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Am Teltower Stadthafen gibt es ein Bistro und ein paar Liegestühle am Wasser.

© Ottmar Winter

Teltower Stadthafen immer noch nicht fertig: Warten auf das Hafenhaus

Teltows Marina ist noch immer ohne Gastronomie. Kürzlich zog der letzte Investor zurück. Was nun?

Teltow - Ein lauer Wind weht am Teltower Stadthafen. Am Bistro „Kleine Freiheit“ haben Fahrradfahrer auf den Liegestühlen Platz genommen. Die Stühle stehen direkt am Kanal. Von dort haben sie einen Blick auf das Wasser und die grüne Landschaft dahinter. „Das ist Naturschutzgebiet“, sagt Hafenbetreiber Thomas Klemm. „Das wird da so grün bleiben.“ Die Sonne scheint. Und für einen Montagvormittag herrscht an dem Bistro reger Betrieb. „Am Wochenende haben wir hier bis zu 600 Gäste.“ 

Klemm, dunkelhaarig, in geringeltem Marineshirt, betreibt die „Kleine Freiheit“ nicht selbst. Darum kümmert sich sein Bekannter Ralf Bielefeldt. Klemm sagt, Gastronomie, das sei nicht seins. Und damit spricht er eines der Kernprobleme an, warum der neue Teltower Stadthafen seit langem einfach nicht fertig wird.

Hafenbetreiber Thomas Klemm.
Hafenbetreiber Thomas Klemm.

© Manfred Thomas

Ein Blick zurück: In den 1990er Jahren entstand die Idee, in Teltow wieder einen Stadthafen anzulegen. Oder besser: eine Marina. So sollte das Areal heißen. 40 Liegeplätze, Hafengebäude – und eben auch Gastronomie. Fünf Millionen Euro waren für das Ensemble eingeplant. Über die Jahre verdoppelten sich die Kosten zunächst auf zehn und stiegen schließlich auf 15 Millionen Euro. 2014 erfolgte der erste Spatenstich auf dem Grundstück am Zeppelinufer. Fünf Jahre später wurde die Eröffnung gefeiert, das war im Mai 2019. Aber: ohne Hafengebäude.

Hafenbetreiber Thomas Klemm sitzt mit seinem Hafenbüro weiterhin im Container. „Ich fände es gut, wenn es hier mal bald richtig nach Hafen aussehen würde“, sagt er. Pläne für das Hafengebäude habe er. In das zweigeschossige Gebäude sollen unten Duschen, Toiletten, Lagerräume und das Büro rein. Obendrauf dann ein Glaskasten, eine große Dachterrasse zieht sich einmal ringsum. 

Kosten für Hafengebäude liegen bei rund zwei Millionen Euro

Dort könnte das Restaurant einziehen, das die Stadt dort haben wolle. Aber Klemm will sich um die Gastronomie nicht kümmern. Das müsste die Stadt selber machen. Er könne die Büros und Sanitäranlagen bauen. „Wir brauchen zwei Monate Vorlaufzeit. Dann steht das da.“ Gebaut werden soll in Modulbauweise, so, wie auch die „Kleine Freiheit“ und ein Einleger für Kanus, der noch entstehen soll. Die Stadt schätzt die Kosten für das Hafengebäude auf zwei Millionen Euro.

Vier Mal hat die Verwaltung bereits ausgeschrieben, um einen Investor für das Herzstück des Hafens zu finden. Im Frühjahr 2021 fand sich dann einer, der das Projekt angehen wollte: Silvio Schobinger, Inhaber des Goerzwerks in Lichterfelde, das mit dem Rad nur etwa zehn Minuten vom Teltower Hafen entfernt liegt, legte bereits ein Angebot vor. Vor einigen Wochen dann zog er sich zurück. „Das ist ein vielfältiges Ballett“, sagt er am Telefon. Man sei vertraglich nicht zusammen gekommen. 

Der Teltower Hafen wird seit Jahren nicht fertig.
Der Teltower Hafen wird seit Jahren nicht fertig.

© Ottmar Winter

Ein Hafengelände, das schon teilverpachtet ist, dann soll noch eine Brücke entstehen und ein Anleger für Fahrgastschiffe, „direkt vor der Festmeile“. Aus Sicht von Schobinger keine gute Idee. Daneben seien die Zeiten zu unsicher geworden, um so ein gastronomisches Großprojekt, wie die Stadt es vorsieht, anzugehen. „Wir haben immer gesagt, wir gehen es an, wenn Corona vorbei ist. Wer hätte gedacht, dass das so lange dauern würde.“ Jetzt komme noch der Krieg in der Ukraine dazu. An Schobingers Wand hängen sie noch, die Hafenpläne, sagt er. „Es ist ein schönes Projekt – wenn sich die Gesamtumstände ändern würden...“ Formal sei der Hafen aber jetzt für ihn erstmal vom Tisch.

Stadtsprecher: Gastronomie am Hafen sei „eine Goldgrube“

Für die Stadt war Schobinger der letzte Investor, der noch übrig war. „Wir stehen jetzt wieder ohne Investor da“, sagt Stadtsprecher Jürgen Stich mit einem Blick aus seinem Bürofenster, rüber zum Kanal, wo dort, wo das Hafengebäude einmal stehen soll, noch eine Schotterpiste ist.

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Stich sagt, die Gastronomie dort am Hafen, das sei „eine Goldgrube“. Baurechtlich sei alles in Ordnung. „Der Tisch ist bereitet.“ Nun müsse diskutiert werden, ob man zum fünften Mal ausschreibe oder selber baue. Die Tendenz gehe zu einer erneuten Ausschreibung. „Das muss in den Ausschüssen besprochen werden“, sagt Sprecher Stich.

Aber wenn es so schwierig zu sein scheint, warum verzichtet die Stadt dann nicht auf das große Restaurant mit Biergarten und Dachterrasse? „Eine Gastronomie ist Teil der Förderung durch das Land“, sagt Stich. Ohne müsste die Stadt Geld zurückzahlen.

Hafenmeister Klemm hätte Ideen, wie man das Hafengebäude auch anders nutzen könnte. „Eine Gastronomie nur am Randbereich zum Kanal hin, der Rest Eventfläche“, das könnte er sich auf dem Areal gut vorstellen. Er finde es gut, nach und nach zu wachsen, nicht alles auf einmal zu machen. Bedarf für eine Eventfläche sei da, das hätten die letzten Monate mit Konzerten und Stadtfesten auf dem Areal am Kanal gezeigt, sagt Klemm.

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