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Fabian Moebius, Allgemeinmediziner aus Teltow

© privat

Teltower Hausarzt: "Wir bereiten uns auf eine große Zahl an Infizierten vor"

Fabian Moebius ist in Teltow Facharzt für Innere Medizin. Hier erklärt er, wie sich die Corona-Pandemie auf seine Arbeit auswirkt - und vor welcher Situation er Angst hat.

Von Eva Schmid

Teltow - Der Hausarzt Fabian Moebius arbeitet seit zwei Jahren im Gesundheitszentrum in Teltow. Den PNN gibt er eine Einschätzung der derzeitigen Lage. 

Herr Möbius, wie ist die derzeitige Situation im Teltower Gesundheitszentrum?
Die Ärzte, die hier ihre Praxis haben, treffen sich regelmäßig. Dabei ist die größte Sorge, dass nach einem ungeschützten Kontakt mit einem Coronavirus-Infizierten das gesamte Praxispersonal für zwei Wochen in Quarantäne muss, so dass es die Teltower Bürger nicht mehr betreuen kann. Praktisch wäre die Praxis geschlossen, was in der Urlaubszeit durchaus vorkommt, aber zu Problemen führt, wenn zu viele Praxen gleichzeitig ausfallen.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf ihre Arbeit aus?
Derzeit verbringen wir viel Zeit damit, uns auf eine Ausbreitung des Virus und eine große Zahl an Infizierten vorzubereiten. Es herrscht der Eindruck, dass die Verantwortlichen in den Gesundheitsämtern, Landesministerien und bei der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg entweder den Ernst der Lage nicht erkennen oder uns Ärzte, die wir ja erste Ansprechpartner für die Patienten sind, nicht ausreichend informieren.

Was sollte aus Ihrer Sicht geschehen?
Die Zahl an Infizierten ist in Brandenburg noch sehr gering. In Berlin wurden Coronavirus-Abklärungsstellen eingerichtet, die sehr gut angenommen werden und die Arztpraxen entlasten. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo die erste Phase der Epidemie, die Eindämmung, zu Ende geht. Sehr bald wird es darum gehen, die besonders Gefährdeten, nämlich Ältere und chronisch Kranke zu schützen. Experten empfehlen, die medizinische Versorgung von Corona-Infizierten und Corona-Verdächtigen strikt von der Versorgung der übrigen Bevölkerung zu trennen. Wir warten darauf, dass jetzt flächendeckend Zentren für die ambulante und stationäre Versorgung von Corona-Patienten etabliert werden.

Vor welcher Situation haben Sie Angst?
Wenn die Anzahl von Corona-Infizierten sehr rasch ansteigt, ist zu erwarten, dass fünf von Hundert nachweislich Infizierten sehr schwer erkranken und vorübergehend intensivmedizinisch versorgt werden müssen. Bei 100 000 gleichzeitig Infizierten wären das circa 5000 Patienten, von denen 500 versterben könnten. Wir haben zwar 24 000 Intensivbetten in Deutschland, aber bei 500 000 gleichzeitig Infizierten wird es kritisch, denn es gibt natürlich auch noch weitere Patienten mit den alltäglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Außerdem fällt auf dem Höhepunkt der Epidemie auch ein Teil des Personals auf den ohnehin unter Personalmangel leidenden Intensivstationen aus, weil es ebenfalls erkrankt. So wäre die Versorgung der Corona-Erkrankten massiv gefährdet. Außerdem könnten Patienten mit anderen gesundheitlichen Problemen nicht mehr ausreichend intensivmedizinisch betreut werden.

Fürchten Sie sich vor einer Ansteckung mit dem Virus?
Nein. Das Risiko eines ungünstigen Verlaufs halte ich für sehr gering und vergleichbar mit dem der alljährlichen Influenzaepidemie. Ich halte Masern- und Windpockenparties für Unfug, weil es Impfstoffe gibt. In der derzeitigen Situation wäre ich aber froh, wenn ich meinen Corona-Schnupfen schon hinter mir hätte und immun wäre, so dass ich meinen Beruf ohne Einschränkungen ausüben und mich auf die Versorgung meiner Patienten konzentrieren kann.

Wie reagieren die Patienten? Sind sie besorgt?
Die Patienten sind sehr gut informiert und beurteilen die Lage nüchtern. Niemand hat ernsthaft Angst um seine Gesundheit. Viele beschäftigt die möglichen Auswirkungen auf ihren Urlaub, einige, die in der Gastronomie oder Unterhaltungsbranche arbeiten, machen sich Sorgen um ihren Job. 

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