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Holprige Strecke. Auf einer Strecke von 300 Metern ist der Gehweg entlang der Oderstraße beschädigt. Noch gibt es aber Uneinigkeit über die Gründe der Schäden. Die Stadt weist einen Zusammenhang mit der Marina von sich.

© Sebastian Gabsch

Teltower Hafen: Verdächtige Risse

Die Stadt Teltow weist Zusammenhang zwischen Gehwegschäden und Hafenbau zurück Grünen-Politiker fordert Untersuchung der Ursachen. Experte warnt erneut vor Bauruine.

Teltow - Erst im November hatte ein Erdrutsch auf der Hafenbaustelle in Teltow für Unruhe und neuerliche Verzögerungen beim Bau von Teltows Prestigeprojekt gesorgt. Jetzt wurden auf dem Gehweg der angrenzenden Oderstraße meterlange Risse entdeckt. Die Stadt schließt einen Zusammenhang aus. Doch nicht alle sind von der Harmlosigkeit der Schäden überzeugt. Der Grünen-Politiker Eberhard Adenstedt fordert die Stadt auf, die Sache tiefgründig zu untersuchen.

Auf einem etwa 300 Meter langen Teilstück zwischen dem Parkplatz an der Badstraße und Jahnstraße gegenüber dem Hafenareal sind die Risse und die gehobenen Gehwegplatten vor einigen Tagen bei einer Routinekontrolle der Stadt entdeckt worden. Mittlerweile weisen Hinweisschilder auf die Gefahrenstellen hin. „Die Schäden sind vermutlich durch unterschiedliche Setzbewegungen des Untergrunds entstanden“, erläutert Stadtsprecher Jürgen Stich. Ein bekanntes Problem, das bereits beim Bau der Straße im Baugrundgutachten Thema war. „Der Stadt Teltow war bewusst, dass bis zu einer Konsolidierung des Baugrunds mit Schäden zu rechnen ist. Dies ist bei wenig tragfähigen Untergründen aber nichts Ungewöhnliches“, so Stich.

Wohl kein Zusammenhang zwischen Schäden und Bau des Hafens

Schon im vergangenen Jahr habe es einen ähnlichen Vorfall im vorderen Abschnitt des Gehwegs zwischen Badstraße und Kreisel, hier Zeppelinufer, gegeben. Der Schaden sei inzwischen behoben. Rund 60 000 Euro hat dies die Stadt nach eigenen Angaben gekostet. In Kürze sollen die Leistungen für die aktuell notwendige Reparatur ausgeschrieben werden. Darüber hinaus weise die Straße erfreulich wenig Schäden auf, erklärt der Stadtsprecher. Die Oderstraße war vor etwa zehn Jahren als Nordumfahrung der Stadt zwischen dem Kreisel an der Zehlendorfer Straße und dem Gewerbegebiet Techno-Terrain gebaut worden und verläuft parallel zum Teltowkanal. In der Tiefe fand sich eine bis zu 25 Meter dicke Torfschicht. Wegen des schwierigen Baugrunds war die Straße seitlich mit Spundwänden stabilisiert und schwimmend auf Pfählen gegründet worden.

Nach Angaben der Stadt gebe es derzeit keinerlei Anzeichen, dass die aktuellen Schäden am Gehweg in einem Zusammenhang mit dem Bau des Stadthafens stehen. Teltows Stadtverordneter Eberhard Adenstedt (Grüne) hält dies dennoch für möglich. Er glaubt, dass vor Ort verursachte Ausspülungen im Erdreich verantwortlich für die Schäden sein könnten, sagte er den PNN. Ist dem so, könnten sich irgendwann auch auf der Oderstraße Risse zeigen, meint er. Der Ingenieurgeologe hatte schon im vergangenen Jahr ein umfassendes hydrologisches Gutachten zur Ermittlung des Grundwasserverhaltens im Bereich der Marina gefordert, weil die derzeitigen Kontrollmechanismen nicht ausreichend seien (PNN berichteten). Um den ebenfalls schwierigen Baugrund auf dem Marina- Areal zu festigen, waren Anfang 2017 nahe der Oderstraße einige Hundert Rüttelstopfsäulen ins Erdreich eingebracht worden. „Diese wirken möglicherweise wie eine Mauer, sodass das Grundwasser im Anstrom steigt“, meint der Bündnisgrüne. Dies müsse durch genauere Untersuchungen abgeklärt werden, sagte er.

