zum Hauptinhalt

Teltow-China-Beziehungen: „Die Halle wäre ein Schmankerl“

Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt spricht im Interview über die neuen Beziehungen zu China und ambitionierte Pläne in seiner Stadt.

Von Eva Schmid

Herr Schmidt, Rudong, Ihre neue chinesische Partnerstadt, hat mehr als eine Million Einwohner, Teltow 27 000 – was verbindet sie?

Wir haben eine ähnliche Konstellation: die Stadt Rudong am Rande der Metropole Shanghai, Teltow am Rande der Metropole Berlin – wenn auch in einer anderen Größenordnung. Das Interesse vonseiten der Chinesen ist geweckt worden, weil sie mitbekommen haben, dass Teltow seinerzeit die am schnellsten wachsende Mittelstadt Deutschlands gewesen ist. Dass es in der wirtschaftlichen Entwicklung brummt, hat man auch im fernen China wahrgenommen. Auf der Suche nach Partnerschaften kam man auf Teltow und fragte an.

Sie waren zur Unterzeichnung des Vertrags vor Kurzem mit einer Delegation in Rudong. Was waren Ihre Eindrücke?

Es gab das erlebbare Bestreben, eine deutsch-chinesische Städtepartnerschaft mit Leben zu erfüllen. Und ganz viele Blicke in die Zukunft, die in mir die Gewissheit auslösen, dass wir etwas Gutes auf den Weg gebracht haben. Ein Grund, der die Partnerschaft auch spannend macht, ist das politische System Chinas. Wir wollen miteinander über Demokratie sprechen und versuchen, uns so auszutauschen, dass jeder den anderen versteht.

Die Chinesen haben viel vor in Teltow: Der Bau einer internationalen Schule, der Bau einer Mehrzweckhalle, der Bau eines weiteren Zentrums für traditionelle chinesische Medizin. Was davon wird kommen?

Die chinesischen Investitionen beim Thema Bauen müssen nicht zwingend in Teltow erfolgen. Der Blick ist auch auf das Land Brandenburg gerichtet und wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit keine internationale Schule nach Teltow bekommen. Solche Absichten sehe ich als legitim an, weil es die Bedarfe gibt, aber es bleibt zu diskutieren. Die Mehrzweckhalle hingegen ist ein sehr konkretes Projekt, das ein privates Investment darstellt und womit sich die Stadtverordneten künftig beschäftigen müssen, ob wir sowas auch hier platziert haben wollen. Wenn die Halle gebaut werden würde, wäre das für mich ein Schmankerl.

Inwiefern?

Die Chinesen wollen dort zum Beispiel traditionelle chinesische Sportarten etablieren. Für Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf verspreche ich mir Effekte, die für die Region von Vorteil sein werden. Man könnte dort Abiturfeiern stattfinden lassen, die Karnevalsvereine hätten eine große Halle. Von der Messe Berlin gab es Überlegungen für kleinere Messen bei uns.

Den Platz für diese Halle haben Sie?

Ein möglicher Standort wäre die Freifläche in der Potsdamer Straße hinter der Feuerwehr. Aber das muss politisch entschieden werden.

Es hat was von einer Städtepartnerschaft der Superlative – sind Ihnen das Tempo, das die chinesischen Partner vorlegen sowie die Größe der Vorhaben nicht suspekt?

Ich will eine klare Trennung vornehmen: Das, was die Wirtschaftskontakte angeht, da kann die Stadt in ihrer Funktion immer nur ein Netzwerker sein. Für uns steht das Thema Städtepartnerschaft auf Vereins-, Kultur- und Sportebene im Vordergrund. Der Schüleraustausch soll in diesem Jahr noch weiter konkretisiert werden – das ist Aufgabe der Kommune. Der wirtschaftliche Teil, und der stand bisher stärker im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, ist Spielwiese, auf der sich die chinesische Seite in der Rolle sehen muss wie jeder andere Investor auch.

Sie sind schon einmal mit einem potentiellen chinesischen Partner gescheitert, der Partnerschaftsvertrag mit der Millionenmetropole Langfang ist im Sande verlaufen – haben Sie keine Bedenken, dass so etwas erneut passieren könnte?

Gar nicht, ich habe den Eindruck, dass alle Seiten hochmotiviert sind. Der Besuch war sehr davon geprägt, dass man in einen breit gefächerten Austausch treten will. Und die Chinesen haben nach meiner Wahrnehmung ein großes Interesse daran, die Welt zu erkunden.

Was hat Sie in Rudong beeindruckt?

Elektromobilität hat dort einen ganz hohen Stellenwert. Sie sehen Unmengen von Mofas, Motorrädern und Autos, und Sie hören ganz wenig – aber die hupen alle. In Rudong wurde uns viel gezeigt, an dem man ablesen konnte, wie stolz die Chinesen darauf sind. Gerade weil die westliche Welt oft glaubt, dass sie unter einer Käseglocke leben, aber es ist ja eigentlich nicht so. Das ist eine interessante Wahrnehmung, man zeigt sich weltoffen, auch wenn das System bestimmte Dinge anders betrachtet.

Und mit was wollen Sie die Chinesen beim Gegenbesuch Ende Juni beeindrucken?

Wir leben in unterschiedlichen Größenordnungen: Eine Altstadtführung ist für sie wahrscheinlich weniger spannend. Wir werden Unternehmen besuchen, den Bundestag und Cecilienhof. Und werden auch sehr bewusst kommunizieren, was für uns in Europa wichtig ist. Zum Beispiel der Deutsche Bundestag als gläsernes Haus der Demokratie. Dort soll es auch Gespräche mit Politikern geben.

Thomas Schmidt, 56, ist seit 2002 Bürgermeister von Teltow. Der Sozialdemokrat ist gelernter Koch. Mit Stadtverordneten reiste er vom 8. bis 12. Februar nach China.

Zur Startseite