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Die Produktionshallen liegen im Zentrum, schon zu DDR-Zeiten wurde dort Fertignahrung produziert - für Kinder.

© Andreas Klaer

Struik Foods schließt zum Jahresende: Keine Dosensuppen mehr aus Beelitz

Jahrzehntelang wurde in Beelitz Kindernahrung produziert, seit 2005 Suppen der Marke Sonnen Bassermann. Zum Jahresende soll damit Schluss sein. Die Produktion wird in den Niederlanden zentralisiert.

Beelitz - In Beelitz werden nur noch bis zum Jahresende Dosensuppen produziert. Die niederländische Firma Struik Foods schließt ihr Werk in der Innenstadt, die Mitarbeiter haben bereits die Kündigungen erhalten. Das bestätigte Geschäftsführerin Karin Höpfner am Dienstag den PNN. „Viele Mitarbeiter sind schon weg und haben sich einen neuen Job gesucht“, so Höpfner, die seit 1969 im Werk arbeitet. Anfang des Sommers gab es dort 45 Angestellte, derzeit arbeiten der Geschäftsführerin zufolge noch 18 Menschen in den Hallen in der Clara-Zetkin-Straße. Die ersten Kündigungen seien bereits im Juni zu Ende September ausgesprochen worden.

Die Struik Foods Berlin GmbH in Beelitz ist eine hundertprozentige Tochterfirma der niederländischen Struik Foods. Diese hatte sowohl Höpfner als auch der Stadt Beelitz mitgeteilt, dass das Werk geschlossen werden müsse. Um die Rentabilität des gesamten Unternehmens zu sichern, müsse die Produktion an anderen Standorten konzentriert werden, hieß es. In Zukunft werden deshalb die Suppen der Marke Sonnen Bassermann in den Niederlanden produziert. Eine Anfrage der PNN an den Mutterkonzern zu den genauen Hintergründen blieb am Dienstag unbeantwortet.

Im Werk wurden 70 Prozent der DDR-Kindernahrung produziert

Schon zu DDR-Zeiten wurden auf dem Gelände, das zentral gegenüber dem Lustgarten an der Clara-Zetkin-Straße liegt, Kindernahrung produziert, 70 Prozent des Bedarfes der DDR wurden in Beelitz zubereitet. Nach der Wende wurde das Werk privatisiert. Die 75-jährige Karin Höpfner begleitete vier Besitzerwechsel: Erst hatte sich ein Kölner Investor verhoben, dann übernahm Milupa das Werk, später die Firma Numico. Bis 2004 wurde Kindernahrung produziert. 2005 übernahm Struik Foods den Standort und produzierte dort seither Suppen der Marke Sonnen Bassermann. Bis zu 150000 Dosen täglich wurden in Beelitz abgefüllt. Derzeit würden in einer Schicht am Tag noch 50000 bis 60000 Büchsen produziert, so Höpfner. Andere Fertigessen der Marke kommen nicht aus Beelitz.

Eigentlich wollte Höpfner, die schon lange Rentnerin ist, nur noch wenige Stunden täglich arbeiten. Nun muss sie den Betrieb abwickeln und wird wohl diejenige sein, die zum Jahreswechsel das Tor zuschließt. Zwar wolle sie die Hoffnung, dass der Mutterkonzern die Entscheidung noch einmal überdenkt oder sich ein Investor für das Werk findet, noch nicht ganz aufgeben. Allerdings: Sehr wahrscheinlich sei das nicht. Der Markt für Dosensuppen sei in Deutschland gesättigt, neue Firmen könnten sich nur schwer durchsetzen. Das Risiko wäre Karin Höpfner zufolge sehr hoch.

Struik war ein großer Sponsor in Beelitz

Auch der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Unabhängiges Kommunalbündnis) geht davon aus, dass am Standort keine Dosensuppen mehr produziert werden, wenn das Struik-Werk tatsächlich schließt. Das hätten Gespräche mit anderen Interessenten gezeigt. „Für die Mitarbeiter und für die Stadt ist diese Schließung ein herber Schlag“, sagte Knuth den PNN. „Es gäbe hier dann kein Unternehmen mehr, das die landwirtschaftlichen Produkte, die in der Region angebaut werden, auch veredelt.“ So wurde bisher zur Spargelzeit im Werk etwa auch eine Suppe aus dem regionalen Edelgemüse hergestellt. Zudem sei Struik auch ein großer Sponsor gewesen, habe viele Vereine oder auch das Spargelfest finanziell unterstützt.

Die Mitarbeiter seien immer flexibel gewesen

Knuth war bei vielen Beratungsrunden anwesend und habe sie immer sehr kompetent unterstützt, so Höpfner. Auch wenn sie selbst als Stadtverordnete trotz ihrer 75 Jahre noch genug zu tun habe, tue es ihr für die Angestellten und ihre Familien außerordentlich leid. „Ich weiß, dass wir hier immer gute Arbeit geleistet haben.“ Die Mitarbeiter seien flexibel gewesen, wenn es galt, vom Gewohnten abzuweichen. Zudem habe man vor allem Menschen aus der Region beschäftigt. „Viele konnten mit dem Rad oder zu Fuß zur Arbeit kommen.“ Auch Familien hätten in der Firma gearbeitet. Sie sind nun besonders betroffen, da sich mehrere Mitglieder neue Jobs suchen müssen.

Auf der Fläche könnten Wohnungen oder Gewerbe entstehen

Was nach einem Wegzug der Firma auf dem Areal mitten in der Innenstadt entstehen könnte, ist derzeit noch offen. Neue Industrieansiedlungen wird es dem Bürgermeister zufolge eher nicht geben, schließlich ist der Produktionsstandort von Wohnhäusern umringt. Es könnten sich aber Kleingewerbe ansiedeln, auch als Wohnungsstandort „Es gibt Interessenten für das Areal“, so Knuth. Er könne sich auch vorstellen, dass die Stadt die Trägerschaft der Fläche übernimmt und sie gemeinsam mit privaten Partnern entwickelt.

Eine Abschiedsfeier wird es nicht geben

Über das Areal habe es in den vergangenen Wochen bereits Führungen für ehemalige Mitarbeiter gegeben, einigen hätten Höpfner zufolge Tränen in den Augen gestanden. Einen solchen Rundgang plant die Geschäftsführerin noch. Als der Großteil der Belegschaft die Kündigung erhalten hat, habe man auch ein gemeinsames Frühstück gemacht. „Das war schon sehr, sehr schwer.“ Schließlich sei das Betriebsklima immer gut gewesen, man habe sich einfach verstanden im Beelitzer Betrieb. Eine Zusammenkunft aller Mitarbeiter werde es vor der Schließung auch noch einmal geben, eine große Abschiedsfeier wird es nicht, so die Geschäftsführerin. „Nach Feiern ist hier keinem zumute.“

Enrico Bellin

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