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Abgeholzt. Von der einst durchgehenden Allee (o.) hat ein Bauherr sieben Bäume gefällt – mit Genehmigung des Kreises.

© privat

Teltow: Kahlschlag für den Wohnungsbau

In Teltow wurden sieben Bäume einer geschützten Allee gefällt. Dort sollen mehrere Mehrfamilienhäuser entstehen. Naturschützer befürchten nun, dass der Bauherr weitermachen wird.

Teltow - Die geschützte Baumallee auf dem Gelände der ehemaligen Villa Töpfer in der Potsdamer Straße in Teltow ist teilweise zerstört. Noch bevor Naturschutzverbände ihr Veto einlegen konnten, hat der Bauherr, der auf dem Areal hinter dem Friedhof drei Mehrfamilienhäuser errichten will, die Säge angesetzt und sieben der 24 unter Schutz stehenden Allee-Bäume gefällt. „Ein Skandal“, sagt der Grünen-Politiker Eberhard Adenstedt. Er wirft dem Landkreis Potsdam-Mittelmark vor, untätig zuzusehen. Setzt der Bauherr seine Pläne ungehindert fort, könnten Adenstedt zufolge noch weitere Bäume der Allee fallen.

Bereits vor Wochen hatte der Teltower Stadtverordnete öffentlich moniert, dass das vor Ort geplante Wohnquartier in ein jahrhundertealtes, ortsbildprägendes Baum-Ensemble eingreife. Unterstützung bekam er dabei vom Teltower Heimatverein. Dessen Vereinsvorsitzender Peter Jäckel verwies auf die Geschichte des Areals mit früherem Gutshaus und Fabrikgehöft und warb dafür, die Lindenallee und einige im Halbrund angeordnete Eichen zu erhalten. Wie berichtet sollen auf dem Areal zwischen Striewitzweg und Potsdamer Straße drei Mehrfamilienhäuser mit 44 Eigentumswohnungen, Tiefgarage und Ladengeschäften entstehen. Der Bauherr selbst sah sich in dieser Woche zu einer Stellungnahme nicht in der Lage. Die PS Prima Service GmbH hatte im September mit den Arbeiten begonnen und zuletzt betont, den historischen Baumbestand erhalten und lediglich am Straßenrand einige Bäume beseitigen zu wollen. Das Unternehmen hatte das Grundstück eigenen Angaben zufolge erst kürzlich mit bereits erteilter Baugenehmigung erworben und sei nicht am Antragsverfahren beteiligt gewesen.

Stadt Teltow sieht sich nicht zuständig - und verweist auf den Kreis

Adenstedt hatte versucht, die Bäume per Antrag an die Stadtverordnetenversammlung zu sichern und im Bebauungsplan als Baumstandorte festzusetzen. Er gehe weiter davon aus, dass acht im Halbkreis angeordnete Eichen und Kastanien in der weiteren Bearbeitung des Bebauungsplanes berücksichtigt werden können. Die Stadt sieht sich für andere Bäume nicht zuständig. „Da es sich um eine nach dem Naturschutzgesetz geschützte Allee handelt, liegt die Zuständigkeit bei der Unteren Naturschutzbehörde Potsdam-Mittelmark“, erklärte Stadtsprecherin Andrea Neumann. Die Kreisbehörde hätte der Fällung zugestimmt und die Stadt darüber informiert. Zudem würden die gefällten Bäume durch Ersatzpflanzungen kompensiert.

Im Oktober 2015 hatte nach Angaben der Bauaufsicht die zuständige Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde für sieben Alleebäume eine Befreiung vom sogenannten Beschädigungsverbot erteilt und sich dabei auf den schlechten Zustand der Bäume berufen. Für die weiteren Bäume gelte weiter der Alleen-Schutz.

Naturschützer sind empört

Mit Empörung reagierten Naturschutzverbände auf die Fällung. Im Beteiligungsverfahren sei mehrfach auf die 24 Bäume umfassende Allee verwiesen worden, die gemäß dem Naturschutzgesetz dauerhaft zu erhalten sei, erklärte das Potsdamer Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände, zu deren Mitgliedern unter anderem Nabu und BUND gehören.

Laut Adenstedt sind die Naturschutzverbände zur beantragten Fällung der Bäume aber zu spät eingeschaltet worden – nämlich erst nachdem Grünen-Kreistagsmitglied Elke Seidel den Kreis mit einer Kleinen Anfrage aufgerüttelt habe. Selbst die Bauaufsicht erklärte die mangelnde Anhörung im Baugenehmigungsverfahren in ihrer Antwort an Seidel für „verfahrensrechtswidrig“. Seidel hatte ihre Anfrage im September an den Kreistag gestellt, nachdem der Bebauungsplan zuvor im Eiltempo von den Teltowern durchgewunken und im Mai die Baugenehmigung erteilt worden war.

Mit der Fällung schuf der Bauherr Tatsachen

Inzwischen schuf der Bauherr mit der Fällung Tatsachen. Zudem stehe zu befürchten, dass mindestens weitere sechs Allee-Bäume den Bauplänen geopfert würden, heißt es in der Stellungnahme der Naturschutzverbände. Diese befänden sich im Bereich des zweiten geplanten Hauses und wären bei Arbeiten an dem unterkellerten Gebäude von erheblichen Wurzeleingriffen betroffen. Ein Erhalt werde allein aus Verkehrssicherheitsgründen nicht möglich sein, glaubt Angelika Becker vom Verbände-Büro. Auch zugesagte Neupflanzungen, um die Allee vermeintlich wiederherzustellen, bewertet sie aufgrund des geringen Platzes als „lebensfern und nicht realisierbar“.

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