zum Hauptinhalt
Das Ehepaar Ahmad möchte in der Waldschänke in Stahnsdorf ein Stück indische Geschichte wieder aufleben lassen.

© Andreas Klaer

Stahnsdorf hat neuen Pächter: Pasta Chicken Curry in der Waldschänke

Stahnsdorfs Traditionsgasthaus, die Waldschänke, bekommt neue Inhaber, einen neuen Namen und einen neuen Stil. Indisch-Italienische Fusionsküche steht dann auf der Speisekarte.

Von Helena Davenport

Stahnsdorf - „Ghandis Erbe an der Waldschänke“ – so soll es in Zukunft heißen, das Traditionsrestaurant in der Wannseestraße 21. Am Dienstag haben Romi Parkash-Ahmad und ihr Mann Mubarik Ahmad die Nachricht von der Gemeinde Stahnsdorf erhalten: Sie sind die neuen Pächter der Immobilie. Das hatten die Gemeindevertreter während einer Sondersitzung in der vergangenen Woche beschlossen. 

Das Paar führt seit 2009 die Charlottenburger Chauhdry Food Traders GmbH und beliefert Restaurants mit indischen Lebensmitteln sowie Einrichtungsgegenständen. Ihren Traum vom eigenen Restaurant mit indischen Spezialitäten wollen die beiden nun in Stahnsdorf verwirklichen. Geplant ist eine indo-italienische Fusionsküche, so Parkash-Ahmad. Zu Anekdoten aus dem Leben des indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi wird es also nicht ausschließlich Indisches geben. Sie könne sich vorstellen, dass auf der Karte etwa auch Pasta mit Chicken-Curry stehen könnte, erzählt Parkash-Ahmad, oder Pizza, belegt mit indischem Gemüse.

Betreiberin des Taj Mahals hat Absage erhalten

Ursprünglich sollte der Pachtvertrag mit der Inhaberin des indischen Restaurants „Taj Mahal“ in der Potsdamer Allee, Manmeet Kaur, abgeschlossen werden, so jedenfalls war es im Frühjahr beschlossen worden. Anschließend verhandelte die Verwaltung mit Kaur über weitere Details des Vertrags. In einer Sitzung des Finanzausschusses am 4. September wurde das Ergebnis dieser Verhandlungen jedoch abgelehnt. Die Begründung: Die Inhaberin habe leerstehende Räume im Erdgeschoss als Wohnung nutzen wollen, so Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Die Familie bewohne derzeit auch eine Wohnung, die sich direkt über dem aktuellen „Taj Mahal“ befindet. Eine Wohnnutzung der Fläche über der Waldschänke sei durch die Gemeinde allerdings nicht vorgesehen gewesen, erklärt Reitzig. Die Wohnung sei nach Auskunft des vormaligen Pächters, der sein Gewerbe Ende 2017 aufgab, seit den 1960er Jahren nur noch als Büro, Lager und Personalbereich genutzt worden. Und ebendiese Nutzung werde auch von dem neuen Pächter erwartet.

13 Gemeindevertreter stimmten für das Ehepaar Ahmad

Da die Chauhdry Food Traders GmbH von Romi Parkash-Ahmad und Mubarik Ahmad aus der Ausschreibung als Zweitplatzierte hervorgegangen war, rückte sie nun aufgrund des Ausscheidens der „Taj Mahal“-Betreiber vor – und bekam den Zuschlag. 13 Gemeindevertreter stimmten dafür, sechs dagegen. Ein Argument gegen einen Pachtvertrag mit dem Ehepaar Ahmad sei von Unterstützern der Pläne des Stahnsdorfer Bürgermeisters, Bernd Albers (BfB), vorgebracht worden, so Gemeindevertreter Harald Mushack (Die Linke). Albers habe vorgeschlagen, in der Waldschänke ein von vielen Seiten gewünschtes Kulturzentrum oder aber einen Jugendclub einzurichten, so Mushack weiter. Dafür gab es aber keine Mehrheit. Er selbst halte einen zentral gelegenen Dorfplatz mit Einrichtungen für die Gemeinde für sinnvoller, so Mushack.

Beim ersten Mal in Stahnsdorf die Waldschänke entdeckt

Parkash-Ahmad war im Februar zum ersten Mal in Stahnsdorf – „obwohl ich schon so lange in Lichterfelde lebe“, erzählt die 48-Jährige lachend. Mit ihrem Mann, der aus Pakistan kommt, ist die gebürtige Inderin seit mehr als 27 Jahren verheiratet. Beide betrieben schon ein Yogi-Haus in Schöneberg. Als sie Kinder bekamen, entschied sich das Ehepaar dann aber, sich wieder voll auf die Lebensmittellogisitk zu konzentrieren. „Nun werden die Kinder langsam groß“, sagt Parkash-Ahmad. Dass sie bei ihrem ersten Besuch in Stahnsdorf auf Anhieb die Waldschänke entdeckte, sei ein glücklicher Zufall gewesen. Ihre älteste leibliche Tochter ist mittlerweile 24 Jahre alt und studiert Medizin, ein Sohn studiert Jura in Potsdam, ihre jüngste Tochter ist sieben. Insgesamt hat das Paar sieben Kinder, zwei kommen aus der ersten Ehe des Mannes. „Für unsere Kinder ist Deutschland die erste Heimat. Deswegen wollen wir hier etwas aufbauen, das vielleicht auch ihnen eine glückliche Zukunft beschert“, sagt Parkash-Ahmad.

Marmor für den Innenbereich, Granit für die Terrasse

Der Pachtzins für die Waldschänke wurde auf 2500 Euro monatlich festgelegt, die Laufzeit des Vertrags beträgt laut Gemeinde fünf Jahre, mit der Option, das Pachtverhältnis um weitere fünf Jahre zu verlängern. Parkash-Ahmad möchte zwei indische Fünf-Sterne-Köche mit ihren Küchenhelfern einstellen, außerdem etwa sechs Servicekräfte, die sie in der Gemeinde suchen möchte. Für Umbauten im Gebäude plant das Paar, maximal 150 000 Euro auszugeben. „Wir möchten Stahnsdorf mit indischem Flair bereichern“, sagt Parkash-Ahmad. 

Die Möbel wollen beide aus Indien importieren. Im Innenraum soll alles im Zeichen Gandhis stehen. Auf einer Holzwand etwa sollen Schnitzereien auf wichtige Ereignisse seines Lebens hinweisen. Der Wintergarten soll zu einem „British Garden“ umgestaltet werden und so an die Kolonialzeit erinnern – schließlich dürfe dieser Aspekt der indischen Geschichte nicht ausgelassen werden. Für den Außenbereich möchte sie Granit importieren, für den Innenbereich Marmorböden. Das äußere Erscheinungsbild der Schänke soll aber unverändert bleiben. Sie wünsche sich, dass die Gäste kommen und genießen, sagt Parkash-Ahmad: „Und ich freue mich, wenn die Leute sagen, dass sie sich wohlfühlen.“

Zur Startseite