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Streit um den Standort: Die Feuerwehr soll an den Güterfelder Damm

Für den Stahnsdorfer Neubau ist ein neuer Standort gefunden. Ob dort gebaut werden kann, ist aber offen.

Von Enrico Bellin

Stahnsdorf - Ist der Knoten geplatzt? Nach jahrelangem Streit um einen neuen Feuerwehrstandort in Stahnsdorf zeichnet sich eine Lösung ab: Ein Neubau zwischen dem Güterfelder Damm und der Friedrich-Naumann-Straße, nur etwa 800 Meter vom Stahnsdorfer Hof entfernt. Wie die Gemeindeverwaltung am gestrigen Mittwoch mitteilte, gibt es einen fraktionsübergreifenden Antrag, eine knapp 7500 Quadratmeter große Fläche im Landschaftsschutzgebiet am Rande des Upstallgrabens zu kaufen, um dort ein neues Feuerwehrdepot zu bauen. Über die Anträge zum Flächenkauf, der Aufstellung eines Bebauungsplanes und der nötigen Änderung des Flächennutzungsplanes sollen die Gemeindevertreter am 22. Februar entscheiden.

Seit 2011 Standortdebatte

Eingereicht wird der Antrag vom Bürgermeister sowie allen Fraktionen außer den Grünen. Wie berichtet wird in Stahnsdorf seit 2011 über einen möglichen Standort für die Feuerwehr debattiert, das derzeitige Depot im Ortskern ist völlig marode. Nachdem 2013 der Beschluss für einen Neubau in der Annastraße gefasst wurde, hat die neu gewählte Gemeindevertretung den Beschluss knapp zwei Jahre später wieder aufgehoben. Weitere Standorte etwa in der Ruhlsdorfer Straße oder an Stelle des kleinen Wäldchens am Güterfelder Damm fanden keine Mehrheit bei den verschiedenen Fraktionen.

Nun einen gänzlich neuen Standort ins Gespräch zu bringen, sei mehr als nur eine Lösung, bei der alle Fraktionen noch das Gesicht wahren können, sagt der Vorsitzende der Gemeindevertretung Michael Grunwaldt (Bürger für Bürger). „Das Grundstück vereint viele Vorteile, die die bisherigen Standorte nur partiell geboten haben.“ So sei die Lage zentral und eine Zufahrt sei von mehreren Seiten möglich. So könnten die Feuerwehren zum Einsatz etwa über den Güterfelder Damm ausrücken, während die Zufahrt von der Friedrich-Naumann-Straße aus erfolgen könnte. Genau sei dies aber noch nicht geklärt.

Großer Wurf?

„Bisher war das Grundstück nur nicht im Gespräch, da es nicht im Gemeindeeigentum ist.“ An den Gesprächen zum Standort war auch die Feuerwehrleitung beteiligt, Gemeindewehrführer Sebastian Diwiszek spricht den PNN gegenüber vom „großen Wurf“. Zudem brauche die Feuerwehr nur einen kleinen Teil der Fläche, rings um das Depot herum solle ein grüner Streifen auch als Sicht- und Lärmschutz zu den Nachbarn erhalten bleiben.

Mit der Erbengemeinschaft, der die Fläche gehört, wurden schon Gespräche geführt. Der Vorlage für die Gemeindevertretersitzung zufolge sind die Erben mit dem Verkauf einverstanden. Demnach soll die Gemeinde 70 Euro pro Quadratmeter bezahlen, was insgesamt in etwa 520.000 Euro entspricht. Zunächst sollen aber nur 57 Cent pro Quadratmeter bezahlt werden, was dem Preis von Grünland vor Ort entspricht. Erst wenn die Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert ist, soll der Rest bezahlt werden.

Die Gemeinde selbst geht davon aus, dass die Ausgliederung bis zu zwei Jahre nach Grundstückskauf dauern kann. Sollte diese Zeit nicht ausreichen, müsse mit den Grundstückseignern noch einmal nachverhandelt werden, heißt es im Antrag für die Gemeindevertretung.

Wann die Neubauplanung beginnt, ist unklar

Was passiert, wenn eine Ausgliederung aus dem Landschaftsschutzgebiet nicht möglich ist, ist derzeit hingegen völlig offen. „Darüber spekulieren wir derzeit nicht, wir haben nur diese Konsensvariante“, sagt Michael Grunwaldt. Noch sei auch unklar, wann die genaue Planung des Neubaus auf dem Gelände beginnen soll. Wenn die Erstellung des Bebauungsplanes und die Änderung des Flächennutzungsplanes fortgeschritten sind, könne ein Planungsstart auch schon vor der Ausgliederung aus dem Schutzgebiet sinnvoll sein. „Es wird nicht lange auf sich warten lassen, wir wollen keine Verzögerungen verursachen“, so Grunwaldt. Einen Zeitplan, wann das neue Feuerwehrdepot fertig sein soll, gibt es indes nicht. Dafür ist man Grunwaldt zufolge bei zu vielen Entscheidungen auf Dritte angewiesen.

Bei der Abstimmung über den neuen Standort wird es kommende Woche auf jeden Fall zwei Gegenstimmen geben: Die der Grünen. „Der Standort im Landschaftsschutzgebiet würde eine Verbindung der grünen Flächen für Tiere und Pflanzenarten erschweren und den Naherholungswert in der Gemeinde verringern“, sagt der Fraktionsvorsitzende Thomas Michel. Seine Fraktion sei weiterhin für den Standort in der Annastraße, auch wenn der nicht so zentral liege. Michel geht jedoch davon aus, dass sich eine große Mehrheit für den neuen Standort am Güterfelder Damm findet.

Unklar ist noch, ob die Stahnsdorfer Feuerwehr ihren Streik Aufrecht erhält. Wie berichtet haben die Kameraden im Juli 2017 aus Frust über die sich seit Jahren hinziehenden Verhandlungen zum neuen Feuerwehrstandort jegliches gesellschaftliches Engagement eingestellt, Feste von Vereinen werden etwa nicht mehr unterstützt. Wehrführer Sebastian Diwiszek zufolge müssen die Feuerwehrmitglieder auf ihrer nächsten Sitzung entscheiden, ob sie diesen Protest aufrechterhalten.

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