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Im Werk am Werk. Peter Raddatz im Teltower Wassermuseum.

© Andreas Klaer

Teltow: Der Herr der Pumpen

Das kleinste Museum der Region – das Teltower Wassermuseum – soll wiederbelebt werden.

Teltow - Peter Raddatz streift mit den Fingern über die Arbeitsplatte des vor ihm aufgebauten Sekretärs. Winterstaub, erklärt er und pustet die Partikel von seinen Fingern in den Raum. Er lehnt sich zurück, schlägt die Beine übereinander. Raddatz ist zurück an seinem früheren Arbeitsplatz, zurück in der DDR.

Im denkmalgeschützten Abwasserpumpwerk in der Teltower Oderstraße hat der gelernte Wasserwerker sein Büro vor 17 Jahren eingerichtet. Arbeit verrichtet er dort inzwischen keine mehr. Der Arbeitsplatz des 63-Jährigen dokumentiert mit alter Rechen- und Schreibmaschine und einem der ersten Computer die Geschichte der Wasserwerker und ist Teil einer Ausstellung im wohl kleinsten Museum der Region, dem Wassermuseum der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA).

Im Jahr 2001 hatte das Unternehmen das Museum in dem Klinkerbau am Ende des Teltower Gewerbegebietes TechnoTerrain eingerichtet. Seitdem führt der MWA-Mitarbeiter zwischen Mai und Oktober Besucher durch den rund 80 Quadratmeter großen Raum. Früher bis zu 30 Schulklassen im Jahr. Zuletzt sind es deutlich weniger geworden.

Der Teltower Heimatverein, mit dem der mittelmärkische Wasserversorger beim Betrieb des Museums kooperiert, habe zu viel um die Ohren und konnte sich zuletzt nicht mehr wie gewünscht für das Projekt engagieren. Nun kommt Hilfe aus Kleinmachnow.

Der dortige Heimatverein interessiert sich für das Objekt, will es gemeinsam mit den Teltowern und der MWA neu beleben. „Das Museum spiegelt eine Geschichte wieder, die es lohnt, zu erhalten“, erklärte der Vorsitzende des Kleinmachnower Heimatvereins, Axel Mueller. Ebenso wie schon Schleuse, Straßenbahn, Hakeburg oder Kommandantenturm soll sich auch das Pumpwerk in der Reihe historischer und besuchenswerter Orte wiederfinden. Zunächst wolle der Verein dazu ein Konzept erstellen, das er mit seinen potenziellen Partnern abstimmen will. Auch über finanzielle Unterstützung müsse noch gesprochen werden, so Mueller. Ziel sei es, künftig auch geregelte Öffnungszeiten für das Museum anzubieten.

Der gelernte Meister der Wasserversorgung, Peter Raddatz, soll weiter im Boot bleiben. „Noch zwei Jahre, dann kann ich mich im Ruhestand dem Museum noch intensiver widmen“, sagt er. Seit über 45 Jahren ist er im Geschäft. Vieles von dem, was heute in dem über 100 Jahre alten Pumpwerk-Häuschen zu finden ist, hat er über die Jahre zusammengetragen. Alte Gebläse und Pumpen, Hydranten, Anschlüsse, selbst Wasseruhren. „Nach der Wende entsprachen die Uhren nicht mehr dem Weststandard und sollten verschrottet werden“, erklärt er. Bergeweise seien sie auf der Halde gelandet, einige von ihnen rettete er. Die älteste sei aus dem Jahre 1897. In einem Lager in der früheren Außenstelle des damaligen Wasserbetriebes sammelte er verpackt in Kisten seine und die von Kollegen beigebrachten Exponate.

So können heute in dem Museum in der Oderstraße bis zu 300 Ausstellungsstücke präsentiert werden, die die Geschichte der Wasserver- und entsorgung der Region, von den Anfängen der Technik, als die Leitungsrohre noch aus Holz waren, bis zur heutigen Zeit erzählen.

Das Pumpwerk, das 1910 mit dem Bau des Teltowkanals entstanden war, ist dabei selbst das größte Exponat. „Zum einen diente der Kanal als Verkehrsweg, zum anderen wurde er aber auch für das Klärwerk Stahnsdorf als Vorfluter benötigt“, erzählt Raddatz. Vor allem, weil Teltow nördlich des Kanals sprunghaft wuchs. Mit hohem Druck sei das in Stahnsdorf geklärte Wasser über Fernleitungen zum Teltower Pumpwerk und von dort in den Kanal befördert worden.

Mitte der 1990er-Jahre, als der VEB Wasser- und Abwasserbehandlung Potsdam längst Geschichte und in der Region die Wasser- und Abwasserzweckverbände „Der Teltow“ und „Mittelgraben“ gegründet worden waren, hatte das Pumpwerk ausgedient und wurde durch ein neues, unterirdisches ersetzt. Einige Relikte des alten Werkes sind jedoch vor Ort verblieben, wie eine der drei großen Pumpen. Auch einen alten Badeofen und eine gusseiserne Toilette aus einem Teltower Abrisshaus hat Raddatz herbeigeschafft.

Mit Stolz präsentiert er seine einstige Uniform, die er als Werktätiger der Wasserwirtschaft bekam. Im Kriegsfall wäre es seine Aufgabe gewesen, die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Da es soweit nicht kam, warf sich Raddatz vor allem zu festlichen Anlässen in seine Robe. Die Neueröffnung des Museums könnte wieder so einer sein.

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