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Alt trifft Jung. Das Teltower Familienzentrum „Philantow“ bietet Angebote für jedes Alter. Das Label „Familienstadt“ spreche viele Teltower an, denn Familie reicht idealerweise vom Säugling bis zur Uroma.

© Andreas Klaer

Starkes Nachbarschaftsgefühl: In Teltow wird die gute Nachbarschaft gepflegt

Sozialraumkoordinator Marcel Hochmal erklärt, was die boomende Stadt Teltow zusammenhält.

Von Eva Schmid

Herr Hochmal, Sie haben Teltows ersten Sozialbericht erstellt. Was hat Sie überrascht?
 

Erstaunt hat uns vor allem, dass es in Teltow nicht nur Zuzüge, sondern auch Wegzüge gibt – und das in einem nicht unerheblichen Maß. Insgesamt spricht das für eine unglaublich dynamische Stadt.

Was sind die Gründe für den Wegzug?

Das können wir derzeit noch nicht sagen. Der Sozialbericht ist eine rein quantitative Arbeit, in den kommenden Monaten geht es darum, einzelne Zahlen zu hinterfragen. Aber es ist ja allgemein bekannt, dass junge Erwachsene zum Beispiel zum Studieren in andere Städte ziehen aber auch ältere Menschen in die Nähe ihrer Kinder. Wie gesagt wird das jetzt noch näher analysiert.

Was vermuten Sie, warum es Menschen in Teltow nicht langfristig hält?

Ihre Frage impliziert eine Vermutung, die so nicht belegt ist. Gerade in den von mir oben genannten Beispielen haben die Personengruppen vor ihrem Wegzug in den meisten Fällen sehr lange in Teltow gelebt. Wir nehmen aber an, dass Menschen hierherkommen, wenn die Kinder noch sehr klein sind. Die hohe Qualität in den Kitas des städtischen Eigenbetriebs zieht sicherlich viele Familien an. Ebenso wi die zum Teil noch ländliche Struktur am Rande von Berlin. Mit dem Alter der Kinder und deren steigenden Ansprüchen, rücken wiederum die Städte wie Berlin und Potsdam in den Fokus, die mit ihrem kulturellen Angebot für Jugendliche vielleicht mehr ziehen. Ein weiterer Grund für den Wegzug sind sicherlich auch die in Teltow steigenden Mietpreise.

Was hält Teltow zusammen?

Eine von der Stadt jüngst durchgeführte Umfrage zum Thema Familienfreundlichkeit hat ergeben, dass es in Teltow ein starkes Nachbarschaftsgefühl gibt. Uns hat erstaunt, wie stark das in der Umfrage betont wurde. Und das scheint wohl der Kitt zu sein, der die Stadt zusammenhält. Im Vergleich zu Großstädten wie Berlin und Potsdam gibt es hier offenbar weniger Menschen, die nebeneinander her wohnen. Die Stadt profitiert auch davon, dass sie viele Fachkräfte im sozialen Bereich beschäftigt, wie unter anderem im Teltower Familienzentrum „Philantow“. Solche Angebote tragen dazu bei, dass man miteinander etwas gestalten kann.

Im Sozialbericht haben Sie die Altstadt als Zentrum hervorgehoben und empfohlen, sie weiterzuentwickeln – warum?

Es geht nicht primär um die Altstadt, sondern darum, wie man es schafft, in einer sich schnell entwickelnden Stadt mit einem großen Wechsel in der Bevölkerung, eine Bindung zu schaffen. Es geht darum, gewisse Magnetpunkte zu schaffen, die insgesamt die Lebens- und Wohnqualität erhöhen. Und da gehört die Entwicklung der Altstadt natürlich dazu.

Was können solche Magnetpunkte sein?

Das kann ganz viel sein, zum einen etwas Greifbares, wo man hingehen kann, wie die Altstadt oder der Hafen. Es kann aber auch wenig Greifbares sein, wie zum Beispiel Werte: Teltow als eine Familienstadt muss erlebbar gemacht werden. Überhaupt der Begriff Familie, da finden sich alle wieder, denn Familie geht von ganz jung bis alt.

Was sind die Lehren aus dem Bericht?

Gerade im Bereich der Angebote für Jugendliche ab zehn, zwölf Jahren muss Teltow mehr investieren. Denn Jugendfreizeiteinrichtungen erreichen eben nicht alle Jugendliche. Die Stadt muss darauf einen Schwerpunkt legen. Und auch der demografische Wandel geht an Teltow nicht vorbei – auch wenn er mit Verzögerung kommt.

Stahnsdorf und Kleinmachnow haben ein ähnliches Problem mit fehlenden Angeboten für Jugendliche...

Die veränderte Kommunalverfassung stärkt jetzt die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Wir wollen den Prozess nachhaltig angehen: Es geht Teltow nicht darum, in kürzester Zeit Strukturen für Jugendliche zu errichten, die am Ende keiner nutzt. Das Thema ist zu sensibel, die Jugendlichen kann man schnell verprellen, daher wollen wir uns keinen Druck machen lassen. Viel wichtiger ist es, sie in dem anstehenden Prozess mitzunehmen, damit sie wahrgenommen werden und ein Angebot entsteht, das sie selbst mitentwickelt haben.

Warum hat Teltow überhaupt einen Sozialbericht erstellen lassen?

Es ist beachtlich, dass sich eine Stadt wie Teltow die Stelle eines Sozialplaners leistet. Das machen sonst nur große Städte oder Landkreise. Die Diskussion um meine Stelle war eine längere im politischen Raum. Es bedarf aber einer Person, die die verschiedenen Fachkräfte und Zielgruppen in der Stadt zusammenbringt. Ich habe in dem Bericht den Ist-Zustand erfasst, das ist der erste Schritt bevor man Angebote plant. Zudem hilft ein solcher Bericht, wenn er fortgeführt wird, Entwicklungen aufzuzeigen.

Wie viel kann Teltow noch wachsen?

Aus meiner Sicht muss man das Wachstum nicht strikt begrenzen, Prämisse muss aber sein, dass die soziale Infrastruktur mitwächst, nur das hält eine Stadt auch zusammen. Und das passiert in Teltow bisher ganz gut – das zeigen mir die Gespräche mit den Fachkräften und den Bürgern.

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