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Teltow wird 750 Jahre alt: Ein Dreiviertel-Millennium

Die Stadt Teltow feierte im Neuen Rathaus mit Partnerstädten ihr 750-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum gab es ein besonderes Geschenk.

Teltow- Teltow ist eine besondere Stadt in Potsdam-Mittelmark. Von den Zahlen betrachtet her ist sie die größte im ganzen Landkreis – sowohl geografisch als auch, was die Einwohner (25 000) betrifft. Aber auch für Feinschmecker kann sie mit einigem aufwarten: Bundesweite Bekanntheit verschaffen ihr die Teltower Rübchen, die auch schon Goethe geschmeckt haben sollen. Und ein weiteres Schmankerl: Auch der hiesige Käsekuchen soll – zumindest in der Region Berlin-Brandenburg – der beste sein. Am Montag feierte die Stadt im Stubenrauch-Saal des Neuen Rathauses den Start ins 750. Jubiläumsjahr.

Drei Bürgermeistergenerationen sind an diesem Mittag im Veranstaltungssaal der Stadtverwaltung vereint. Die Rede hält der amtierende, Thomas Schmidt (SPD). 13 Jahre schon betreut er dieses Amt. Eigentlich wollten Teltow und Ludwigsfelde – das 50 Jahre alt geworden ist – ihre Jubiläen zusammen feiern, sagt Schmidt. „Doch nach dem Tod von Bürgermeister Frank Gerhard ist den Leuten in Ludwigsfelde nicht zum Feiern zumute.“ Im Publikum begrüßt Schmidt anschließend vom Rednerpult unter anderem die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein und Potsdam-Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (beide SPD). Während seiner Rede greift er einen Titel einer regionalen Zeitung auf, spricht von Teltow als „Patchwork-Teppich“. Aber ein bunter und moderner Flickenteppich, findet der Bürgermeister. Weiter führt er aus: In Teltow herrsche eine Stadtkultur der „Toleranz und Solidarität.“ Natürlich weiß er an diesem Tag nur Positives zu berichten, und schließt ebenso lobend auch seine Rede: „Teltow, dein größtes Geschenk sind deine Bürger.“

Landrat Blasig: "Teltow wird eine hervorragende Entwicklung nehmen"

Der Nächste am Mikrofon ist der anfangs begrüßte Wolfgang Blasig. 58 Jahre lang habe ihn die Stadt geprägt. Also sein ganzes Leben lang, seitdem er nach dem Zwangsaufenthalt seiner Eltern in der UdSSR nach Deutschland zurückkehrte. Wie Bürgermeister Schmidt blickt auch er positiv in die Zukunft der Stadt. Teltow sei eine Stadt mit Potenzial. „Ich bin mir sicher, die Stadt wird weiter eine hervorragende Entwicklung nehmen“, resümiert Blasig.

Ein besonderer Hingucker an diesem Ostermontag ist das von Jean-Paul Lecoq, Bürgermeister von Teltows Partnerstadt Gonfreville l’Orcher in Frankreich, mitgebrachte Geschenk: ein Roboter – wegen der Innovationsfreudigkeit der Stadt. Freundlich lächelnd schaut das metallene Geschenk drein. Von Teltows Bürgern wird er mit einem tosenden Applaus willkommen geheißen – ein Geschenk, das eingeschlagen hat. Ganz vergessen hat sein Geschenk hingegen der Bürgermeister der deutschen Partnerstadt Ahlen, Benedikt Ruhmöller (CDU). Nun soll es auf postalischem Wege nachgereicht werden.

Bewegte Stadtgeschichte

Wie das Computerspiel ,Anno’“ beschreibt Schmidt die Geschichte Teltows: Besiedelung, Wachstum, aber auch Brände oder die Pest gehören zur Stadthistorie. Im Zuge der Pest im frühen 17. Jahrhundert sei fast die Hälfte der Teltower gestorben. Und im Jahr 1711 habe ein Großbrand fast die gesamte Stadt zerstört, lediglich einige wenige Häuser seien übrig geblieben. Bei Weitem nicht nur diesen kurzen Abschnitt in der 750-jährigen Stadthistorie haben Teltower Schüler in einem Buch unter dem Titel „Eine Stadtgeschichte – geschrieben von Schülern“ zusammengefasst. Darin geht es auch um die Judenverfolgung während der NS-Zeit und ums Teltower Leben an der Mauer und nach deren Fall. Die Stadtchronik verteilt sich auf insgesamt 140 Seiten, elf der 16 Kapitel wurden von Abiturienten des Vicco-von-Bülow-Gymnasiums verfasst. Ein Beitrag stammt von Mittelstufe-Schülern der Mühlendorf-Oberschule. Auf den Weg gebracht hat das Projekt auf Initiative der städtischen Kulturabteilung der Geschichtslehrer Gregor Wilkening, indem er an der Bülow-Schule den Seminarkurs „750 Jahre Teltow“ ins Leben rief. Ihre Ergebnisse realisierten die Schüler auch in einer Plakat-Ausstellung. Das Immanuel-Kant-Gymnasium hat sich im Unterrichtsfach „Wirtschaft-Arbeit-Technik“ mit der Industriegeschichte der Stadt beschäftigt, und ebenfalls ein Plakat mit Firmendarstellungen beigesteuert.

Heute profitiert Teltow vor allem durch seine Nähe zu Berlin und die daraus resultierenden vielen Pendler. Schon in naher Zukunft könne die Stadt auf bis zu 40 000 Einwohner anwachsen, merken sowohl Blasig als auch Ahlens Bürgermeister Ruhmöller an. Um den Starttag ins Jubiläumsjahr ausklingen zu lassen, wird im Anschluss an einen Auftritt der Schülerband revamped im angrenzenden Restaurant „Böfflamott“ Kuchen serviert, Käsekuchen – und zwar vom mehrfachen Käsekuchenmeister Berlin-Brandenburgs, Thomas Neuendorff aus Teltow. Teltow kann eben nicht nur Rübchen.

Die Ausstellung ist bis 28. August im Erdgeschoss des Neuen Rathauses, Marktplatz 1–3, zu sehen. Das Buch „Eine Stadtgeschichte“ gibt es ab heute kostenlos in der Tourist Information eine Etage höher.

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