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Stadtfest in Teltow: Teltow im Höhenflug

Die Stadt Teltow feiert noch bis zum Dienstag ihr 28. Stadtfest. Insgesamt erwarten die Veranstalter mehrere Zehntausend Besucher.

Teltow - Weit über den Köpfen der Zuschauer fliegen die Fahrgäste über den Festplatz. Ein Kran dreht in 60 Metern Höhe ein an einen Gleiter erinnerndes Fluggerät im Kreis. Der Flug kostet fünf Euro. Die meisten Leute stehen allerdings noch etwas unsicher vor dem 60 Tonnen schweren Kran und beobachten wie die ersten Mutigen sich anschnallen lassen.

Das Fluggerät „AirEmotion“ ist eine der größten Attraktionen auf dem diesjährigen Teltower Stadtfest, das am Samstag von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) zusammen mit Ehrengästen, wie dem Bürgermeister der Partnerstadt Gonfreville l'Orcher, Alban Bruneau, mit einem Bieranstich eröffnet wurde.

Das Fest wurde auf den Tag der Deutschen Einheit ausgedehnt

Das Fest dauert in seinem 28. Jahr ganze vier Tage. Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober wurde genutzt, um das Ereignis auszudehnen. Es werden laut Stefanie Herfurth von der für die Organisation verantwortlichen Agentur Brando mehrere zehntausend Besucher erwartet. Neben vielen Liveacts wie „Hasenscheisse“, der Motörhead-Tribute-Band „Kilminister“ oder Bernhard Brink, gibt es zahlreiche Stände mit Handwerk, Essen und Getränken sowie ein vielfältiges Familienangebot, mit Karussells, Basteln oder Schminken.

Am „AirEmotion“ werden die Flügel ausgeklappt und die Gäste samt Gerät in die Schräge gekippt, bis die Füße nicht mehr den Boden berühren. Dann geht es langsam per Kran in die Luft. Ein Mitarbeiter bewegt alles vom Boden aus mit einer kleinen Steuerung in der Hand.

Auf die Besucher warten noch weitere Mutproben

Das Fluggerät von der Immobilienfirma Grimm Holding, der Hauptsponsor des Festes, ist nicht die einzige Mutprobe, die die Besucher erwartet. In der Genießergasse können die Gäste neben hausgemachtem Eis, Surf-and-Turf-Burgern oder Flammenkuchen auch kleine Krabbeltiere naschen. Am Stand von „What the Bug“ gibt es Heuschrecken und Mehlwürmer – wahlweise mit Chili-, Knoblauch- oder Schokosauce. Eine Frau kann beim Anblick der Tierchen ihren Ekel nicht verbergen: „Ihh, wer isst denn sowas?!“ Die meisten Gäste gucken zwar neugierig in die Auslage, wollen aber lieber nichts probieren.

So auch Ute Gröschl aus Stahnsdorf. Sie und ihre Familie sind beinahe jedes Jahr auf dem Fest. „So kann man ein bisschen Kultur erleben, vor allem auch aus der Region. Das Fest ist sehr vielfältig, vor allem kulinarisch.“ Die Insekten möchte sie aber lieber nicht essen. Désirée Niehuss, die die Insekten anbietet, sagt: „Das ist normal. Die Leute laufen erst mal vorbei und gucken. Am Abend kommen sie dann und probieren." Frank Merschhaus, Sprecher der Teltower Partnerstadt Ahlen und einer der geladenen Gäste auf dem Stadtfest, kann das nicht ganz verstehen. „Ich muss mich da gar nichts trauen“, sagt er während er sich einen Wurm-Heuschrecken-Mix mit Knoblauch bestellt. „Wer Meeresfrüchte ist, der hat auch damit keine Probleme.“

Vor der PNN-Bühne sind die Plätze schnell belegt

Ein paar Meter weiter fliegen die Jungs von „Parkour Kleinmachnow“ durch die Lüfte und zeigen der klatschenden Menschentraube vor der PNN-Rundbogenbühne, was sie können. Aus dem Stand springen sie Salti, Flickflacks, drehen sich in der Luft um die eigene Achse und landen dennoch bei all ihren beeindruckenden akrobatischen Einlagen immer wieder sicher auf beiden Füßen. Vor der PNN-Bühne ist es voll. Fast alle Sitzplätze sind schon am frühen Nachmittag belegt.

