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Stammbahn Kleinmachnow: Votum für die Bahn

Kleinmachnow entscheidet sich für das Stammbahn-Projekt. Bei Bewohnern und Politikern wuchsen zuletzt Bedenken, Gegner planen nun eine Aufklärungsveranstaltung.

Kleinmachnow - Trotz des aufgekommenen Widerstands haben Kleinmachnows Gemeindevertreter am Donnerstagabend mehrheitlich beschlossen, sich weiter für die stillgelegte Stammbahn zwischen Potsdam und Berlin zu engagieren. Wie berichtet hatte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) den Kommunalpolitikern einen erneuten Antrag zur Bahn vorgelegt, um einen im April 2016 gefassten Beschluss zu bekräftigen und zu konkretisieren. Damals hatten sich Kleinmachnows Gemeindevertreter in der Frage jedoch geschlossener gezeigt. Auch, weil es noch als Option galt, die Trasse für die S-Bahn herzurichten.

Nachdem sich Bahn und Länder im Oktober 2017 auf eine Wiederbelebung der 1945 stillgelegten Eisenbahnverbindung als Regionalbahntrasse verständigt hatten, wuchsen bei Bewohnern und einigen Kommunalpolitikern Sorgen und Bedenken. Die CDU/FDP-Fraktion hatte bereits im Vorfeld der Sitzung in einer Pressemitteilung erklärt, den gewünschten Beschluss nicht mitzutragen und auch die Schutzgemeinschaft Stammbahn sprach sich wiederholt gegen die Pläne aus. „Die Regionalbahn allein wird nicht kostendeckend sein. Es wird daher auf der Strecke auch Fernverkehr stattfinden müssen“, erklärte dessen Sprecher Peer Hartwig. Er hält an der S-Bahn auf der Stammbahnstrecke fest. Sie sei für die Region wertvoller und umweltfreundlicher, sagt er.

Kleinmachnow kann nicht selbst entscheiden

Das sieht auch der Förderverein Landschaftsschutzgebiet Buschgraben/Bäketal so. „Unser Verein befürwortet ausdrücklich die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs in unserer Region“, erklärte dessen Vorsitzende Ursula Theiler. „Wir teilen jedoch die Befürchtung, dass auf einer Fernbahntrasse viel Schienenverkehr an uns vorbeifahren wird, die Bewohner unseres Ortes und der anliegenden Gemeinden aber wegen der wenigen Anbindungspunkte keinen größeren Nutzen von der Strecke haben werden.“ Zudem wären mit dem Bau einer Fernbahntrasse deutlich höhere Lärm- und neue Verkehrsbelastungen wie auch erhebliche Eingriffe in die Natur verbunden, so Theiler.

Die Mehrheit sah das anders: Mit 16 zu neun Stimmen, vornehmlich der Grünen, Linken und SPD, beauftragten die Gemeindevertreter den Bürgermeister, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Grubert betonte am Freitag gegenüber den PNN, der Beschluss sei keine Vorfestlegung der Gemeinde für die Reaktivierung der Stammbahn als Regionalbahntrasse. Er sei lediglich ein Signal an Länder und Bahn, dass die Region den Einsatz für eine Schienenanbindung begrüße, so Grubert. Kleinmachnow könne selbst darüber auch nicht entscheiden, sondern werde lediglich am Planfeststellungsverfahren beteiligt. Dabei werde die Gemeinde versuchen, ihre Rechte durchzusetzen, etwa beim Lärmschutz. Wäre die Abstimmung am Donnerstagabend anders ausgegangen, wäre die Ausgangssituation die gleiche, meint Grubert.

Nutzen der Regionalbahn für Kleinmachnow?

Er sei traurig, aber auch erfreut über das Votum, sagte Hartwig von der Schutzgemeinschaft Stammbahn am Freitag. Denn: „Dass die Abstimmung nicht einstimmig ausfiel, ist eine gute Nachricht.“ Die Schutzgemeinschaft wolle jetzt zügig eine Veranstaltung in den Kleinmachnower Kammerspielen organisieren, in der die Interessensvertretung die Kleinmachnower über die Situation aufklären will. Im Moment sei der Informationsstand desolat, meint Hartwig.

Auch vermisst der Sprecher der Schutzgemeinschaft, die vor allem aus Anwohnern der ehemaligen Trasse besteht, überzeugende Antworten der Bahnbefürworter in der Gemeindevertretung auf „wesentliche Fragen“. So hätte es keine zufriedenstellenden Antworten darauf gegeben, welchen Nutzen die Regionalbahn für Kleinmachnow hätte, wo Park-and-ride-Plätze geschaffen werden sollten und auch, wie Haltepunkte der Regionalbahn in Kleinmachnow oder in der Nähe durchgesetzt werden sollen. 

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