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Es wird enger. Besucher des Teltower Stadtfestes müssen sich in diesem Jahr auf einige Veränderungen und neue Plätze einstellen. Im Gewerbegebiet wird gebaut. Auch ist offen, ob sich die Karussells überhaupt drehen werden.

© Ronny Budweth

Potsdam-Mittelmark: Teltower Stadtfest auf der Kippe

Die Veranstaltungsagentur brando steht vor Finanzierungsproblemen und sucht Sponsoren. Auch ein neuer Standort für die Feier ist nötig.

Teltow - Kaum Platz und zu wenig Geld: Sechs Wochen vor dem Start des Teltower Stadtfestes stehen die Organisatoren vor unerwarteten Problemen. Noch ist unklar, ob das Familienevent am ersten Oktoberwochenende überhaupt wie geplant stattfinden kann. „Wir sind optimistisch, dass wir es schaffen“, erklärt Stefanie Herfurth von der Potsdamer Werbe- und Veranstaltungsagentur brando. Gesucht werde aber noch „ein finaler Stadtfest-Hero“, damit die 29. Auflage des landesweit größten Familienfestes zum Tag der Deutschen Einheit in der Teltower Rheinstraße vom 5. bis 7. Oktober wie gewünscht über die Bühne gehen kann.

Zwar sei nach dem Absprung des bisherigen Haupt- und weiterer Sponsoren mit dem Internet- und Telefondienstleister DNS:Net inzwischen ein neuer Partner gefunden, sodass wesentliche Programmteile gesichert werden konnten. Dennoch klaffe im Stadtfest-Budget noch ein fünfstelliges Loch, so die Veranstalterin. Grund seien unvorhergesehene Platzprobleme und daraus resultierende Umplanungen.

Konnte die Agentur noch im letzten Jahr die Rheinstraße im Teltower Gewerbegebiet TechnoTerrain weitestgehend uneingeschränkt nutzen, machen sich in diesem der Bauboom und die hohe Nachfrage nach Gewerbeflächen bemerkbar. Das Areal, auf dem zuletzt Genießergasse und Familiengarten des Festes untergebracht waren, ist mittlerweile Baustelle. Dort baut der Discounter Lidl einen neuen Lebensmittelmarkt. Dabei war er allerdings ebenfalls auf unerwartete Hindernisse gestoßen. Kontaminierte Erde habe den Bauablauf verzögert und dazu geführt, dass die Veranstaltungsagentur das Gelände nicht noch einmal wie vereinbart nutzen kann, sagt brando-Geschäftsführerin Stefanie Herfurth. „So kurz vor dem Start eine Katastrophe“, erklärt sie.

Nicht nur die Suche nach Alternativflächen gestaltete sich schwierig, auch Aussteller sprangen zwischenzeitlich ab. Bei neuen Mietern könne die Agentur so kurzfristig teilweise nicht mehr die gleichen Standgebühren aufrufen, auch schlugen neben ohnehin erhöhten Personal- und Fixkosten die Umplanungen und logistischen Veränderungen ins Kontor, so die Veranstalterin. Auch jenseits des Lidl-Marktes sorgen Baustellen für Einschnitte. So etwa eine inmitten der Hauptbühnenzufahrt oder im Abschussbereich des Feuerwerks.

Auch derzeit sei der Grundstücksmarkt im Teltower Gewerbepark weiter in Bewegung. Teilweise seien zwar Ausweichflächen gefunden, jedoch hätten kurzfristige Eigentümerwechsel als auch die Sommerpause die Verhandlungen erschwert, erklärt die Organisationsleiterin. „Wir haben schon viermal umgeplant.“

Über mangelnde Unterstützung will sich die Agenturchefin aber nicht beklagen. Der Gewerbepark unterstütze sie mit besten Kräften und stelle die noch verfügbaren Flächen kostenfrei zur Verfügung. Auch die Stadt Teltow steuert 55 000 Euro für das dreitägige Fest bei. Auch für die Kommune wäre eine Absage ein herber Einschnitt. Zu den rund 140 Ausstellern und Repräsentanten zählen alljährlich viele Kitas, Horte und Vereine. Ein fester Partner ist zudem die Teltower Wohnungsbaugenossenschaft. Zu den aktuellen Problemen äußerte sich die Stadt bislang aber nicht.

Trotz allem überwiege bei den Organisatoren die Freude auf das Event, das seit 28 Jahren jährlich rund 10 000 Besucher an den Teltowkanal lockt, so Herfurth. Mit Guildo Horn und seinen Orthopädischen Strümpfen, der deutschen Pop-Band Geier Sturzflug, dem Sänger Mitch Keller und der Mickie Krause-Doubleshow verspreche das Fest dank des neuen Großsponsors ein abwechslungsreiches Programm, das auch in diesem Jahr bei freiem Eintritt zu erleben sein soll. Zudem wird DNS:Net Mitmach- und Gewinnaktionen, als auch die Flugattraktion Air-Emotion, bei der mutige Besucher aus schwindelerregender Höhe das Treiben auf dem Festgelände erleben können, präsentieren. Das weitere Programm sei abhängig von weiteren Sponsoren, so die brando-Chefin. Sie rechnet damit, in Kürze ausführliche Informationen dazu auf der Homepage veröffentlichen zu können. Allerdings drückt die Zeit. Finanzierung und Logistik müssten in den nächsten zwei Wochen gemeistert werden, sagt Herfurth. „Sonst stehen wir vor einem Scherbenhaufen“, befürchtet sie. Solveig Schuster

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