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Was soll da hin? Das sogenannte Fath-Gelände, auf dem sich einst ein Fahrzeugreparaturbetrieb befand, soll entwickelt werden. Während frühere Pläne eine eher aufgelockerte Bebauung vorsahen, sollen nun Wohnhäuser mit rund 50 Metern Fassadenlänge errichtet werden. In Kleinmachnows Gemeindevertreterversammlung kippt allerdings die Stimmung.

© Andreas Klaer

Steit um Wohnungen in Kleinmachnow: Der Widerstand wächst

Zwischen 270 bis 300 Wohnungen, zur Hälfte für Mittel- und Geringverdiener, ein Gewerbehof für ortsansässige Firmen und ein Sportplatz – das waren bislang die Pläne für Kleinmachnows größte Industriebrache, die sich nahe der Autobahn A115 nördlich und südlich des Stahnsdorfer Damms erstreckt. Doch die Stimmung kippt. Vor allem hinsichtlich der Wohnbaupläne.

Kleinmachnow - Nach den Kleinmachnower Grünen und der BIK hat sich jetzt auch die Fraktion der CDU/FDP gegen eine Wohnbebauung auf dem rund vier Hektar großen Areal positioniert. Es habe sich gezeigt, dass sich zumutbarer Wohnraum nur mit städtebaulichen Kunstkniffen erzielen lasse, die kein attraktives Wohnumfeld erwarten ließen, erklärte die Architektin und Fraktionschefin, Angelika Scheib.

Nachdem im April die Änderung des Flächennutzungsplanes für das überwiegend im Gewerbegebiet Technik-Innovation-Wissenschaft gelegene Areal beschlossen worden war, werden derzeit in den Ausschüssen einzelne Bebauungspläne des in mehrere Bereiche aufgeteilten Gebietes diskutiert. Der B-Plan für die umstrittene Wohnbebauung liegt noch bis Ende nächster Woche öffentlich aus.

Grünen-Chefin kritisiert die Pläne

Grünen-Fraktionschefin Barbara Sahlmann erneuerte ihre grundsätzliche Kritik an den Bauplänen. Statt unattraktiver Wohnungen solle die Gemeinde die derzeit günstigen Bedingungen nutzen und die vorhandenen Gewerbeflächen vermarkten. Das meint auch Scheib. Beide gehen davon aus, dass der dringend benötigte soziale Wohnraum vor Ort nicht zu realisieren sei.

Neben Ein- und Mehrfamilienhäusern von privaten Investoren sollte die kommunale Wohnungsgesellschaft Gewog vor Ort bis zu 140 Wohnungen bauen, vor allem für Mittel- und Geringverdiener. Nach einem im vergangenen Jahr gefassten Grundsatzbeschluss sollen die Mieten durchschnittlich acht Euro kalt nicht überschreiten, sagte der Vorsitzende der SPD/PRO-Fraktion, Bernd Bültermann. Die günstigen Wohnungen würden durch teurere, etwa im ausgebauten Dachgeschoss, querfinanziert. Seine Fraktion halte weiter an der Wohnbebauung fest. Der soziale Anspruch stehe für ihn über dem Materiellen, erklärte er in Hinblick auf die aufgekommene Diskussion um die Gewerbeflächen.

Gutachter warnen vor deutlich höheren Emissionen

Die Kritiker des Projekts glauben indes immer weniger, dass die Kalkulation für die Wohnbebauung aufgeht. Vor allem die Einwände des Physikers und Sachverständigen der Kleinmachnower BIK, Michael Braun, hatten für neuen Zündstoff in der Debatte gesorgt. Der Sachverständige hatte sich mit den Gutachten zum Lärmschutz und den Schadstoffimmissionen befasst und deutlich höhere als bislang angenommene Werte festgestellt (PNN berichteten). „Wir haben die sachlich vorgetragenen Bedenken zur Kenntnis genommen“, erklärte Bültermann. „Wir negieren sie nicht, halten uns aber an die gesetzlichen Vorgaben.“

Im Ergebnis war jedoch der nahe der Autobahn geplante Sportplatz verlegt worden. Auch im aktuell diskutierten B-Plan für das sogenannte Fath-Gelände, das seit der Insolvenz des Fahrzeugreparaturbetriebs brach liegt, gab es Änderungen, die aus dem Lärmgutachten resultieren, jedoch umstritten sind. Statt lockerer Einzelbauten soll es bis zu 50 Meter lange Gebäuderiegel geben. Der Lärmschutz werde durch die Baukörper realisiert, verteidigt Bültermann die Pläne.

Architektin befürchtet Belastungen in Millionenhöhe

Architektin Scheib schloss angesichts des „Charakters von Kleinmachnow mit seiner luftigen, durchgrünten Bebauung“ für ihre Fraktion hingegen aus, „langen Zeilenbauten und dadurch geschlossenen, städtischen Straßenschluchten zuzustimmen“. Aufgrund des erforderlichen Lärmschutzes würden auch bei den kommunalen Bauten erhöhte bautechnische Aufwendungen notwendig, die zu weit höheren Baukosten führten. Scheib sieht Belastungen in mehrstelliger Millionenhöhe auf den Gemeindehaushalt zukommen. Der Sprecher der BIK-Fraktion, Roland Templin, kritisiert vor allem, dass die Gemeinde zur Finanzierung offenbar Teile des an der Autobahn gelegenen Waldstückes aufgeben und diese Grundstücke als Gewerbeflächen verkaufen will. Damit werde auf einen bereits bestehenden Schallschutz verzichtet, um andererseits aktiv in diesen zu investieren.

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