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Streit um Rudersteg unterhalb der Kleinmachnower Schleuse: Ruderclub muss weiter auf Steg warten

Stahnsdorf – Der Streit um den Rudersteg unterhalb der Kleinmachnower Schleuse geht in die nächste Runde. Das Schifffahrtsamt hat Berufung gegen das Anfang Juni gesprochene Urteil des Potsdamer Amtsgerichts eingelegt.

Stahnsdorf – Der Streit um den Rudersteg unterhalb der Kleinmachnower Schleuse geht in die nächste Runde. Das Schifffahrtsamt hat Berufung gegen das Anfang Juni gesprochene Urteil des Potsdamer Amtsgerichts eingelegt. Die Behörde ist der Auffassung, „dass das Urteil unter verschiedenen rechtlichen Gesichtspunkten einer rechtlichen Überprüfung nicht standhalten wird“, erklärte der Leiter des Rechtsdezernats der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, Gerhard Schimm, gegenüber den PNN.

Die Berufung sei nötig gewesen, da es sich „um Punkte von grundsätzlicher und weitreichender Bedeutung für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung“ handele. Näher äußerte er sich nicht. Wie berichtet hatte das Amtsgericht am 1. Juni entschieden, dass das Amt den Stegbau nicht länger verweigern dürfe.

Martin Beilfuß, Rechtsanwalt des Ruderclubs Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow (RCKST) und zweiter Vorsitzender des Vereins, kann das Vorgehen der Behörde nicht nachvollziehen. „In den Gutachten war bereits alles gesagt“, erklärte er. Erneut kommt es zu Verzögerungen, die „Zeit, Geld und Kraft kosten“.

Damit muss der Club weiter auf seinen neuen Anleger warten, den er eigentlich schon vor sechs Jahren installieren wollte. Seitdem stellt sich das Wasser- und Schifffahrtsamt quer. Nachdem die Behörde zunächst den Pachtvertrag für die benötigte Wasserfläche verweigerte, brachte sie schließlich Sicherheitsbedenken vor. Während des mehr als drei Jahre währenden Prozesses waren mehrere Gutachten angefordert worden, um die möglichen Gefahren des geplanten Ruderstegs für den Schiffsverkehr an der Schleuse zu beurteilen. Die Sachverständigen stellten schlussendlich fest, dass selbst bei allerwidrigsten Wind- und Wetterverhältnissen kein Risiko für die Boote und Ruderer bestehe (die PNN berichteten).

Bis Anfang September habe das Schifffahrtsamt nun Zeit, die gewünschte Berufung gegenüber den Beteiligten schriftlich zu begründen. Dann habe das Gericht die Möglichkeit, erneut einen Verhandlungstermin anzusetzen oder die Berufung per Beschluss zurückzuweisen, so Beilfuß. In jedem Fall werde erneut viel Zeit ins Land gehen. Bis zur endgültigen Entscheidung werde der Club weiter unter erschwerten Bedingungen trainieren und marode Holzbohlen bei jedem Rudergang mit Gummistiefeln durchs Wasser watend ans Ufer ziehen müssen. Einer „Hochburg des Wanderruderns“ unwürdig, sagt der Vizevorsitzende. Denn nach aktuellen Zahlen des Deutschen Ruderverbandes gehört der Club bundesweit zu den Top-Teams. Im vergangenen Jahr hätten die Kinder und Jugendlichen der Region mehr als 30 000 Wanderfahrtkilometer absolviert, viele Wettbewerbe für sich entschieden. „Ganze vierzig Jugendliche im Stahnsdorfer Ruderverein schaffen mehr Wanderfahrtkilometer als die Jugend in allen Berliner Rudervereinen zusammen“, so Beilfuß. Ob das so bleibt, ist offen. Zwei von drei Jugendlichen, die sich für den Wassersportverein interessieren, würden ob der desolaten Steganlage „auf dem Absatz kehrt“ machen.

Derweil wird auch außerhalb des Kreises der Wassersportler die Kritik am Vorgehen der Bundesbehörde immer lauter. „Wer unabhängige Gutachten zum Sachverhalt negiert und den gesunden Menschenverstand völlig außer Acht lässt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen“, äußerte sich etwa Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger). Der Bund habe verloren und spiele nun auf Zeit, sagte er. Kreistagsmitglied Axel Mueller (Gruene) forderte indes die Initiative der Politik. Er regte ein Schreiben der Bürgermeister und des Landrats an den oberen Dienstherren der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung an, in dem dieser auf die Verschwendung finanzieller und zeitlicher Ressourcen hingewiesen werde. „Es ist höchste Zeit, dass die Politik die WSV in ihrer Tätigkeit und Ausrichtung unter dem Aspekt der Umweltverträglichkeit stärker kontrolliert“, erklärte er. 

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