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© Sebastian Gabsch PNN

Update

Zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung: Ermittler suchen weiter nach Vergewaltiger aus Kleinmachnow

Nach der Vergewaltigung einer 27-jährigen Kleinmachnowerin ist der Täter immer noch auf freiem Fuß. Die Ermittler prüfen auch Zusammenhänge mit Vorfällen in Stahnsdorf und Berlin. Die Opferhilfe Brandenburg rät Frauen, einen Alarmknopf mit sich zu tragen. 

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Nachdem eine 27-jährige Joggerin im Wald nahe des Panzerdenkmals in Kleinmachnow vergewaltigt worden ist, gehen die Ermittler möglichen Zusammenhängen zu weiteren Sexualstraftaten in Berlin nach. "Wir prüfen, ob es eine Verbindung gibt", sagte die Sprecherin der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Hanna Urban, den PNN. Die Ermittler würden derzeit alles prüfen, was im Umfeld passiert sei, so Urban. Auch jüngste Fälle in Stahnsdorf habe man im Blick, unter anderem ein Fall bei dem vor rund zwei Wochen wie berichtet ein Unbekannter zwei Mädchen an der Bushaltestelle Waldschänke angesprochen und unsittlich berührt haben soll. Die Täterbeschreibung ähnelt der aktuellen, demnach soll der Tatverdächtige in Stahnsdorf etwa 1,80 Meter groß gewesen sein, rote kurze Haare und ein  gebrochenes Deutsch gesprochen haben. 

Bislang wird noch immer nach Tatverdächtigem gesucht

Am Donnerstagmorgen waren laut Staatsanwaltschaftssprecherin bereits 62 Hinweise eingegangen. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte Urban keine weiteren Informationen preisgeben. So blieb unklar, ob das Opfer bereits verhört wurde und es mögliche DNA-Spuren auf ihren Kleidern gibt. "Wir stehen bei den Ermittlungen noch am Anfang", so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. 


Wie die Polizeidirektion West mitgeteilt hatte, soll die junge Frau aus Kleinmachnow am Sonntagabend nahe dem früheren Grenzkontrollpunkt Dreilinden im Südwesten Berlins von einem Unbekannten überfallen und in ein Gebüsch gezogen worden sein. Dort habe sich der Mann an ihr vergangen. Der Frau sei später die Flucht gelungen. Die Polizei sucht seit Mittwoch mit einem Phantombild nach dem Täter. Bislang sei kein Tatverdächtiger gefunden worden. Ob die Ermittler weiterhin verstärkt vor Ort nach dem Täter suchen, dazu wollten die Behörden am Donnerstag auf Anfrage aufgrund der laufenden Ermittlungen keine Angaben machen. 

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Daneben ermittelt die Berliner Polizei wegen drei weiterer Fälle, die sich in der vergangenen Woche in der Gegend ereignet haben sollen, davon einer am selben Abend. Am 22. Juni sei es demnach im Bereich des Wannsees zu einer Vergewaltigung gekommen. Drei Tage später habe ein Zeuge eine weitere Sexualstraftat im Waldweg in der Nähe des Teufelsbergs gemeldet. Polizisten hätten dort aber weder Täter noch Opfer gefunden. Am Sonntagabend konnte dann in der Gegend eine von einem bislang unbekannten Täter angegriffene Frau flüchten. "Es sind acht Hinweise eingegangen", sagte Michael Maaß, Sprecher der Berliner Polizei. 

Am Nachmittag sollten weitere Vernehmungen stattfinden. Die Berliner Ermittler stehen im Austausch mit den Behörden aus Brandenburg. "Aktuell haben wir aber den Stand, dass es sich vermutlich nicht um den gleichen Täter wie in Kleinmachnow handelt", so Maaß. Da man aber auch in Berlin noch am Anfang der Ermittlungen stehe, sei eine "neue Kehrtwendung" durchaus möglich. Die Berliner Behörden werden im Gegensatz zu den Brandenburger Kollegen vorerst kein Phantombild erstellen lassen, so der Polizeisprecher. 

Zahl der Vergewaltigungen in den letzten Jahren leicht gestiegen

Laut der Kriminalitätsstatistik der Polizei sind im Bereich der Potsdamer Inspektion, zu der neben der Landeshauptstadt auch Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf, Nuthetal, Werder (Havel) und Schwielowsee gehören, im vergangenen Jahr 231 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung registriert worden, davon waren 34 Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen. Die Zahl der Sexualstraftaten hat in den vergangenen drei Jahren in der Region leicht zugenommen: 2017 wurden 129 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmungen  erfasst, 2018 waren es 227. Auch die Zahl der Vergewaltigungen und sexueller Nötigung ist innerhalb von drei Jahren um sieben Fälle angestiegen. 

Phantombild des mutmaßlichen Vergewaltigers.  
Phantombild des mutmaßlichen Vergewaltigers.  

© PD West

"So ein Fall wie in Kleinmachnow am vergangenen Wochenende, der fremde Täter im Park, das kommt tatsächlich seltener vor. Es ist häufiger so, das Täter und Opfer sich kennen", sagte Rosemarie Priet von der Opferhilfe Brandenburg den PNN in einem Interview. Sie rät Frauen, die sich vor Übergriffen schützen wollen, einen Alarmknopf bei sich zu tragen oder immer das Handy griffbereit zu haben. Auch sei eine bessere Ausleuchtung von öffentlichen "Angsträume", wie Priet sie nannte, eine Maßnahme das Sicherheitsgefühl von Frauen im öffentlichen Raum zu stärken. "Wenn eine Tat wie in Kleinmachnow geschieht, dann macht das vielen Frauen Angst."

Sorge, dass es nicht zu einer Verurteilung kommt

Das Autonome Frauenzentrum in Potsdam forderte nach der Tat in Kleinmachnow "die Tragweite anzuerkennen, die sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung für viele Betroffene haben". So sei die Situation aus Sicht des Frauenzentrums nicht zufriedenstellend, wenn es darum gehe, den Betroffenen medizinisch, polizeilich und juristisch zur Seite zu stehen. „Der Fall in Kleinmachnow ist eindeutig und eine Verurteilung des Täters wahrscheinlich, doch in zu vielen Fällen kommt es zu keiner Verurteilung, vielfach noch nicht einmal zu einem Prozess“, so Heiderose Gerber, Geschäftsführerin des Autonomen Frauenzentrums.

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