochabend dafür stimmen, dass Sie für die Stadt die Therme in den Havelauen vollenden und betreiben. Was ist Ihre Motivation, das seit Jahren brach liegende Projekt zu vollenden?

Die Motivation ist die Lage direkt am Wasser, besser kann es für den Standort einer Therme überhaupt nicht mehr sein. Dann dürfen wir wahrscheinlich sogar ins Wasser bauen mit unserer Seesauna. Das wird ein Highlight, das überregional stark als Magnet wirken wird. Aber auch die Projektorganisation der Stadt ist ein Argument. Es gibt Ansprechpartner im Rathaus, die fachlich und inhaltlich etwas von der Sache verstehen. Schwerwiegend ist aber, dass das Vertrauen der Werderaner enorm geschädigt ist, da ein vorheriger Versuch zum Thermenbau mit einem privaten Partner gescheitert ist. Ziel ist es, dieses Vertrauen wiederherzustellen.

Gut 1500 Werderaner haben bei einem Bürgerbegehren für mehr Transparenz bei der Therme unterschrieben. Wie wollen Sie die herstellen?

Erst einmal: Bürgerinitiativen sind begrüßenswert, da sie bedeuten, dass ein Projekt die Menschen interessiert. Zu einem so späten Zeitpunkt würde ein Bürgerentscheid aber einen sehr hohen wirtschaftlichen Schaden verursachen, der bei der Stadt liegen würde. Wir haben Transparenz ja schon durch Bürgerversammlungen hergestellt und werden in regelmäßigen Abständen öffentliche Baustellenbegehungen anbieten. Dazu wollen wir fortlaufend über die sozialen Medien informieren. Schade ist aber, dass die Ausschüsse der Stadt bisher, als die Weichen für das Vergabeverfahren gestellt wurden, kaum besucht wurden. Erst jetzt scheint sich das zu ändern: Im Badausschuss am Montagabend waren etwa 30 Bürger.

Als die Therme geplant wurde, stand das 15 Kilometer entfernte Sport- und Freizeitbad blu in Potsdam noch nicht. Können beide Bäder nebeneinander bestehen?

Der Vorläufer vom blu war ja das architektonisch wunderschöne Niemeyer-Bad, das dann nicht realisiert wurde. Was jetzt entstanden ist, ist im Anspruch an die Architektur fast ein Gegenpol. Es ist doch ein sehr einfaches, funktionales Bad geworden. Von der Ausrichtung her ist es ja ein Sportbad. Die Positionierung der Haveltherme wird in Richtung Wellness gehen. So sehe ich überhaupt keine Konkurrenz.

Sie wollen auch im Sommer durch ein auffahrbares Dach über dem Familienbereich Gäste anziehen. Das gibt es schon im 30 Kilometer entfernten Brandenburger Marienbad, zudem hat Werder zwei private Freibäder. Kannibalisiert sich die Bäderlandschaft da nicht selbst?

Das glaube ich nicht. Das Angebot im Sport- und Familienbereich ist ein regionales für die Werderaner, das wird nicht über die Region hinaus ausstrahlen.

Die Stadt hat Ihnen Eintrittspreise von drei Euro pro Erwachsenem im Sport- und Familienbereich vorgegeben, das ist einen Euro günstiger als in Potsdam. Wie wollen Sie die Therme trotzdem ohne Zuschüsse betreiben?

Das Hauptangebot sind ja Therme, Wellness und Sauna. Im Haus wird der Betrieb dadurch quersubventioniert. In der Tat liegt der Bedarf dafür wahrscheinlich bei 700 000 Euro im Jahr. Mit drei Euro und zwei Euro für Kinder lässt sich so ein Bad natürlich nicht wirtschaftlich betreiben.

Für Sie rechnet sich das trotzdem, da die Stadt Ihnen ja die Vollendung der Therme mit fast 30 Millionen Euro bezahlt, insgesamt wird die Therme dann etwa 50 Millionen Euro gekostet haben.

Wenn Sie die Quersubventionierung und die sechsstellige Pacht, die wir jährlich an Werder zahlen werden, zusammenrechnen, ist das aber schon ein ganz ordentlicher Betrag, den wir da ausgeben.

Ein großer Teil Ihrer Einnahmen wird sicher aus dem Gastronomiebereich kommen. Was erwartet die Besucher da?

