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Austausch. Beim französischen Partner steht ein Teltower Mauerstück.

© promo

Teltow und China: Städtepartnerschaft abgesagt

Die chinesische Millionenstadt Langfang beendet die Gespräche mit Teltow über die Städtepartnerschaft. Doch es gibt bereits eine neue Anfrage.

Teltow - Es war von Beginn an ein ungleiches Paar: Die nordchinesische Millionen-Metropole Langfang und das vergleichsweise kleine Teltow. Dennoch verfolgten beide seit gut einem Jahr Pläne für eine gemeinsame Städtepartnerschaft. Nun steht jedoch fest: Die gewünschte Liaison wird es nicht geben. „Leider war der Versuch, die avisierten partnerschaftlichen Beziehungen aufzubauen, nicht von Erfolg gekrönt“, erklärte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung.

Das Interesse an einer deutsch-chinesischen Städtepartnerschaft besteht aber fort. Wie der Bürgermeister weiter erklärte, läge inzwischen eine neue Anfrage von chinesischer Seite vor. Diesmal aus der Region Rudong, einem aus 15 Großgemeinden bestehenden Kreis der bezirksfreien Stadt Nantong in der Provinz Jiangsu. Derzeit bereite die Verwaltung auf Basis des bisherigen Vertragsentwurfs eine neue Beschlussvorlage vor, über die in den nächsten Gremiensitzungen der Stadt Teltow beraten werden soll.

Bedenken wegen der Diskrepanz in der Größe der beiden Städte

Vor gut einem Jahr war die knapp vier Millionen Einwohner zählende bezirksfreie Stadt Langfang mit dem Wunsch nach einer Städtepartnerschaft an Teltow herangetreten. Im Sommer 2016 hatten die Stadtverordneten die Teltower Verwaltung beauftragt, einen entsprechenden städtebaulichen Vertrag vorzubereiten und mit den Chinesen in Gespräche über die gewünschte Partnerschaft einzutreten. Seit der Beschlussfassung habe es „einen Schriftwechsel mit Vertretern der Region gegeben“, sagte Schmidt. Auch der geforderte Vertragsentwurf sei vorbereitet und ausgetauscht worden, dann hätten die Chinesen jedoch „ihre Bemühungen eingestellt“. Aufseiten der Region Langfang hätte der politische Wille zur Fortsetzung des Austauschs gefehlt. Nähere Gründe dafür nannte der Bürgermeister nicht.

Zuvor hatte unter anderem der Verein „Teltow ohne Grenzen“ aufgrund der Diskrepanz in der Größe beider Städte Bedenken erhoben und sich zudem an den vordergründig wirtschaftlichen Interessen der Chinesen gestört. Nach einem den Teltowern vorgelegten Ideenpapier verfolgten die Chinesen in der Umlandkommune Pläne für ein „Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin“ (TCM). Ein weltweit führender Hersteller von TCM-Produkten soll Interesse am Grundstückskauf in Teltow gehabt haben (PNN berichteten).

Teltow im Fokus chinesischer Investoren

Auch darüber hinaus war Teltow im vergangenen Jahr verstärkt ins Interesse chinesischer Investoren gerückt. Diese kamen auch aus der Region Rudong. Bereits Mitte September 2016 hatte eine Delegation aus dem chinesischen Kreis die Stadt Teltow besucht und sowohl dort als auch beim Sportclub in Potsdam Pläne für eine Artistenschule vorgestellt. In der Folge unterzeichneten Brandenburgs größter Sportverein, Rudong und der Investor, die chinesische Nantong Circus Performing Arts Co., eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung. In einem ersten Schritt war eine gemeinsame Tanzshow entstanden, die zusammen erarbeitet und vor Kurzem im Berliner Admiralspalast unter dem Titel „Der Garten Eden“ aufgeführt worden war.

Nach aktuellsten Plänen soll die damals bereits avisierte Artistenschule nunmehr in Potsdam entstehen. Derweil streben die Investoren aus Rudong Zeitungsberichten zufolge in Teltow den Bau einer mehrere Tausend Personen fassenden Mehrzweckhalle für Sport- und Galaveranstaltungen an. Auch von einem Zentrum für Traditionelle chinesische Medizin ist weiterhin die Rede.

Im Vorderungrund bei Partnerschaften: Kulturaustausch und Jugendarbeit

Das Vorhaben stehe jedoch in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der in Rede stehenden Städtepartnerschaft, betonte Teltows Stadtsprecherin, Andrea Neumann. Derzeit würde es in Deutschland rund 110 Städte geben, die partnerschaftliche Beziehungen zur Volksrepublik China pflegen, sagte sie. In der internationalen Politik würden die Städte zunehmend als unverzichtbare Akteure für eine friedliche und nachhaltige Entwicklung wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund sehe auch Teltow eine solche Städtepartnerschaft als sinnvoll an.

Für Teltow wäre es bereits die vierte Städtepartnerschaft. Die erste partnerschaftliche Beziehung hatte sich kurz nach der politischen Wende zur nordrhein-westfälischen Stadt Ahlen im Münsterland entwickelt. Sie besteht seit 1991. Acht Jahre später unterzeichneten Teltow und die französische Stadt Gonfreville l’Orcher einen Partnerschaftsvertrag, 2006 kam die polnische Stadt Zagan hinzu. Im Vordergrund der städtischen Beziehungen stehen bisher der Kulturaustausch und die Jugendarbeit. Beides wird durch den 2002 gegründeten Verein „Teltow ohne Grenzen“ gefördert.

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