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Gestrüpp statt Schlosspark. Derzeit wächst vor dem Güterfelder Schloss eine wilde Wiese. Die Gemeinde will nun den früheren Schlosspark mit seinen geometrischen Achsen wieder herrichten, dafür hat sie mit dem Eigentümer Grundstücke getauscht.

© Solveig Schuster

Stahnsdorf: Neuer Park für das Güterfelder Schloss

Stahnsdorf hat das Grundstück vor dem Herrenhaus übernommen und will es nach historischem Vorbild herrichten. Hinter dem Schloss sollen weitere Wohnungen entstehen.

Stahnsdorf - Eine Wiese mit zentimeterhohem Gras, wuchernde Bäume und hohe Hecken – seit Jahren umgibt das Güterfelder Schloss unberührtes Ödland. Das soll sich jetzt ändern. Die Gemeinde will den vom Potsdamer Hofgärtner Carl Gustav Theodor Nietner angelegten und inzwischen verwilderten Schlosspark nach historischem Vorbild wieder herrichten lassen.

Um das verbliebene Parkgrundstück nach der Nietnerschen Vorlage mit Promenadenwegen, Springbrunnen und Sitzbänken anlegen zu können, beabsichtigt die Gemeinde, die vorhandenen Bäume zu roden, den Rasen neu anzulegen und die Hecken, die die Parkanlage umgeben, zu verschneiden. So soll insbesondere die Sichtachse zwischen Schloss und nahe liegender Güterfelder Kirche wieder freigelegt und in der Mitte ein kleiner runder Platz angelegt werden. Allerdings: Einige Bäume stehen unter Naturschutz und dürfen nach Angaben der Unteren Naturschutzbehörde nicht entfernt werden. Wie das Amt der Gemeinde mitteilte, handele es sich bei einem Teil des Baum- und Strauchbestandes im Schlosspark um eine zu schützende Streuobstwiese, so Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Die Gemeinde prüfe nun, inwieweit es möglich ist, das Biotop in das Plankonzept zu integrieren.

Indes hat das Evangelische Diakonissenhaus Berlin–Teltow–Lehnin als Eigentümer der rund 5400 Quadratmeter großen Parkfläche in einen von der Gemeinde angebotenen Tausch gegen ein 1500 Quadratmeter großes Baugrundstück am Schwarzen Weg eingewilligt. Im November ist Reitzig zufolge der entsprechende Vertrag notariell beurkundet worden.

Inzwischen bilden der verwilderte Park und das Schloss einen Kontrast, wie er gegensätzlicher kaum sein kann. Vor fünf Jahren hatte die Nürnberger Immobilien- und Treuhandgesellschaft Terraplan das Anwesen, das zuletzt ein Seniorenheim beherbergte, gekauft. Zwei Jahre später ließ das Unternehmen das 1804 nach Entwürfen des preußischen Landbaumeisters David Gilly im Auftrag von Oberfinanzrat August Friedrich Grothe im frühklassizistischen Stil errichtete Schloss zu einem Wohnhaus umbauen. 27 Wohneinheiten sind im Gebäude entstanden und mittlerweile bezogen worden. Auch der angrenzende, ebenfalls modernisierte und umgebaute Lehmbau, der in den 1950er-Jahren errichtet worden war, ist inzwischen bewohnt.

Nach der Vermarktung des zwischenzeitlich nach dem preußischen Kriegs- und Marineminister Albrecht Theodor Emil Roon in „Chateau de Roon“ umbenannten Schlosses hegt der Immobilienentwickler bereits neue Pläne. Das Unternehmen möchte nun auch die im hinteren Bereich des Schlosses verbliebene Freifläche bebauen. Ein Bauantrag sei bereits gestellt, so Terraplan-Geschäftsführer Dirk Roßnagel gegenüber den PNN. Hinter dem Schloss soll spiegelbildlich zum Lehmbau ein nahezu identischer Gebäudekomplex mit acht Reihenhäusern entstehen, sodass das Schloss dann zum Ensemble mit zwei Seitenflügeln aufgewertet wird. Dabei soll die Dominanz des Schlosses erhalten bleiben.

Roßnagel zufolge sollen noch vier weitere Häuser im Umfeld des Schlosses entstehen. Um den ortsbildprägenden Charakter zu erhalten, habe das Unternehmen vor der Entwicklung seiner Baupläne gemeinsam mit einer Bauhistorikerin die ortstypische Architektur in Stahnsdorf analysiert. An ihr sollen sich die Neubauten orientieren.

Die Pläne für die Wiederbelebung des Schlossgartens begrüßt die Terraplan. „Natürlich findet das unsere Unterstützung“, so Dirk Roßnagel. „Wenn unsere Beteiligung erwünscht ist, um die Pläne voranzubringen, sind wir ansprechbar.“

Wie das Schloss war auch der zunächst von Hofgartendirektor Ferdinand Jühlke angelegte Garten vor dem Landsitz mehrfach umgestaltet worden. 1873 hatte Gerson von Bleichröder, ein enger Vertrauter von Otto Graf von Bismarck, Schloss und Park von dem gesundheitlich angeschlagenen von Roon erworben und den Potsdamer Hofgärtner Nietner mit der Herrichtung des Gartens betraut. Nietner gestaltete die damals noch 25 Hektar umfassende Parkanlage entsprechend der neuen Gartenmode um, legte geometrisch ornamierte Ziergärten, Promenaden, Springbrunnen und Bassins an.

Heute ist von der damaligen Anlage kaum mehr Originalsubstanz erhalten, weshalb der Park anders als das Schloss nicht unter Denkmalschutz steht. Der südlich gelegene Landschaftspark wurde schon nach 1945 in kleine Parzellen geteilt und bebaut. Solveig Schuster

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