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Mitfahrbank in Speicher. Die Grünen wollen das auch in Teltow haben.

© Caritas

Teltow: Mit dem Klappschild zum Ziel

Teltows Grüne wollen mit der „Mitfahrerbank“ eine Idee aus Rheinland-Pfalz übernehmen – und treffen auf geteiltes Echo.

Teltow - Die Idee stammt aus der Gemeinde Speicher in Rheinland-Pfalz. Jetzt haben die Grünen beantragt, auch in Teltow sogenannte Mitfahrerbänke aufzustellen. In Speicher stehen elf dieser türkisfarbenen Bänke an markanten Punkten der Stadt und in den Dörfern rundherum. Menschen auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit können mit einem Klappschild die gewünschte Fahrtrichtung angeben, Autofahrer wissen, ob das Anhalten Sinn macht.

Der Caritasverband Westeifel hat für die Erfindung vor anderthalb Jahren den Publikumspreis des „Orange Social Design Award“ von Spiegel Online gewonnen. Inzwischen haben Gemeinden aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die Idee übernommen, eine Ergänzung zu Bus und Bahn. Was anderswo funktioniert, sollte auch in Teltow klappen, meint nun die Grünen-Fraktion.

„Teile Teltows und seiner Außenbezirke sind an den ÖPNV nur unzureichend oder gar nicht angebunden“, heißt es in einem Beschlussantrag für die Stadtverordnetenversammlung. „Die daraus resultierenden, oft ungenügenden Mobilitätsmöglichkeiten peripher wohnender Teltower können mittels solcher Mitfahrerbänke kostengünstig und wirksam verbessert werden.“ Ziele für Mitfahrende könnten der S-Bahnhof, das Rathaus, Potsdam oder Berlin sein.

Zur Finanzierung der Bänke sehen die Grünen genug Bankreserven und denken auch, dass sich Sponsoren beteiligen würden. „Zum Beispiel wäre es vorstellbar, dass ein in Teltow ansässiges Gartencenter eventuell bereit sein würde, eine solche Bank zu finanzieren und vor seinem Gartencenter in der Ruhlsdorfer Straße aufzustellen“, wie es im Antragstext heißt. „Auch große Einkaufscenter sind als Sponsoren denkbar.“ Der Bürgermeister soll nun beauftragt werden, den Vorschlag zu prüfen und zeitnah umzusetzen. Als mögliche Orte für Mitfahrerbänke sehen die Grünen zum Beispiel Ruhlsdorf, Sigridshorst und den Rathausplatz.

Bei den Stadtverordneten trifft die Idee auf ein geteiltes Echo, in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses wurde sie per Stimmenpatt abgelehnt. FDP-Mann Hans-Peter Götz konnte dem Gedanken noch einiges abgewinnen, schlug ergänzend den S-Bahnhof als Standort für die türkisfarbene Bank vor. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) fand hingegen, dass die Idee eher in den ländlichen Raum passt, nannte auch das Thema Sicherheit. Der Gedanken, eine Mitfahrerbank am S-Bahnhof aufzustellen, gefiel ihm noch aus einem anderen Grund nicht: „Taxifahrer werden das nicht so witzig finden.“ Zudem habe die Region ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz, auch wenn es „an den Rändern mal knirscht“.

Auch die sachkundige Einwohnerin Iris Bonowsky fand, das sei eher was für kleine Nordseeinseln, wo jeder jeden kennt, als für den Ballungsraum. „Jugendlichen vermittelt das womöglich das trügerische Gefühl von Sicherheit, wenn die Stadt so was aufstellt.“ Andrea Scharrenbroich (SPD) stimmte zu: Sie würde ihre Tochter ungern auf so einer Bank sitzen sehen. „Wir sind ja auch Durchgangsstadt, da fehlt völlig die soziale Kontrolle.“

Zwar konnte sich Jutta Neißer vom Seniorenbeirat mit der Idee noch anfreunden. Bei einem Seniorenausflug ins Schweinemuseum Ruhlsdorf seien wegen der miesen Busverbindungen kaum Teilnehmer gekommen. Für eine Mehrheit reichte es im Finanzausschuss aber nicht. Der Ruhlsdorfer SPD-Mann Michael Schmelz hielt am Schluss entgegen, dass sich die Busanbindung für Ruhlsdorf sehr verbessert hat, die Busse inzwischen stündlich fahren. „Wenn man mal zum Arzt muss, dann fragt man einen Nachbarn, das klappt auch ohne Mitfahrerbank.“ Vom Tisch ist die Idee mit dem Votum nicht, am Ende entscheiden die Stadtverordneten am 13. Juli. 

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