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Stefan Overkamp vom ADFC auf dem Radweg am Teltower Damm/Ecke Zehlendorfer Straße. Ein gutes Durchkommen gibt es hier nicht.

© Johanna Bergmann

Teltow: Kein Durchkommen am Teltowkanal

Der Radweg am Teltower Ufer wird als alternative Route dringend benötigt. Die Baumaßnahme liegt vorerst aber wieder auf Eis, da ein Antrag auf Fördermittel abgelehnt wurde.

Teltow - Für die einen ist es eine Alternative, um Radler sicher durch die Stadt zu führen, für andere die überfällige Schließung einer Lücke im Wegenetz. Seit Jahren kämpfen Initiativen wie die Interessensgemeinschaft Teltowkanalaue oder der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club um einen Rad- und Wanderweg entlang des Teltowkanals. Er soll künftig nicht nur die Region zwischen Berlin und Griebnitzsee durchgehend verbinden, sondern dazu beitragen, den Kanal touristisch aufzuwerten und zu erschließen. Nach einer neuerlichen Fördermittelabsage ist das Projekt vorerst jedoch weiter in die Ferne gerückt.

Schon vor sieben Jahren hatten die drei Umlandkommunen Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf einen Grundsatzbeschluss zum Ausbau des Uferweges gefasst. Während auf Kleinmachnower Seite inzwischen Teile realisiert und weiter geplant werden und auch Stahnsdorf einen Bebauungsplan für die Uferentwicklung aufgelegt und inzwischen öffentlich ausgelegt hat, kommt der Radwegausbau auf Teltower Seite nicht so recht ins Rollen. Statt attraktiver Wanderroute durchzieht sich hier entlang des Kanals weiter ein unwegsamer Trampelpfad.

Kein Geld für Teltow

Zwar hatten sich die drei Kommunen im Rahmen des Stadt-Umland-Wettbewerbs mit dem Projekt „Teltowkanalaue – ein Park für die Region“ beim Brandenburger Infrastrukturministerium um eine Förderung beworben. Nun steht aber wie berichtet fest: Aus diesem Topf wird kein Geld nach Teltow oder in die Nachbargemeinden fließen. Die Bewerbung wurde negativ beschieden.

Zu den Gründen will sich das Infrastrukturministerium vor einem Gespräch mit der Stadt und ihren Kooperationspartnern nicht öffentlich äußern. Wie auf der Informationsseite zum Wettbewerb nachzulesen ist, soll die Bewerbung wegen formaler Mängel gescheitert sein. Die Stadt wolle nun nach weiteren Fördermöglichkeiten Ausschau halten, um das „Vorhaben auf mittelfristige Sicht umzusetzen“, sagte Stadtsprecherin Andrea Neumann den PNN.

Als Alternative zur vielbefahrenen Oderstraße

Ein mittelfristiger Ausbau des Radweges ist für den Sprecher der Teltower Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Stefan Overkamp, jedoch keine Option. Er hatte die Teltowkanal-Route erst kürzlich als Alternative zum Radweg entlang der vielbefahrenen Oderstraße ins Gespräch gebracht, nachdem auf der unübersichtlichen und gefährlichen Strecke erneut ein Radler bei einem Unfall schwer verletzt worden war.

Wer sich auf dem Radweg entlang des Gewerbegebietes in eine der beiden möglichen Richtungen bewegt, wird schnell von der Notwendigkeit des Handelns überzeugt. Entgegenkommende Radfahrer, Lieferwagen, die Radweg und Sicht versperren, Autos, die auf dem Weg zu und von den Parkplätzen der zahlreichen Einkaufs- und Supermärkte im angrenzenden Gewerbegebiet TechnoTerrain den Radweg queren. Auf dem Teilstück zwischen Betonwerk hinter der Marina-Baustelle und Warthestraße an der Rammrath-Brücke gleicht die Strecke einem Hindernisparcours.

Kann sich die Stadt zu einer kurzfristigen Lösung durchringen?

Hier werde Rad- wie Autofahrern eine hohe Konzentration abverlangt, die nicht wenige überfordere, sagte Overkamp. Er hofft, dass die Stadt sich doch zu einer kurzfristigen Lösung durchringen kann, etwa Radfahrern die Möglichkeit einzuräumen, zumindest auf der gegenüberliegenden Seite die Fahrbahn zu benutzen. Der Radweg entlang des Kanals sei zudem erforderlich, um die Situation an der Oderstraße zu entschärfen.

Wie entspannt das Radeln auf einem solch ausgebauten Rad- und Uferweg im Grünen und entlang des Wassers sein kann, lässt sich auf dem ehemaligen Kolonnenweg nachempfinden. Der mit einer drei Meter breiten Bitumendecke ausgebaute Radweg führt von der Knesebeckbrücke durch Teltow-Seehof bis nach Berlin-Steglitz und war vor etwa zehn Jahren als erstes Teilstück im Rahmen des Projektes „Berliner Mauerweg“ angelegt worden. Aus Richtung Berlin endet die Fahrt derzeit jedoch am Teltower Damm.

Wer weiter und die Straße überqueren will, muss zunächst vom Sattel steigen, sein Rad links entgegen der Fahrtrichtung zum Kreisel führen, dort die Straße queren und kann dann in der Oderstraße seine Reise fortsetzen. Es fehlt ein direkter Übergang, sagte Overkamp. Besser noch wäre eine Unterführung an der Knesebeckbrücke, die jedoch aus Kostengründen derzeit nicht realistisch sei.

Brücke soll über der Hafeneinfahrt entstehen und Radwege verbinden

Der über die Knesebeckbrücke führende Teltower Damm ist jedoch nur eine Hürde, die die Weiterführung des asphaltierten Radwegs derzeit verhindert. Wer sich entlang des Wassers durch unwegsames Gelände geschlagen hat, wird unweigerlich an der Baustelle der Marina wieder auf die Oderstraße geleitet. Noch ist hier nichts als Böschung, Gras- und Ödland. Ist der Hafen einmal gebaut, soll eine Brücke über der Hafeneinfahrt die noch zu bauenden Radwege verbinden. Sie war eine zentrale Forderung des Beirats, der zur Gestaltung der Teltowkanalaue gebildet worden war. Dass die Brücke tatsächlich gebaut wird, davon sind inzwischen aber nicht mehr alle überzeugt.

Das Rathaus versichert unterdessen, dass die Hafenbrücke weiter „unabdingbarer Bestandteil der Planungen“ für den Radweg sei. Allerdings, so Stadtsprecherin Neumann, könne sie erst geplant und gebaut werden, wenn der Hafen weitestgehend fertig ist. Mit dem verzögerten Bau lässt auch die Brücke weiter auf sich warten. Zudem müssen spätere Planungen noch mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt abgestimmt und von der Landesbehörde genehmigt werden, teilte diese mit, da sie aus fachlicher Sicht bestimmte Anforderungen an das Bauwerk, etwa hinsichtlich der Höhe und Statik habe.

Zudem gilt es, auch jenseits der Marina unterschiedliche Interessen zu vereinen. Der Platz für einen Rad- und Wanderweg entlang des Kanals sei zwischen Knesebeckbrücke und Zehlendorfer Damm durchgehend da, erklärte zwar ADFC-Sprecher Overkamp. Doch würde der Radweg einerseits bereits angelegte Gärten vor den Speicherhäusern in der Nieplitzstraße, andererseits Teile von Grundstücken im Gewerbepark TechnoTerrain beanspruchen und möglicherweise Flächeneigentümer in ihren Nutzungsvorstellungen beschneiden.

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