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Das älteste bekanntes Siegel der Stadt Teltow von 1289 mit Siegelabdruck.

© Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau (Siegel), Archiv der Ev. Kirchengemeinde st. Andreas Teltow (Abdruck), Fotos: F.-J. Seider und M. Wilcke

Teltower Stadtchronik erschienen: Vom Rübchen und den Trabanten

Erstmalig ist eine umfassende Stadtgeschichte von Teltow erschienen. Sie spannt den Bogen von der Urzeit bis zur Wende.

Von Sarah Stoffers

Teltow - Die Teltower Rübchen – heute weit über die Grenzen Brandenburgs bekannt – wurden bereits Anfang des 17. Jahrhunderts gerne verspeist. Das zumindest lässt sich einer Rechnung des Domstiftes Brandenburg entnehmen: 1605 wurde für zwei Silbergroschen ein halber Scheffel Teltower Rübchen an den ehemals bischöflichen Hof geliefert – ein Indiz dafür, dass die beliebte Speiserübe möglicherweise schon im 17. Jahrhundert in Teltow angebaut und wenig später über die Stadtgrenze hinaus ihren Weg auf die Teller fand. Die Geschichte des Teltower Rübchens ist nun in dem neu erschienenen Werk „Die Stadt Teltow. Eine Chronik in Geschichten“ nachzulesen, das am Freitag in der Trattoria „Vino e Cucina“ in Teltow vorgestellt wurde.

Die Chronik soll ein breiteres Publikum für die Stadtgeschichte begeistern

Das Buch ist die erste umfassende Chronik zur Stadtgeschichte Teltows überhaupt. Hauptautor ist der 72-jährige Hobby-Historiker Frank-Jürgen Seider. Er hat bereits in der Vergangenheit drei historische Werke mit Bezug zu Teltow veröffentlicht, darunter das „Häuserbuch der Stadt Teltow“ und das „Teltower Familienbuch“. Wie Seider bei der Präsentation der Chronik erzählte, seien diese jedoch sehr wissenschaftlich gehalten und richteten sich eher an ein Fachpublikum. „Aus diesem Grund hatte ich überlegt, wie man ein breiteres Publikum und auch Jugendliche für die Stadtgeschichte Teltows begeistern könnte“, so Seider. 

Daher ist das neue Buch kein rein ereignisgeschichtlicher Abriss, sondern schildert stattdessen erzählerisch in insgesamt 52 Beiträgen die Historie Teltows von der Zeit von vor rund 20 000 Jahren bis zum Ende der DDR. Neben Seider und dem Archäologen Erwin Cziela haben auch Stadtsprecher Jürgen Stich und der bekannte Fotograf Bernd Blumrich an der Chronik mitgewirkt. Herausgebracht wurde das Buch vom Verlag Buchkontor Teltow von Richard Martin und Vanessa Arend-Martin.

Frank-Jürgen Seider (links) und Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt bei der Vorstellung der neuen Chronik.
Frank-Jürgen Seider (links) und Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt bei der Vorstellung der neuen Chronik.

© Andreas Klaer

Der Große Kurfürst ließ Teile seine Leibgarde in Teltow unterbringen

Wie in der Chronik berichtet wird, wurde die Stadt Teltow im 13. Jahrhundert unter den askanischen Markgrafen gegründet. Die ersten Siedler ließen sich wohl zwischen 1200 bis 1220 nieder. In der Zeit von 1220 bis 1240 entstand die Stadtkirche, die St. Andreaskirche. Das Stadtrecht wurde 1269 von Markgraf Otto III. erteilt. Ein wichtiges Dokument dieser Zeit entdeckte Seider im Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau: das erste beziehungsweise älteste bekannte Siegel der Stadt Teltow von 1289.

Spannend ist auch die Geschichte der Stadt in der frühen Neuzeit. So wurde 1665 ein Teil der Leibwächter des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm in Teltow untergebracht. Denn die Leibgarde Friedrich Wilhelms war auf 160 Mann angewachsen, wie Seider schreibt. In Berlin gab es nicht mehr genügend Platz für die Leibwächter, die damals auch Trabanten genannt wurden, denn sie brachten auch ihre Familien mit. So befahl der Große Kurfürst, einen Großteil seiner „Trabanten-Garde“ auch auf die umliegenden Städte zu verteilen. Zwischen 1665 und 1700 sind insgesamt 48 Namen von Trabanten in den Teltower Kirchenbüchern zu finden, berichtet Seidel. Einige von ihnen heirateten Teltowerinnen. 40 Kinder von Trabanten wurden nachweislich in Teltow geboren. Auf diese Weise wurden die Leibwächter selbst zu Teltowern und hinterließen ihre Spuren in der Stadt.

Leibwächter des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. 
Leibwächter des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. 

© Judith Seiden, Umzeichnung aus Georg Hiltl "Der Große Kurfürst und seine Zeit", Foto: F.-J. Seider

Die Entstehung des Ortsteils Seehof

Ein anderer interessanter Beitrag ist die Geschichte der Villenkolonie Seehof. Wie Seider schreibt, spielte bei der Entstehung auch so mancher Zufall eine Rolle. 1844 ließ der Ackerbürger Christian Friedrich Wilhelm Neumann im Nordosten der Stadt Teltow sein neues Gut aufbauen – recht weit entfernt von der Stadt. Um überhaupt einen Eintrag in das Teltower Grund- und Hypothekenbuch zu bekommen, musste Neumann seine Ländereien parzellieren lassen – damit wurde der Grundstein für den neuen Ortsteil gelegt. Die gesammelten Geschichten der Chronik sollten zur Alltagshistorie der Stadt gehören, erklärte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) bei der Präsentation. „Diese Geschichten sind unser Geschichtsbuch. Man sollte es lesen, um die Stadt zu verstehen und die Stadt lieb zu gewinnen“, sagte Schmidt.

„Die Stadt Teltow. Eine Chronik in Geschichten“ ist ab sofort für 25 Euro im Buchhandel erhältlich. Unter anderem kann die Chronik in der Verlagsbuchhandlung Buchkontor Teltow, Breite Straße 19, erworben werden.

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