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Stahnsdorf: Unbekannte alte Schönheit

Die Holzkapelle auf dem Südwestkirchhof wird gern übersehen. Ihre Fresken sind verblasst, das Fundament bröselt. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern.

Von Enrico Bellin

Stahnsdorf - Eine kühle Brise weht aus der kleinen Kapelle des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs, als Olaf Ihlefeldt die Tür öffnet. Im hellen Holzbau ist die Luft jedoch muffig: Feuchtigkeit ist im Fundament, auch an der bemalten Decke sieht man Stockflecken. Das Dekor ist größtenteils verblichen. „Im Grunde muss die Kapelle außen komplett saniert und von innen restauriert werden“, sagt der Friedhofsverwalter. „An einigen Stellen zerbröselt das Fundament richtig.“

Das Projekt stehe noch am Anfang, ein Restaurator erstelle gerade ein Gutachten. Kostenschätzungen für die Restaurierung gibt es noch nicht. Der Friedhof soll aber wie berichtet aus dem Bundesprogramm „National wertvolle Kulturdenkmäler“ in den kommenden Jahren gefördert werden. Daraus wird auch die am Montag begonnene Sanierung eines Wirtschaftshauses mit 105 000 Euro bezahlt.

Ihlefeld hofft, dass diese Förderung über die kommenden Jahre anhält. So gebe es auch eine Chance für die kleine Kapelle, die kaum jemand kenne – obwohl sie durch einen überdachten Gang mit der beliebten Norwegischen Holzkirche verbunden ist. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Kapelle etwas zurückversetzt ist“, so Ihlefeldt. Die Häuser wurden von 1908 bis 1911 als Gesamtensemble gebaut.

Die Kapelle wird noch genutzt. Ab September soll dort eine Fotoausstellung gezeigt werden, für die die Friedhofsmitarbeiter ein Jahr lang mit der Kamera begleitet wurden. Auch Trauerfeiern sind dort möglich. 50 Menschen haben in der Kapelle Platz, die Feier kostet 89 Euro. Im großen Gotteshaus nebenan sind es 119 Euro, dort passen 160 Menschen hinein. „Auch, wenn nur kleinere Gruppen von Trauergästen erwartet werden, entscheiden sich die meisten aber für eine Feier in der großen Kirche“, so Ihlefeldt. Die ist komplett restauriert.

Der Restaurator Ulrich Schneider, der in Potsdam unter anderem an der Heilandskirche Sacrow gearbeitet hat, habe in den vergangenen Tagen versucht, die Farbgebung in der Kirche zu rekonstruieren. „Allein an einer der Blumen, die er an der Decke neu nachgezeichnet hat, hat er eine Stunde gearbeitet“, so Ihlefeldt. Er hofft, dass die großen Arbeiten am Haus in drei Jahren beginnen können.

Schneller soll es an den beiden Pförtnerhäuschen gehen. Beide sollen statt mit den derzeitigen Schindeln mit historisch korrekten abgerundeten Dachziegeln, sogenannten Biberschwänzen, eingedeckt werden. Das als Gärtnerhaus genutzte Pförtnerhaus links am Eingang müsse allerdings komplett saniert werden. Es ist unterkellert, aber feucht. Auch die Elektrik ist dem Friedhofsverwalter zufolge veraltet. Im zweiten Pförtnerhaus sitzt der Förderverein, Olaf Ihlefeldt ist dort Vorstandsmitglied. Der Verein habe in den vergangenen Jahren in Eigenregie die Innensanierung vorgenommen.

Etwa 30 000 Euro an Eigenmitteln werden die Arbeiten an den Pförtnerhäusern Ihlefeldt zufolge kosten. Der Förderverein werde 10 000 Euro davon tragen. Ihlefeldt hofft, dass die Arbeiten im kommenden Jahr beginnen können. Für den Südwestkirchhof gibt es inzwischen einen Projektsteuerer bei der Landeskirche, der die entsprechenden Förderanträge ausarbeitet und die Arbeiten koordiniert. Seit drei Jahren ist der Südwestkirchhof offiziell als Kulturdenkmal anerkannt, daher können Investitionen vom Bund gefördert werden.

Das ist derzeit beim früheren Automobilhaus zu sehen. Seit Montag arbeiten die Dachdecker am Haus im Wirtschaftshof, der am kleinen Eingang des Friedhofs an der früheren Landesstraße liegt. Es ist wie die anderen drei Häuser am Hof in den 30er-Jahren gebaut worden. Im oberen Geschoss, das mit Fachwerk verkleidet ist, ist eine Wohnung untergebracht, die jedoch seit etwa 30 Jahren leersteht. Darunter sind Wirtschaftsräume, die die Friedhofsmitarbeiter derzeit noch nutzen. „Wir werden in der gegenüberliegenden Scheune in den kommenden Wochen neue Räume einrichten, um die Geräte dort unterbringen zu können“, so Ihlefeldt. In der Scheune sind schon der große Radlader, mit dem auf dem Friedhof vor allem Erde, Laub und Gehölz bewegt werden, und ein Pritschenwagen untergestellt. Zwischen beiden gibt es aber Platz.

Mit den 105 000 Euro Fördermitteln werden Dach und Fassade des Hauses sowie die Remise in ihren Originalzustand versetzt, ein Anbau mit Technikräumen aus den 50er-Jahren bleibt erhalten. Den Innenausbau muss die Landeskirche selbst bezahlen. Noch sei unklar, wie genau die Räume aufgeteilt werden. „Im Herbst wird dazu eine Entscheidung fallen“, so Ihlefeldt. Auch der Investitionsbedarf sei noch offen.

Klar ist jedoch, dass in das Haus das evangelische Kunstgutarchiv einziehen soll. „Oben wird die Restauratorin ihre Werkstatt und ein Büro haben, unten wird es Lagerräume geben“, sagt der Friedhofsverwalter. Derzeit ist das Archiv in angemieteten Räumen in Berlin untergebracht. „In den Räumen werden dann etwa historische Stoffbehänge oder alte Kruzifixe gelagert.“

Ihlefeldt ist froh, dass mit der Restauratorin ein eher leises Gewerk in das Haus einziehen soll – er selbst wohnt im Haus gegenüber. Insgesamt sind noch fünf Wohnungen auf dem Wirtschaftshof des Südwestkirchhofes vorhanden, der wie ein winziges Dorf wirkt. Einer der Gärtner hat vor seinem Haus einen Hühnerstall, immer wieder meldet sich der Hahn lautstark zu Wort. Und in einer Ecke ist noch eine Schmiede in Betrieb, die der Schmied der Domäne Dahlem angemietet hat. Ein früherer Lehrling des Schmiedes arbeitet jetzt darin.

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