Von der Seite scheppert, klingelt und brummt es laut. Der Familiengarten der Wohnungsbaugesellschaft Teltow lockt mit Karussells, Quad-Fahrten, Baumklettertouren und Autoscooter zahlreiche Kinder mit ihren Eltern an. Wie die siebenjährige Lena und ihre Mutter Britta Kabsch aus Berlin, die mit Freunden auf dem Stadtfest unterwegs sind. Lena möchte unbedingt noch Klettern und vielleicht, wenn ihre Mama es erlaubt, mit dem Bungee-Seil auf einem Trampolin springen. Aber erst einmal ist sie von den pelzigen Tierchen abgelenkt, die im Gehege des Hobbyzoos Krangen zu bestaunen sind. „Ach, sind die süß“, sagt Lena zu ihrer Mutter. Die beiden Waschbären Rudi und Frieda blicken neugierig über die Brüstung ihrer roten Holzburg, die in der Mitte des Geheges aufgebaut ist. Unten auf dem Boden toben die beiden Frettchen Elvis und Solveig herum und schlüpfen immer wieder in die Körbe, die dort stehen. Ab und an kriegen sich die Frettchen mit den Waschbären in die Wolle. Dann muss Reiner Stöter dazwischen gehen. Ihm und seiner Frau Ursula gehören die Tiere. „Wenn die Waschbären und Frettchen müde werden, dann kommen die anderen“, sagt Reiner Stöter.

Frettchen, Waschbären und Mäuse

Damit die Tiere auch mal ausruhen können, haben Stöters mehrere Frettchen und Waschbären mitgebracht. Gleich nebenan huschen außerdem kleine Mäuse zwischen Salat und Möhren durch die Gänge von Miniaturholzhütten. Viele Zuschauer sind ganz entzückt und können es trotz der Warnschilder nicht lassen, die Tiere anzufassen. Freundlich müssen die Mitarbeiter immer wieder die Gäste bitten, das zu lassen.

An diesem Samstagnachmittag kurz vor 16 Uhr kann man sich nur noch mit kleinen Schritten durch die dicht gefüllten Gassen des Festgeländes schieben. Auf der Potsdam-TV-Showbühne spielt die Berliner Band „Djea“ ihren Mix aus Hiphop, Reggae und Ska. Zu wummernden Basslines und den dicken Beats des Schlagzeugs haben es sich die Gäste auf den Bänken und Rasenflächen rund um die Bühne gemütlich gemacht und wippen im Takt der Musik. Wie bestellt steht die Sonne genau über der Bühne und sorgt in der Rheinstraße mit ihren warmen Strahlen für eine sommerliche Atmosphäre.

Montagabend spielen die Urgesteine von Bonfire

In den kommenden Tagen werden noch viele weitere Highlights erwartet. Am Montag spielen die Urgesteine von „Bonfire“ am späten Abend ihren unverwechselbaren Hard-Rock. Dienstag ist der Kölner Popsänger und Songschreiber Purple Schulz auf der Hauptbühne zu sehen. Außerdem informieren am Dienstag ab 12 Uhr über 40 soziale und gesellschaftliche Vereine der Region auf dem „Markt der Möglichkeiten“ über ihre Arbeit und laden zu Mitmachaktionen und Darbietungen ein.

Das Fluggerät setzt derweil zur Landung an. Kaum berühren die Zehenspitzen der 69-jährigen Erika Pusch den Boden, sagt sie: „Super, ich will nochmal hoch.“ Auch ihre Freundin Marion Höne ist begeistert. „Von oben hat man einen wunderbaren Blick. Als könnte man den Berliner Fernsehturm mit der Hand schnappen.“

Im Internet: www.teltow-stadtfest.de

Sarah Stoffers

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