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Teltow: Wohnbau statt Backwaren

Neue Baupläne für Grundstück am Sabersky-Park. Erben kämpfen weiter um Aberkennung des Denkmalstatus

Teltow - Anwohnern war sie schon länger ein Dorn im Auge. Jetzt wird die alte, inzwischen Graffiti-beschmierte Baracke am Teltower Sabersky-Park wohl tatsächlich abgerissen. Nachdem die geplante Umnutzung des DDR-Konsums zu einem Café mit Verkaufsstelle nicht genehmigt worden war, wollen die Flächeneigentümer das unliebsame DDR-Relikt beseitigen und das Flurstück verkaufen. In das neu entstandene Villenviertel am Gutspark soll sich nach Vorstellungen der Grundstücksbesitzer ein weiteres Einfamilienhaus einfügen. Im Dezember hätte die Erbengemeinschaft diesen Schritt entschieden, erklärte Rechtsanwalt und Erbenvertreter Florian Lewens den PNN.

Neu ist die Idee nicht. Schon einmal sollte das ursprünglich zum Gut Seehof gehörige Grundstück mit einem Wohnhaus bebaut werden. Die Pläne scheiterten jedoch, weil das Bauvorhaben in den angrenzenden Jacobsensteig eingriff, der die Lichterfelder Allee einst mit der 1945 zerstörten Villa des Sabersky-Schwiegersohnes Paul Mammroth verband. Seit 2011 stehen sowohl Jacobsensteig als auch der angrenzende Gutspark unter Denkmalschutz. Das Ensemble gehörte zu dem mehr als 80 Hektar großen Grundbesitz der Brüder Max und Albert Sabersky, die die Ländereien 1872 erworben, parzelliert und zwischen 1933 und 1939 mit Ausnahme des Gutshofs und der Villa an Siedler verkauft hatten. Nach einem langwierigen Restitutionsstreit erhielten die Sabersky-Erben die Flächen 2001 zurück. Die Baracke war im Mai 1975 als Backwarenverkaufs- und Poststelle eröffnet worden. Nach der Wende wurden dort Möbel, Gemüse und später auch Getränke verkauft. Seit mehr als 15 Jahren ist sie dem Verfall preisgegeben.

Erbenvertreter Florian Lewens ist zuversichtlich, dass es diesmal mit der Wohnbebauung auf dem Grundstück klappt. Das etwa 650 Quadratmeter große Areal sei zwar etwas spitz geschnitten, würde aber dennoch Platz für ein entsprechend konzipiertes Wohnhaus bieten. Inwieweit die Stadt Teltow den Plänen zustimmen kann, blieb zunächst offen. Ein neuer Bauantrag für das Grundstück läge nach Angaben von Stadtsprecherin Andrea Neumann noch nicht vor.

Erbenvertreter Lewens zufolge solle der denkmalgeschützte Jacobsensteig erhalten bleiben. Den ehemaligen Gutspark hält er aber weiter nicht für schutzwürdig. Er geht sogar davon aus, dass er seinen Denkmalstatus in Kürze verlieren wird. Wie berichtet war die Eintragung in die Landesdenkmalliste von einer Bürgerinitiative forciert worden, die den Grünzug als Teil jüdischen Kulturgutes in Teltow erhalten wollte. Sie stützte sich auf die Annahme, dass der den Gutshof umgebende Park einst von dem königlichen Hofgärtner Theodor Carl Gustav Nietner entworfen worden war. 1880 war der Plan in der Zeitschrift „Der Garten“ veröffentlicht worden. Es gäbe aber keinen einzigen Beweis dafür, dass die Pläne jemals umgesetzt worden sind, so Lewens. Derzeit ließen die Erben eine Dokumentation erarbeiten, die genau das aufzeigen soll. Grundlage bildet unter anderem ein Gutachten des Stahnsdorfer Vermessungsingenieurs Bernd Mengelkamp, der nach umfassenden Untersuchungen ebenfalls zu dem Schluss gekommen war, dass der von dem Hofgärtner entworfene Park an der Stelle nicht realisiert worden war (PNN berichteten).

Ziel der Erben ist es, auch die zum Park gehörigen Flächen zu verkaufen und zumindest teilweise zu bebauen. Es könne nicht erwartet werden, dass der Privatpark, der einer intensiven Pflege bedarf, für die Öffentlichkeit vorgehalten werde, sagte Florian Lewens. Er könne sich vorstellen, der Stadt einen Teil des Waldes zu verkaufen. Eine Kaufabsicht seitens der Stadt bestünde laut Stadtsprecherin Andrea Neumann derzeit aber nicht. Solveig Schuster

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