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Teltower Hafen: Das maritime Flair lässt auf sich warten

Der Bau der Teltower Hafenbrücke ist verschoben. Eine Entscheidung zur Gastronomie soll spätestens Mitte 2020 fallen. Noch immer sucht die Stadt nach einem Betreiber. 

Teltow - Stillstand am Teltower Hafen: Der Bau der Hafenbrücke wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) betont jedoch, dass die Brücke zu einem späteren Zeitpunkt auf jeden Fall gebaut werde: „Das Projekt ist in seiner Planung abgeschlossen, nur wann wir mit dem Bau beginnen können, wissen wir noch nicht.“ Die Stadtverordneten haben sich in ihrer jüngsten Sitzung dagegen ausgesprochen, erneut ein Vergabeverfahren für den Brückenneubau zu starten. Auch auf einen Betreiber für die geplante Gastronomie am Hafen wartet die Stadt nach wie vor. Im ersten Halbjahr 2020 soll diesbezüglich eine Entscheidung feststehen, wie Stadtsprecher Jürgen Stich mitteilte.

Mit der Brücke über der Hafeneinfahrt, die für Fußgänger und Radfahrer konzipiert war, sollte eine Lücke des geplanten Radwegs entlang des Teltowkanals geschlossen werden. Wie berichtet waren bei einer Ausschreibung des Bauvorhabens nur Angebote eingegangen, die die Haushaltsmittel deutlich überstiegen. Die Stadt hatte von den drei Anbietern Baukosten vorgelegt bekommen, die die eingeplanten Kosten von 1,2 Millionen Euro um mindestens das Doppelte überschritten. 

CDU ist unglücklich über die Entscheidung

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ronny Bereczki sagte auf PNN-Anfrage, seine Fraktion sei „nicht wirklich glücklich“ über die Entscheidung, den Bau der Brücke vorerst zu vertagen. Allerdings sei die wirtschaftliche Lage nicht so, dass eine Realisierung der Brücke momentan ratsam gewesen wäre. „Wir wollen schließlich auch, dass was Ordentliches dasteht und nicht etwas von minderer Qualität“, so Bereczki.

Die Teltower SPD-Fraktionsvorsitzende Christine Hochmuth sieht keinen Grund zur Eile, was den Brückenbau angeht. Da der Radweg entlang des Teltowkanals noch nicht fertiggebaut sei, habe die Brücke auch frühestens in zwei Jahren die Funktion, die Route für Radfahrer an dieser Stelle zu schließen. Bis dahin wird der Bau des Radweges mindestens noch dauern. Hochmuth geht davon aus, dass die Baupreise in den kommenden zwei Jahren sinken werden. „Zur Zeit ist es einfach unverhältnismäßig teuer“, so die SPD-Fraktionsvorsitzende.

Es gibt Kritik von den Grünen

Anders sieht das die Vorsitzende der Fraktion Grüne/Linke Iris Bonowsky. Sie glaubt nicht, dass die Baupreise in den kommenden Jahren sinken werden und ist stattdessen der Meinung, dass das Projekt Brückenbau für die Stadt „auf längere Sicht vom Tisch“ ist. Bonowskys Ansicht nach wäre die Brücke jedoch ein dringend notwendiger Bestandteil, um die Aufenthaltsqualität am Hafen für die Mehrheit der Bevölkerung zu steigern. „Nur ein sehr kleiner Teil der Menschen in der Region besitzen ein Boot“, so Bonowsky. Für alle anderen hingegen sei der Hafen nur dann ein Anziehungspunkt, wenn ein dortiger Besuch mit einem Ausflug verbunden werde, etwa als Fahrradtour oder Wanderung zu einem Hafenrestaurant oder -café. „Den Bürgern wurde eine Brücke zugesagt, auf der sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad Spielplätze und Gastronomie mit maritimem Flair erreichen können“, fährt Bonowsky fort. „Bisher gibt es allerdings nichts davon.“

Einen Investor für das Hafengebäude, das als Gastronomie betrieben werden soll, sucht die Stadt bislang ebenfalls noch vergebens. Auf mehrmalige Ausschreibungen hatte sich kein geeigneter Kandidat gemeldet. Hafenbetreiber Thomas Klemm hatte wie berichtet erklärt, die Fläche sei vielen Gastronomen zu klein, um sie wirtschaftlich zu betreiben. Zuletzt hatte die Stadtverwaltung eine freihändige Vergabe mit neuen Ausschreibekriterien angekündigt. Laut Bürgermeister Schmidt starten in Kürze Verhandlungen mit einzelnen Kandidaten, Mitte 2020 soll die Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung fallen. „Nach den jetzt geführten Gesprächen scheint die Größe der Fläche jedoch kein Problem mehr darzustellen“, so Schmidt.

Erste positive Bilanz im August

Hafenbetreiber Thomas Klemm zog im August eine positive erste Bilanz der Besucherzahlen des im Mai eröffneten Hafens. Es seien im Juni etwa 60 Gastanleger gezählt worden, im Juli seien es bereits rund 90 Boote gewesen. Ab November will Klemm auf der Fläche westlich der Marina Gewerbehallen bauen, unter anderem für ein Bootswinterlager, Werkstatt und Verkauf. Daneben soll sich auch ein Charterunternehmen vor Ort ansiedeln. 2023 soll der Hafen laut Klemm komplett fertig sein.

Die Marina Teltow hatte im Mai nach mehr als fünf Jahren Bauzeit und mehreren Terminverschiebungen eröffnet. Von ursprünglich geplanten 5,5 Millionen Euro waren die Baukosten auf 15 Millionen gestiegen.

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