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Teltow: Neue Tower für TelTown

Der Malerfürst Markus Lüpertz hat Teltow verlassen. Nun gibt es bereits doch Baupläne für das ehemalige Künstler-Areal: Ein Mehrgeschosser nach kanadischem Vorbild ist geplant.

Teltow - Die Anwohner im Mühlendorf reiben sich verwundert die Augen. Eben noch hieß es, dass es für das kürzlich von Maler Markus Lüpertz geräumte Areal in der Teltower Kanada-Allee noch keine Baupläne gibt, schon klafft auf dem früheren Atelier-Gelände ein riesiges Loch. Am Zaun hängt ein Bauschild mit einer großen Planskizze. Danach soll im Frühjahr 2018 auf dem Grundstück ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit 46 Wohnungen und acht Gewerbeeinheiten entstehen. Grund zur Aufregung bestehe der Bauaufsicht zufolge aber nicht. Seit einigen Tagen liege ein entsprechender Bauantrag vor, über den jetzt Ämter und Behörden beraten werden, erklärt Landkreissprecher Kai-Uwe Schwinzert.

Alte Fundamentplatten sind offenbar noch Relikte von Markus Lüpertz

Der Bauherr, die Kanada-Allee Projektentwicklungs GmbH, hatte zunächst damit begonnen, das künftige Baufeld vorzubereiten. Ein Anwohner, der nicht namentlich genannt werden will, beobachtete, wie Spezialbagger „Altlasten in Form von großen Betonteilen aus dem Boden hoben“, sich Schwertransporter durch die Kanada-Allee und Alma-Straße schoben. Die Arbeiten seien Schwinzert zufolge aber noch der Räumung des Grundstücks zuzuschreiben. Offenbar seien hier mit alten Fundamentplatten Relikte des von Maler Markus Lüpertz einst auf dem Areal errichteten Ateliers geborgen worden.

Aufgrund des noch laufenden Genehmigungsverfahrens will der Bauherr auf seine Pläne öffentlich noch nicht näher eingehen. Mit den fünfgeschossigen Türmen, die auf einer Geschäftszeile fußen und durch diese mit einander verbunden sind, orientiert sich das Vorhaben jedoch eng am vorliegenden Bebauungsplan. Dieser sieht auf dem Lüpertzschen Baufeld einen ein- bis zweigeschossigen Mittelteil sowie Zwei- bis Siebengeschosser an den Seiten vor. Doch in Stein gemeißelt ist nach Ansicht des Stadtverordneten Rolf Kasdorf (B.I.T.) nichts. Für Geschoss-Bauten sehe er aber grundsätzlich Bedarf. Untersuchungen zufolge könnte die stark wachsende Stadt bis zu 10 000 und damit noch mindestens 3000 solcher Wohnungen gebrauchen, sagt er.

Markus Lüpertz hatte für seine imposante Atelier-Halle eine Befreiung von den Festsetzungen im Bebauungsplan beantragt. Dem entsprach die Stadt, da diese mit einer Höhe von 7,30 Metern gut und gerne einem zweigeschossigen Bau entsprach.

"Für Deutschland einmaliger Wohnpark"

Entworfen hatte die Pläne für das Mühlendorf oder auch „TelTown“ einst der kanadische Immobilien-König Robert J. Campeau. Seiner eigenen Erzählung nach will Campeau auf einem Hubschrauber-Rundflug entlang der Berliner Grenze die riesige Brache am Stadtrand für sich entdeckt haben, erinnert sich der langjährige Stadtverordnete Rolf Kasdorf. Der international bekannte Kanadier war schon 70, als er 1994 nach Teltow kam und die rund 33 Hektar große Fläche übernahm, um dort einen „für Deutschland einmaligen Wohnpark“ zu errichten. Über 100 verschiedene Haustypen, vom Sechsgeschosser bis zur Landhausvilla mit bis zu 1500 Wohnungen, sollten auf dem Teltower Acker entstehen, mit viel Grün und künstlichem See.

Letztlich aber wurde nur ein Bruchteil des Vorhabens umgesetzt. Von vier geplanten Towern wurden Mitte der 1990er-Jahre nur die beiden Siebengeschosser realisiert, die sich gegenüber dem späteren Atelier-Grundstück und dem jetzt geplanten Mehrgeschosser erstrecken. Rundum entstanden Reihenhäuser, die sich zu dieser Zeit noch schwer vermarkten ließen. Campeau hatte sich dazu die Mühlendorf GmbH & Co KG ins Boot geholt, geriet in Schwierigkeiten und verabschiedete sich schließlich von dem Großprojekt. Die Reihenhäuser fanden weiter keine Abnehmer. „Ein ganzer Schwung Wohnungen musste später zwangsversteigert werden“, weiß Kasdorf. Sie sollen erhebliche Baumängel gehabt haben.

Mieter kämpfen mit Baumängeln

Dann versuchte die WestLB das Vorhaben in modifizierte Form fortzuführen, bevor 2006 das Kieler Bauunternehmen DesignBau (heutige CD Deutsche Eigenheim) auf den Plan trat und versprach, rund 80 Millionen Euro in 400 Ein- und Mehrfamilienhäuser im Mühlendorf zu investieren. In mehreren Bauabschnitten sind die Reihen- und Doppelhäuser entstanden, die zuletzt gebauten wurden an einen Immobilienfonds sowie die Ärzteversorgung Niedersachsen verkauft, bei denen sich auch heute noch Mieter wegen Baumängeln, vor allem aber überzogener Heizkosten beklagen (PNN berichteten).

Der Künstler Markus Lüpertz ging zur gleichen Zeit mit der DesignBau eine besondere Liaison ein. Im Auftrag des Bauunternehmens entwarf der langjährige Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie Elemente und Skulpturen, mit denen die DesignBau zentrale Plätze ihrer vorwiegend in den Speckgürteln deutscher Großstädte liegenden Baugebiete schmückte. Lüpertz „Athene“ ziert seit einigen Jahren den Teltower Sakatoonplatz. Zuvor hatte der Künstler sein Atelier aus ehemaligen Baucontainern auf einem Baufeld der DesignBau errichtet, später dort noch eine Halle aus Glas und Holz gebaut.

Die Stadt Teltow äußert sich nicht weiter

Nach dem spektakulären Kunstraub im Dezember 2015, der nicht aufgeklärt werden konnte, fühlte sich der 75-jährige in Teltow nicht mehr wohl. Vor wenigen Wochen verschwand er – samt Atelier (PNN berichteten).

Die Stadt will sich zu den neuen Bauplänen auf dem leer geräumten Grundstück zunächst nicht weiter äußern. Sie werde zum Bauantrag Stellung nehmen, auch werde der Antrag noch in den Gremien beraten, kündigte Stadtsprecherin Andrea Neumann an.

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