Marina als Bauruine?

Erst im November war an der westlichen Hafenböschung in fünf bis sechs Metern Tiefe eine Erdschicht weggesackt. Auch hier hatten die Verantwortlichen weitere Probleme ausgeschlossen, dennoch wird zur Sicherung des Erdreichs nun eine Spundwand eingezogen.

Indes zieht Teltows bekannteste Baustelle weiter Kreise. Der Sachverständige für Sportboothäfen, Heiner Haass aus Hannover, beobachtet die Entwicklungen aus der Ferne. Er glaubt nicht, das jemals ein Boot in Teltow anlegen wird. Haass hatte vor etwa einem Jahr den Teltower Stadtverordneten Pläne für eine Trockenmarina präsentiert, um das Projekt aus der Misere zu führen, war jedoch bei der Mehrheit der Kommunalpolitiker mit seiner Idee auf Granit gestoßen.

Die Marina werde zur Bauruine, warnt er nun erneut. Durch die Pläne, im Herbst zunächst provisorisch zu starten und übergangsweise Container für noch nicht vorhandene Toiletten und Büros aufzubauen, sieht er sich bestätigt. Dem Projekt fehle es an Struktur, so der Sachverständige.

„Die Rechnung geht nicht auf“

Noch vor einem Jahr war ihm vorgeworfen worden, dass eine Trockenmarina nicht die Intention erfülle, die Uferzone städtebaulich so zu gestalten, dass sie die naheliegende Altstadt bereichert. Durch Container sei dies noch weit weniger der Fall, meint Haass. Auch bei der derzeitigen Betreibersuche werde die Stadt nicht fündig werden, erklärt der Professor für Städtebau und Tourismusarchitektur. Das Geschäft sei nicht lukrativ.

Teltow war bisher davon ausgegangen, dass sich der bekannt defizitäre Betrieb des Bootsanlegers durch Einnahmen aus der Gastronomie und dem noch zu bauenden Winterlager kompensieren lasse. „Die Rechnung geht nicht auf“, meint jedoch der Sachverständige. Mit den Winterliegeplätzen, die deutlich günstiger vermietet werden als Sommerliegeplätze, ließen sich die Betriebskosten kaum decken, erklärte er. Entscheide sich die Stadt, den Hafen selbst zu betreiben, würden sie die hohen Zuschüsse für Betrieb und Unterhaltung des Bootsanlegers zwingen, das Projekt irgendwann zu beerdigen, erklärte Haass.

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HINTERGRUND: Aprilscherz zur Würdigung des Bürgermeisters

Die Marina hat offenbar einen oder mehrere Teltower zu einem ungewöhnlichen Aprilscherz veranlasst. In der Neuen Wohnstadt waren vor Ostern Handzettel verteilt worden. Darin wurden alle Teltower aufgerufen, Vorschläge zu unterbreiten, wie Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) für sein Engagement für den Stadthafen und die Teileröffnung der Marina im Herbst besonders gewürdigt werden kann. Als Beispiele wurden eine Büste auf dem Marktplatz oder einer Gedenkmünze genannt. Die Vorschläge sollten an den heimischen Lokalsender Teltowkanal gerichtet werden. Dem war jedoch nicht zum Lachen: Der Aufruf war gefälscht. Der Sender erstattete Anzeige und reagierte mit einer Gegendarstellung. Wer die Zettel im Namen des Senders verbreitet hat, sei bislang nicht bekannt. Große Reaktionen erzielte der Aufruf nicht. Nach eigenen Angaben erhielt die Redaktion nur eine Zuschrift. 

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