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Halima Farah und ihre Familie haben sich nach vier Jahren in Teltow gut eingelebt. Nun muss die somalische Familie das Flüchtlingsheim verlassen - und wahrscheinlich nach Brandenburg/Havel ziehen.

© A. Klaer

Teltow: Schwieriger Umzug für Flüchtlingsfamilie

Die somalische Flüchtlingsfamilie Farah muss das Teltower Heim verlassen. Sie wollen in der Stadt bleiben, weil sie hier endlich angekommen sind. Doch die Suche nach einer neuen Wohnung in Teltow ist schwierig, weil immer neue Hürden auftauchen.

Potsdam - Die somalische Familie, die das Flüchtlingswohnheim in der Potsdamer Straße 5 derzeit noch bewohnt und von Zwangsräumung bedroht war, sucht weiterhin nach einer Sozialwohnung in Teltow. „Ich habe mehrere Vermieter angerufen und auch demnächst einen Besichtigungstermin“, so Halima Farah. Sollten sie in Teltow in den kommenden Tagen nichts finden, müssen die Farahs in eine Wohnung in Brandenburg/Havel ziehen, die der Landkreis ihnen angeboten hat. Für anerkannte Flüchtlinge, die die Wohnheime verlassen dürfen, ist es nach PNN-Recherche im Landkreis generell schwer, eigene Wohnungen zufinden.

Es gibt offenbar doch noch Sozialwohnungen in Teltow

Der Landkreis hatte der fünfköpfigen Familie Farahs Hilfe bei der Wohnungssuche angeboten, nachdem diese kurzfristig erfahren hatte, dass sie nach der Schließung des Heims nicht in eine andere Flüchtlingsunterkunft in Teltow würde umziehen können. Obwohl es in der Stadt freie Sozialwohnungen gibt, hatte der Kreis angegeben, dort keinen Wohnraum für die Familie gefunden zu haben. „Ein Vermieter darf sich seine Mieter aussuchen“, hatte Schwinzert hierzu erklärt. „Das stellt regelmäßig leider noch eine besondere Hürde für Geflüchtete dar.“

In den Übergangswohnheimen des Kreises leben derzeit 1 211 Personen. Davon fallen 794 unter das Asylbewerberleistungsgesetz, 417 beziehen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II). Letztgenannte könnten eine Wohnung beanspruchen, die als angemessen hinsichtlich Größe und Kosten gilt.

"Bei einigen Vermietern ist es einfach Rassismus"

Kirstin Neumann, Mitarbeiterin der Beratungsstelle Flüchtlingsrat Brandenburg, ist genau wie Schwinzert der Ansicht, dass Geflüchtete bei der Suche nach einer Wohnung häufig Vorurteilen begegnen. Bei geduldeten Flüchtlingen hätten Vermieter teilweise Angst, im Falle einer Abschiebung auf den Mietkosten sitzen zu bleiben. Sie forderten deshalb oft einen privaten Bürgen, ehe sie einem Mietverhältnis zustimmten. „Das ist natürlich eine große Hürde für Geflüchtete.“ Solche Fälle zählen laut Neumann allerdings zu den harmloseren. „Bei einigen ist es einfach Rassismus“, sagt die Mitarbeiterin des Flüchtlingsrats. „Vermieter behaupten zum Beispiel, dass kulturelle Unterschiede zu Problemen mit den Nachbarn führen würden oder dass die Geflüchteten nicht in der Lage seien, die Wohnung sauber zu halten.“

Derartige Fälle beschreibt auch eine Broschüre zu „Rassismus auf dem Wohnungsmarkt“, die die Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Januar dieses Jahres herausgegeben hat. Geflüchtete hätten oft bereits Schwierigkeiten, auf dem freien Wohnungsmarkt auch nur einen Besichtigungstermin zu bekommen, etwa wegen eines ausländisch klingenden Nachnamens. Andere Mietangebote würden „bei persönlicher Vorsprache plötzlich teurer“, heißt es in der Broschüre, sodass die Miete für die Geflüchteten nicht mehr bezahlbar sei.

Der Wohnungsmarkt sei leer gefegt

Hans Hansen – der Leiter des Ankerhauses in Caputh, in dem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht sind – glaubt hingegen nicht, dass Diskriminierung durch Vermieter in der Region Potsdam-Mittelmark eine große Rolle spielt: „Der Markt ist einfach leer gefegt.“ Doch es gebe auch Hoffnung: Immerhin habe er nach langer Suche gerade erst drei Ankerhaus-Bewohnern zu eigenen Wohnungen in Michendorf verhelfen können.

Auch die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin Ulla van Dorp hat in Potsdam-Mittelmark bisher keine offenen Vorbehalte von Vermietern und Wohnungsgenossenschaften gegenüber Flüchtlingen wahrgenommen. Die ehemalige Grundschullehrerin gibt alleinstehenden männlichen Flüchtlingen in einem Teltower Heim Deutschunterricht. Daneben unterstützt sie die Männer auch bei der Wohnungssuche. Dass die teils sehr lange dauere, kann allerdings auch sie bestätigen. Als das größte Problem dabei empfindet sie allerdings die deutsche Bürokratie. „Ich selbst kann die Briefe teilweise schon nicht verstehen, die diese Männer bekommen“, so die ehrenamtliche Helferin. „Wenn ich mir vorstelle, ich müsste dann noch in einer fremden Sprache kommunizieren und lernen, wie die Behörden in einem mir fremden Land überhaupt funktionieren – das wäre für mich wahrscheinlich die größte Hürde.“

Familie Farah hat sich in Teltow integriert

Ähnlich geht es offenbar derzeit Halima Farah, die als Mutter dreier Kinder im Alter von einem, drei und vier Jahren gern in der Umgebung bleiben würde, in der sich die Familie in den vergangenen vier Jahren integriert hat. „Für meine Kinder wäre es das Beste, wenn sie weiter in Teltow in die Kita gehen können, wo sie sich eingelebt und Freunde gefunden haben.“ Zur Not würde die Familie allerdings auch in die Stadt Brandenburg ziehen, um einer Verlegung in ein ländlicheres Heim in Brück zu entgehen.

Die aktuelle Kommunikation mit den Sozialarbeitern des Landkreises verläuft offenbar schleppend. So hatte Farah am gestrigen Dienstagvormittag noch nicht einmal die Adresse der Brandenburger Wohnung mitgeteilt bekommen, in die sie demnächst ziehen soll. Auch über die Verzögerungen durch Personalengpässe in der dortigen Wohnungsgesellschaft hatte sie anscheinend niemand informiert. „Mir hat niemand gesagt, wie lange wir noch hier im Heim bleiben können und wann wir nun ausziehen müssen.“

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