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Charme des Verfallenen. Das Haus am Stahnsdorfer Ortseingang verfällt seit Jahren. Ein eigens zum Erhalt des Hauses gegründeter Verein will dort künftig Kulturprogramm bieten. Zudem soll die Ruhlsdorfer Straße 1 auch zu einem Treffpunkt für Senioren und Flüchtlinge werden. Unklar ist, wie wie viel die Sanierung kosten wird.

© Andreas Klaer

Stahnsdorf: Von der Ruine zum Bürgerhaus

Eine alte Villa in Stahnsdorf soll ein Kulturzentrum werden, die Verwaltung sieht dort aber eher Wohnungen. Die Diskussion um die Ruine ist nun neu entfacht.

Stahnsdorf - Jetzt steht sie vollkommen leer: Die letzten Mieter haben die alte Villa in der Ruhlsdorfer Straße 1 an der viel befahrenen Kreuzung am Stahnsdorfer Hof verlassen. Nun hofft die Stahnsdorfer Initiative für ein Bürgerhaus, ihre lang gehegten Pläne umsetzen und das 1912 erbaute Haus zu einer Kultur- und Freizeitstätte entwickeln zu können. Noch aber fehlt es an Unterstützung.

„Wir wünschen uns, dass die Fraktionen in der Stahnsdorfer Gemeindevertretung die sich jetzt bietenden Chancen nutzen“, erklärte die Vorsitzende des Vereins „Bürgerhaus Ruhlsdorfer Straße 1“, Marion Storm. Sie will, dass die Gemeindevertreter die für die Sanierung des Hauses benötigten Gelder für das kommende Jahr in den Haushalt einstellen.

 „Wir wollen ein Haus für Kunst und Kultur schaffen und keine Staatsoper“

Jedoch weiß Storm selbst nicht so genau, wie hoch der Sanierungsaufwand ist: Die Vereinsvorsitzende war vor zwei Jahren zuletzt in dem Haus, als sie schon einmal mit ihren Plänen einer Kulturstätte in der oberen Etage des damals noch im Erdgeschoss bewohnten Hauses durchzudringen suchte. „Wie es heute aussieht, weiß ich nicht“, sagte sie. Riesigen Investitionsbedarf sehe sie aber nicht. „Wir wollen ein Haus für Kunst und Kultur schaffen und keine Staatsoper.“

Ob die Kommunalpolitiker diesem Wunsch nachkommen werden, ist derzeit aber offen. Es müsse zunächst geprüft werden, ob eine öffentliche Nutzung des Gebäudes jenseits von Wohnzwecken möglich ist, sagte Gemeindesprecher Stephan Reitzig den PNN. Zugleich verwies er aber auf die vor Ort angespannte Parkplatzsituation. Auf dem Grundstück selbst könnten keine weiteren Flächen geschaffen werden und auch die Zufahrt zu dem im Kreuzungsbereich gelegenen Grundstück sei problematisch, erklärte er.

100 Jahre alte Villa sei einzigartige Kulisse für Lesungen und Konzerte

Seit über drei Jahren verfolgt der Verein „Bürgerhaus Ruhlsdorfer Straße 1“ das Ziel, das zusehends verfallende Haus am Stahnsdorfer Eingangstor zu einem attraktiven Standort für Kulturschaffende, aber auch als Begegnungsstätte herzurichten. Gerade die historische Substanz der über 100 Jahre alten Fabrikantenvilla mache den Charme aus und biete eine einmalige Kulisse, etwa für Lesungen und Kammerkonzerte, sagt Storm. Auch das Kleinmachnower Landarbeiterhaus Z 200 sei nur einen Steinwurf von der Ruhlsdorfer Straße 1 entfernt. Hier ließe sich eine künstlerische Brücke zwischen den Orten schlagen. Mit dem Auszug der zuletzt noch im Haus verbliebenen Familie sei der Weg dahin nun frei.

Daneben solle sich das zwischen Gewerbepark und Dorfplatz gelegene Haus aber auch für andere Gruppen öffnen, etwa für Flüchtlinge oder Senioren, erklärt Storm. Auch die Senioren, die derzeit ebenso wie Storm ihre Aktivitäten auf mehrere Veranstaltungsorte in Stahnsdorf verteilen müssen, suchen händeringend eine Heimstätte. Diese sollte ursprünglich in unmittelbarer Nachbarschaft in einem leer stehenden Ladenlokal in der Lindenstraße entstehen. Doch weil die Kosten deutlich höher ausfallen als veranschlagt, verzögert sich der nötige Umbau.

Alles muss raus und erneuert werden

Auch müssen die Gemeindevertreter den geänderten Modalitäten erst einmal zustimmen. Das Haus muss brandschutzgerecht hergerichtet werden, so die Vorsitzende des Seniorenbeirats, Rosemarie Kaersten. Türen, Fenster und Heizung – alles muss raus und erneuert werden. Statt der geplanten 60 000 Euro werde der Umbau mehr als doppelt so viel, rund 147 000 Euro, kosten. Die Stahnsdorfer Wohnungsgesellschaft will den Umbau über den Mietzins refinanzieren und dazu die Bindefrist des Mietvertrages von fünf auf 15 Jahre erhöhen. In dieser Frage seien die Gemeindevertreter aber noch uneins. Ob das Haus in der Ruhlsdorfer Straße eine Alternative oder Ergänzung für die Senioren sein könne, vermochte Kaersten zunächst nicht zu sagen. Sie müsse es sich erst einmal ansehen, erklärte sie.

Mit dem erneuten Vorstoß des Vereins „Bürgerhaus Ruhlsdorfer Straße 1“ ist die Diskussion um die Ruine nun neu entfacht. Auch die Stahnsdorfer Christdemokraten hatten in der Vergangenheit schon mehrfach gefordert, die bestehende Tristesse zu beseitigen und den Stahnsdorfer Hof als Entree zum Ort in ein attraktives und einladendes Ensemble zu verwandeln. Ein herausgeputztes Eiscafé reiche dazu nicht aus, monierte etwa der CDU-Fraktionsschef Daniel Mühlner und forderte von der Gemeinde, sich um das erste Haus am Platz zu kümmern.

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