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Schon 2016 wurde beschlossen, dass die Kreuzung einem Kreisel weichen soll. 

© Enrico Bellin

Streit um Michendorfer Gewerbegebiet: Die Quadratur des Kreisels

Seit 13 Jahren soll eine Kreuzung am Ortseingang in Michendorf umgestaltet werden. Eine schnelle Lösung ist noch immer nicht in Sicht. Jetzt wird ein Runder Tisch einberufen. 

Von Sarah Stoffers

Michendorf – Es ist ein Streit, der Michendorf seit 13 Jahren bewegt und in dem es kein Vorankommen gibt. Es geht um einen Kreisverkehr am Ortseingang von Michendorf, er soll an der Kreuzung Potsdamer/Luckenwalder Straße gebaut werden, damit das dahinterliegende Gewerbegebiet erschlossen werden kann. Michendorfs Haushalt braucht Gewerbesteuern, die Bürgermeisterin Claudia Nowka (BfM) will das Projekt vorantreiben. Schon ihr Vorgänger hat es jahrelang versucht. Doch nicht nur Anwohner sind besorgt und fürchten viele vorbeidonnernde Lkw, auch die Mieter des nahen Einkaufszentrums an der Luckenwalder Straße sowie Gemeindevertreter fürchten den Kreisel, weil unklar ist, wie die Kunden dann zum Einkaufen kommen. Hinzu kommt ein gespaltenes Meinungsbild unter den Gemeindevertretern.

Thema erneut vertagt - eine Schlappe für die Verwaltung

Das Thema wurde auf der Sitzung des Gemeindeparlaments am Montagabend erneut vertagt – eine Schlappe für die Verwaltung von Bürgermeisterin Nowka. Denn seit 2016 steht der Beschluss, den Kreisel zu bauen, es gibt Baurecht. Die Verwaltung sieht den bis zu 560.000 Euro teuren Umbau als notwendig an, sowohl für die Erschließung des Gewerbegebietes als auch für den dadurch anfallenden Verkehr. Denn Untersuchungen hatten ergeben, dass der Knotenpunkt den zusätzlichen Verkehr nicht verkraften würde. Außerdem soll die Kreuzung, die täglich von zahlreichen Autos befahren wird, mit dem Kreisel für Fußgänger und Radfahrer sicherer werden.

Das Rathaus in Michendorf.
Das Rathaus in Michendorf.

© Enrico Bellin

Die Entscheidung am Montag, das Thema erneut zu vertagen, fiel mit großer Mehrheit. Nun soll – wie schon so oft – noch einmal alles aufgerollt werden.Dabei liegen viele Argumente schon auf dem Tisch: In der Vergangenheit hatte Michendorfs Verwaltung auch zwei andere Varianten für eine Zuwegung zum Gewerbegebiet geprüft: eine Ampelkreuzung und eine Zufahrt von der B 2 über die Grundstückszufahrt der Straßenmeisterei des Landesstraßenbetriebs. Die Alternativen sollen laut Verwaltung nicht umsetzbar sein. Das habe eine Prüfung ergeben. Eine Ampelschaltung würde zu erheblichen Staus führen. Die Zufahrt über die Straßenmeisterei wurde nach mehrfacher Prüfung des Landesstraßenbetriebes endgültig abgelehnt: Es handelt sich um eine Betriebszufahrt und keine öffentliche Zuwegung.

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Den Grünen ist der Beschluss für den Kreisverkehr und die Zuwegung zum Gewerbegebiet über die Feldstraße schon lange ein Dorn im Auge. Sie haben die Aufhebung des Beschlusses beantragt. Zudem forderten sie eine erneute Prüfung alternativer Zufahrten, eine kurzfristige Entschärfung des Knotenpunktes für Radfahrer und Fußgänger sowie eine mögliche Festsetzung im Bebauungsplan, so dass nur wenig verkehrsintensives Gewerbe in dem Gebiet angesiedelt wird. Außerdem soll eine Verkehrsentlastung der Potsdamer Straße erreicht und ein Runder Tisch mit allen Beteiligten zur Entwicklung des Gewerbeparks und des Knotenpunktes einberufen werden.

Anwohner fürchten um die Sicherheit der Kinder auf der Straße

Auch die Anwohner der Feldstraße hatten sich in der Sitzung am Montagabend erneut gegen den Kreisel ausgesprochen und vor allem die Gutachten, auf deren Grundlage die Entscheidung für den Umbau fiel, infrage gestellt. Auch dass die Feldstraße voraussichtlich als Zuwegung zum Gewerbegebiet dienen soll, wurde kritisiert. Schon jetzt sei der Schwerlastverkehr in der Straße nicht zumutbar, erklärte eine Anwohnerin. Zudem gebe es in der Straße keinen befestigten Rad- oder Fußweg. „Wo fahren oder laufen unsere Kinder, wenn die Lkw nicht einmal aneinander vorbeikommen und die Sandstreifen zum Parken genutzt werden?“, fragte eine Anwohnerin, die Angst um die Sicherheit der Kinder hat.

Ein Anwohner schlug vor, dass man bereits im Bebauungsplan festschreiben könnte, dass nur wenig verkehrsintensives Gewerbe angesiedelt wird. Dadurch würde sich auch der Kreisverkehr erübrigen, so der Anwohner. Bürgermeisterin Claudia Nowka (BfM) erklärte, dass man mit den Eigentümern der Flächen in der Feldstraße über die zukünftige Entwicklung im Gespräch sei. Sie befürworte aber grundsätzlich Gewerbeansiedlung. Dabei verwies sie auch auf Kleinmachnow: Die Gemeinde hat in diesem Jahr ihre Gewerbesteuer-Einnahmen mit einem Plus von 12,33 Millionen Euro verdoppelt. Man könne nicht immer die Investoren verprellen, so Nowka.

Dennoch zog Nowka ihren Beschlussantrag für den Bau des Kreisels zurück – auch weil eine Umsetzung in diesem Jahr nicht mehr möglich gewesen wäre. Jetzt will man sich auf Vorschlag der Fraktion Bündnis für Michendorf an den Runden Tisch setzen und sich bis zum nächsten Jahr Zeit nehmen, neue Lösungen könnten ab Februar 2021 beraten werden.

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