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Teltow: Ein Kanal, zwei Häfen

Kurz hinter der künftigen Teltower Marina soll ein neuer Bootsanleger entstehen. Konkurrenz sei er aber nicht.

Teltow/Berlin - Maritimes Flair mit Anlegeplätzen und Booten hat der Teltowkanal schon zu bieten – etwa in Treptow, Britz oder Tempelhof. Doch zwei Häfen in unmittelbarer Nachbarschaft, das ist entlang der 38 Kilometer langen Wasserstraße neu. Nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt planen die Stadt Teltow auf Brandenburger und ein privater Investor auf Berliner Seite Liegeplätze für Sportboote. Eine Konkurrenz fürchten beide Seiten nicht. „Jede Entwicklung mit maritimem Ansatz begrüßen wir“, sagt Teltows Stadtsprecherin Andrea Neumann.

Die Stadt ist den Steglitz-Zehlendorfern voraus, die Marina am Zeppelinufer befindet sich seit zwei Jahren im Bau. Der neue Hafen auf Berliner Seite ist noch in der Planung. Trotzdem ist nicht sicher, dass Teltow früher fertig wird. Die Eröffnung war zuletzt 2018 geplant. Doch Altlasten machen der Stadt zu schaffen und haben die Kosten in die Höhe getrieben, das Projekt steht auf dem Prüfstand.

Diese Probleme sind auf Zehlendorfer Seite nicht zu erwarten. „Das Hafenbecken ist vorhanden“, erklärt der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksstadtrat für Soziales und Stadtentwicklung, Frank Mückisch. Das Becken ist direkt an der ehemaligen Teltow-Werft 1906 beim Bau des Teltowkanals entstanden. Damals waren die Schiffe noch mit Treidel-Loks, die neben dem Kanal fuhren, über das Wasser gezogen worden. In der Werft wurden Loks und Schiffe repariert. Über einen zehn Meter breiten Stichkanal fuhren die Schiffe in den 65 Meter langen und 25 Meter breiten Hafen ein. Der Hafen befinde sich im Eigentum des Investors, so Mückisch. Ein Kostenrisiko für die öffentliche Hand bestehe nicht.

Nach dem Mauerbau 1962 schloss die Teltowwerft ihre Pforten. Seit der Wende „gab es eine Vielzahl von Entwicklungsabsichten, die bislang regelmäßig gescheitert sind“, beobachtete Teltows Stadtsprecherin Andrea Neumann. 2008 legte die Firma „Tattersall und Lorenz“ einen Plan zur Wohnbebauung am Zehlendorfer Ufer vor, auf dessen Grundlage der Bezirk Steglitz-Zehlendorf Anfang 2009 einen Bebauungsplan auflegte.

Das Areal sollte zum Quartier mit 120 Wohnungen, Handel, Gastronomie und Dienstleistung werden. Dem Hafen wurde dabei aufgrund der Entfernung zu Segelgewässern, der Kleinmachnower Schleuse als Hindernis und der Berufsschifffahrt zunächst keine Bedeutung beigemessen. Er sollte erlebbar gestaltet und mit einigen Liegeplätzen ausgestaltet werden, heißt es in den Unterlagen. Damals waren die Berliner den Teltowern eine Nasenspitze voraus. Erst ein halbes Jahr später, im September 2009, fasste die Stadt Teltow ihren Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Kanalaue 57“ und nahm frühere Pläne für einen Wasserwanderliegeplatz auf. Der Zehlendorfer Bauhafen, so Neumann, habe die Stadt aber nicht inspiriert. Einen Zusammenhang zwischen den Projekten gebe es nicht.

Tatsächlich war es zunächst der Flächeneigentümer, der auf Teltower Seite die Idee eines Wohngebietes mit Hafen vorantrieb. Die Firma Klösters Baustoffwerke hatte die Flächen 1990 erworben, da Teltow auf das Vorkaufsrecht verzichtet hatte. 2005 beauftragte Klösters ein Planungsbüro damit, Planungsrecht für ein Wohngebiet mit Sportboothafen auf dem firmeneigenen Gelände zu schaffen. Später gab das Unternehmen die Pläne aus Rentabilitätsgründen auf.

Den Hafen baut nun die Stadt, hat das Gelände von Klösters gekauft. An der Wohnbebauung auf dem angrenzenden Uferareal halte Klösters aber trotz der Kostenexplosion durch die Altlasten im Untergrund des künftigen Hafens fest. Für Wohnbauten müsse das Gelände nicht so tief ausgekoffert werden, sagte Geschäftsführer Elmar Prost.

Nach einigem Stillstand ist auch auf Berliner Seite Bewegung in die Planungen gekommen. Nachdem „Tattersall und Lorenz“ von ihrem Vorhaben Abstand nahmen, hat sich ein neuer Träger gefunden, der das denkmalgeschützte Areal der Teltow-Werft entwickeln will, bestätigt die Bezirksverwaltung. Neubauten mit 175 Wohneinheiten sind geplant. Bestehende Gebäude wie Lokschuppen, Umformerstation, Winden- oder Ölhaus sollen als Wohnhäuser, für stilles Gewerbe oder als Pavillon genutzt werden. Wie viele Boote einmal im Zehlendorfer Hafen anlegen können, ist noch nicht klar. Noch gibt es keine detaillierten Pläne.

Dass die auf Berliner Seite geplante Marina für Teltow zu einem weiteren Problem werden könnte, fürchtet die Teltower Stadtverwaltung aber nicht. Zum einen sei der Bezirk an den Teltower Planungen als Träger öffentlicher Belange beteiligt worden und hätte keine Einwände gehabt. Zum anderen würden schon jetzt mehr als 100 Anmeldungen für den 4500 Quadratmeter großen Teltower Hafen vorliegen. Er soll jedoch nur 39 Sportbooten Platz bieten.

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