Die Gastronomie ist tatsächlich eines der Hauptangebote. Wir haben im Badbereich eine große mediterrane Küche, wie man sie aus Marché-Restaurants kennt. Im Saunabereich wird es ein À-la- carte-Restaurant geben und einen zweiten Bar- und Lounge-Bereich. Dazu gibt es im Thermen- und Saunenbereich eine große Poolbar, wo man im Wasser seinen Cocktail schlürfen kann. In der Seesauna gibt es auf dem Wasser dann noch eine weitere Gastronomie.

Was wird da angeboten: Pommes oder Austern?

Austern eher nicht, es geht in Richtung mediterrane und asiatische Küche. Im Badbereich dürfen aber sicher Pommes und Bratwurst nicht fehlen.

Die Poolbar ist im Rohbau schon vorhanden. Können Sie mit dem Bau arbeiten oder steht da eine Ruine in den Havelauen?

Damit kann man arbeiten. Die Gründung wurde ordentlich gemacht. Setzungsrisse am Baukörper sind jetzt auch nicht mehr zu erwarten, das Positive der langen Standzeit. Es sind natürlich auch Baumängel vorhanden, an manchen Stellen kann man von Pfusch sprechen. Das gilt es zu korrigieren.

Wo wurde gepfuscht?

Etwa bei Abdichtungen, Dämmungen, fehlenden Rauchabzügen und dergleichen.

Können Sie trotzdem zusichern, dass die Kosten für den Badbau nicht weiter steigen?

Ja, sonst hätten wir kein verbindliches Angebot gemacht. An dem Bau wird man sicherlich nicht verdienen. Unsere Intention ist aber, das Bad langfristig wirtschaftlich zu betreiben.

Werder hat schon erlebt, dass der private Partner während des Thermenbaus Nachforderungen stellt. Wenn jetzt doch mehr Geld benötigt wird: Zahlen Sie oder die Stadt?

Wir hätten ein Recht, Mehrforderungen zu stellen, wenn die Stadt zusätzliche Leistungen fordert, also eine weitere Schwimmbahn oder Ähnliches. Wird nicht mehr bestellt, muss die Stadt auch nicht mehr bezahlen. Ich habe ja der Stadt selbst empfohlen, für etwaige verdeckte Baumängel einen Puffer zu bilden, der jetzt zwei der gut 28 Millionen Euro an Kosten ausmacht.

Ein unterlegener Bieter für den Thermenbetrieb hat ein Nachprüfungsverfahren zur Thermenvergabe eingeleitet. Birgt das ein hohes Risiko für Sie und die Stadt?

Das bearbeitet das von der Stadt beauftragte Anwaltsbüro. Wir wurden darüber in Kenntnis gesetzt. Ich glaube nicht, dass so ein erfahrenes Büro Fehler bei einem Vergabeverfahren macht. Es war ja kein Wild-West-Verfahren. Aber gut, wer wird schon gern Zweiter oder Dritter.

Sie haben angekündigt, dass man ab dem Frühjahr 2021 in der Haveltherme baden kann. Wird dann alles fertig sein, inklusive der Außenanlagen und den Parkplätzen?

Ja.

Es gibt ein Gutachten eines emeritierten Professors, demzufolge die Therme trotz Millionenausgaben an Steuermitteln den Freizeitwert für die Werderaner sogar mindert, da sie nicht mehr ans Wasser kommen und es eine höhere Verkehrsbelastung in den Havelauen geben wird. Wie schätzen Sie das ein?

Es gibt wahrscheinlich nichts, wofür es kein Gutachten gibt. Es war bei der gesamten Gebietsentwicklung vorgesehen, dass an diese Stelle ein Bad kommt und der Uferbereich geschlossen ist, was er seit mehr als vier Jahren ist. Die Stadt hat auch viele Uferwege angelegt, auch in der Nähe. Da verstehe ich nicht, warum der Freizeitwert trotz einer hochattraktiven Therme gemindert werden soll. Und wenn man die 285 000 Besucher, mit denen wir im Jahr rechnen, auf die Öffnungszeiten herunterrechnet, kommt man auf durchschnittlich 37 Fahrzeugbewegungen pro Stunde. Natürlich werden es an Sonn- oder Feiertagen mehr sein. Aber ich glaube nicht, dass der Verkehr hier zusammenbrechen wird.

Das Interview führte Enrico Bellin

Andreas Schauer, 47, ist Geschäftsführer der Schauer & Co GmbH, die derzeit vier Thermen in Deutschland und der Schweiz betreibt und Bestbieter für das Werderaner Vergabeverfahren ist.

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