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Die amtierende Bürgermeisterin Manuela Saß muss am 26. Juni in einer Stichwahl gegen die parteilose Anika Lorentz antreten. 

© Andreas Klaer,PNN,Tsp

Stichwahl um Bürgermeisteramt in Werder: Ringen um die Deutungshoheit

Nach der Wahl ist vor der Wahl in Werder: Wie sich Anika Lorentz (parteilos) und Manuela Saß (CDU) vor dem Duell am 26. Juni positionieren. 

Werder (Havel) - Wechselstimmung oder nicht? Verlust der Jahrzehnte gefestigten Vormachtstellung der CDU oder nicht? In der Blütenstadt wird seit dem Wahlsonntag und vor der Stichwahl am 26. Juni um die Deutungshoheit über das Ergebnis gerungen. Die amtierende Bürgermeisterin, CDU-Kandidatin Manuela Saß, gewann den ersten Durchlauf mit 43,4 Prozent – und damit einem deutlichen Vorsprung vor der parteilosen Mitbewerberin Anika Lorentz, die 27 Prozent der abgegebenen Stimmen verbuchte. 

Doch trotz des Spitzenplatzes musste Saß mit dem Wahlergebnis einen Verlust von 21,5 Prozentpunkten hinnehmen – schließlich hatte sie die Bürgermeisterwahl 2014 im ersten Anlauf mit 64,9 Prozent der Stimmen gewonnen. So könnte Saß’ Sieg am Sonntag auch anders interpretiert werden.

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Saß sieht keine Wechselstimmung

Die CDU allerdings ist darauf bedacht, den Gedanken von Wechselstimmung gar nicht erst aufkommen zu lassen. So zeigte sich Bürgermeisterin Saß mit dem ersten Ergebnis vom Sonntag auch einige Tage danach noch zufrieden. „Ich freue mich außerordentlich über das Wahlergebnis bei fünf Kandidaten“, sagte sie den PNN. 

Sie sehe keine Wechselstimmung bei den Wählern – und auch „keinen Verlust“ von Wählerstimmen. „Damals war es eine ganz andere Situation“, so Saß mit Blick auf die Wahl 2014. Es habe vier statt fünf Kandidierende gegeben, die  nicht so bekannt gewesen seien wie jene bei dieser Wahl. Zudem habe die SPD 2014 ihre Kandidatur unterstützt, erinnerte Saß.

Keine Unterstützung von SPD

Bei der aktuellen Bürgermeisterwahl hatten die Sozialdemokraten mit Anja Spiegel ihre eigene Kandidatin ins Rennen geschickt. Sie landete nur auf Platz drei. Entscheidend für CDU-Frau Saß: Für die Stichwahl am 26. Juni wird sie die Unterstützung der Sozialdemokraten in Werder (Havel) nicht bekommen. „Der Vorstand hat sich mit deutlichem Ergebnis gegen eine Unterstützung von Frau Saß ausgesprochen“, so Fraktionsvorsitzende Nadine Lilienthal. Aber auch die parteilose Kandidatin Lorentz wird die SPD offenbar nicht unterstützen. Sie wurde im ersten Durchgang von den Grünen und dem Bündnis StadtMitGestalter mitgetragen.

Auch Werders Erster Beigeordneter Christian Große (CDU), Sohn des langjährigen Bürgermeisters Werner Große, will in dem Ergebnis vom Sonntag keine „Zeitenwende“ für die Christdemokraten in der Stadt sehen. 43,4 Prozent für Saß bei vier Gegenkandidierenden aus dem kompletten politischen Spektrum – damit könne man „äußerst zufrieden sein“, meint Große.

Lorentz' in Sorge um geringe Wahlbeteiligung 

Konkurrentin Lorentz sieht das anders. Das Ergebnis habe gezeigt, dass sich die Menschen in Werder einen Wechsel im Büro der Bürgermeisterin wünschten, sagte sie den PNN. Zudem sei klar geworden, dass die CDU ihre Wähler nicht habe ausreichend mobilisieren können. Jetzt schaue sie allerdings nach vorn, so Lorentz – auf die Stichwahl. 

Die mit 45,3 Prozent geringe Wahlbeteiligung am vergangenen Sonntag habe gezeigt, dass es eine Menge zu tun gäbe, so Lorentz: „Da müssen wir jetzt ansetzen. Wir müssen noch präsenter sein in der Stadt, an den Infoständen.“ Vor allem müssten wahlberechtigte Jugendliche stärker erreicht werden, so die Kandidatin. Aus ihrem Umfeld habe sie gehört, dass viele vor der Wahl am Sonntag gesagt hätten, zwischen den fünf Kandidierenden um das Bürgermeisteramt gebe es keine großen Unterschiede. Das sei aber anders: „Frau Saß und ich, wir sind ganz unterschiedliche Typen“, betonte Lorentz. 

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Sorge bereite ihr, ob die Briefwahl auch bei der Stichwahl wahrgenommen werde. Dafür bekomme jeder Wähler und jede Wählerin die Unterlagen nach Hause geschickt, müsse dann sein Kreuzchen setzen und den Brief möglichst zügig wieder einreichen. „Ich hoffe, die Hürde ist nicht zu hoch“, so Lorentz.

Saß will "ranklotzen" 

Damit möglichst viele Werderaner:innen für sie zur Wahlurne gehen – oder eben den Brief abschicken – will auch Saß bis übernächsten Sonntag noch einmal Wahlkampf betreiben. „Jetzt heißt es noch einmal ranklotzen“, sagte Christian Große den PNN. Auch die CDU wolle sich an Infoständen zeigen und plane verschiedene Aktionen. Welche, wolle er aber noch nicht verraten.

In der Blütenstadt Werder regiert die CDU seit mehr als drei Jahrzehnten. Werner Große hatte das Amt des Stadtoberhaupts von 1990 bis 2014 nahezu 24 Jahre inne. Dann trat er nicht mehr an. Saß löste ihn ab. Schwanden mit dem Wechsel auch Wählerstimmen? Gibt es eine Trendwende? 

Regionale Unterschiede

Im September 2019 bei der Landtagswahl überholte die SPD die CDU bei den Zweitstimmen, die Christdemokraten erhielten nicht mehr das Direktmandat. Ebenso blieben die Konservativen bei der Landratswahl im Februar hinter der Konkurrenz zurück: SPD-Politiker Marko Köhler bekam 56,5 Prozent der Stimmen in der Heimatstadt seines Konkurrenten von der CDU, Christian Große (43,5 Prozent). 

Bei der jetzigen Bürgermeisterwahl zeigten sich regional deutliche Unterschiede: So konnte Saß im Wahlbezirk 1520 im Gemeindezentrum des ländlich geprägten Ortsteils Plötzin mit 67,1 Prozent ihr bestes Ergebnis einfahren – Lorentz dagegen im zentral gelegenen Wahllokal Kita Anne Frank mit 45,4 Prozent.

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