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Stadtentwicklung: Neue Sozialwohnungen für Teltow

Der Bedarf steigt: Bis 2030 werden laut einer Studie bis zu 550 Wohnungen mit niedrigen Mieten in Teltow benötigt. 

Von Eva Schmid

Teltow - Die Räume sind hell, der Balkon groß, die Miete günstig: Mit einem schüchternen Lächeln nehmen die zwei Söhne der Familie Beganovic am Freitag den symbolischen Schlüssel von Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) entgegen. Ihr neues Zuhause liegt am Rande der Teltower Altstadt, die Familie wird eine der neu entstandenen Wohnungen in der Zehlendorfer Straße beziehen. Gebaut hat sie die kommunale Wohnungsbaugesellschaft WGT – für 4,2 Millionen Euro, mit Fördermitteln vom Land. 15 der 20 neuen Wohnungen sind daher auch Sozialwohnungen.

„Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt WGT-Chef Klaus Ulrich. Jedoch setze sein Unternehmen das um, wovon derzeit viele nur reden: den Bau von günstigem Wohnraum. Und der ist in Teltow besonders begehrt.

Familie Beganovic, Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD), Baustaatssekretärin Ines Jesse und WGT-Chef Klaus Ulrich (v. l.).
Familie Beganovic, Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD), Baustaatssekretärin Ines Jesse und WGT-Chef Klaus Ulrich (v. l.).

© Manfred Thomas

Auch junge Menschen, große Familien und Alleinerziehende brauchen günstige Mieten

Rund 500 Sozialwohnungen gibt es in der Stadt, der Bedarf kann zwar noch gedeckt werden, aber in den kommenden Jahren laufen die sogenannten Belegungsbindungen vieler Wohnungen aus. Die Vermieter können dann die Mieten deutlich erhöhen, bei einer Neuvermietung sogar bis zu zehn Prozent über der ortsüblichen Miete.

Die Stadt hat daher wie berichtet Anfang des Jahres ihren Bedarf an günstigen Wohnungen durch das Berliner Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik ermitteln lassen. Die Ergebnisse sind interessant, denn sie sagen auch viel über die Bewohner Teltows aus. So gibt es dem Gutachten zufolge in Teltow etliche Haushalte, in denen Alleinerziehende sowie große Familien leben, aber auch viele Ein-Personen-Haushalte mit jungen Menschen. Hinzu kommen all diejenigen, die arbeitslos sind, Sozialleistungen benötigen oder Wohngeld beziehen.

Die Wissenschaftler schätzen, dass insgesamt 1800 Haushalte – das entspricht etwa 15 Prozent der Teltower Haushalte – Bedarf an günstigem Wohnraum haben. Und: Ihre Zahl könnte bis 2030 um fast ein Drittel ansteigen.

Für Teltow gilt daher, so die Empfehlung aus dem Gutachten, schnell zu reagieren und in den nächsten Jahren Investoren zum Bau von gebundenen Sozialwohnungen zu bewegen. Denn derzeit sei das Förderumfeld günstig, ob das in fünf bis zehn Jahren auch noch so sei, sei indes fraglich.

Was wird in der Speicherstadt entstehen?

Eine Fläche, die in Teltow dafür in Frage kommen würde, ist die Speicherstadt. Sie wurde durch die Stadtpolitik bereits zum „Vorranggebiet Wohnen“ erklärt. In sogenannten Vorranggebieten vergibt das Land Bauherren günstige Kredite unter der Bedingung, dass sie auch Sozialwohnungen bauen.

Entstehen sollen dort bis zu 400 Wohnungen, die Fläche gehört einem privaten Investor. Ob er aber Sozialwohnungen baut ist derzeit noch offen. Eine Pflicht besteht für ihn nicht. Jedoch will er den Bebauungsplan auf dem Areal ändern lassen, die Stadt könnte ihn in dem Zuge in die Pflicht nehmen und den Änderungen nur zustimmen, wenn er auch Sozialwohnungen baut. Bis ein dementsprechender städtebaulicher Vertrag für das Areal zwischen Warthestraße und dem angrenzenden Gewerbegebiet an der Oderstraße geschlossen ist, kann es noch dauern, teilte die Verwaltung auf Anfrage mit.

1900 preisgünstige Wohnungen in Teltow 

Auch Teltows kommunale und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen sollen helfen, den Wegfall der Sozialwohnungen abzufedern. So kündigte WGT-Chef Ulrich gegenüber den PNN an, dass er plane, die Bindung bei einem Teil der 80 Sozialwohnungen im Bestand zu verlängern. Insgesamt hat die WGT 1600 Wohnungen in Teltow. Die Teltower Wohnungsbaugenossenschaft TWG indes, will günstigen Wohnraum am Ruhlsdorfer Platz schaffen. Wie viele Wohnungen wann entstehen könnten, ist indes noch nicht klar. Auch wenn die TWG keine Sozialwohnungen baut, die Mieten sind dennoch günstig. Laut dem Berliner Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik würden WGT und TGW, die beiden großen Vermieter in der Stadt, zusammen auf derzeit rund 1900 preisgünstige Wohnungen kommen, die nicht preis- und belegungsgebunden sind. Die Nettokaltmiete liegt dort bei unter sechs Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Teltower Mietspiegel weist für das vergangene Jahr eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 9,53 Euro pro Quadratmeter aus.

Die Miete in den neuen Wohnungen in der Zehlendorfer Straße liegen bei 5,50 und 8,50 Euro pro Quadratmeter. Dass Familie Beganovic eine Drei-Zimmer-Wohnung ergattern konnte, war großes Glück. Auf eine Wohnung kamen acht Bewerber, sagt WGT-Chef Ulrich. Die Familie hatte sich immer mal wieder in der Region nach einer neuen Wohnung umgesehen, doch die Mieten seien viel zu hoch gewesen. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als in ihrer 67 Quadratmeter-Wohnung auszuharren. Über eine Anzeige im WGT-Mietermagazin kam dann doch noch die große Chance: Sie bewarben sich und haben jetzt auf 80 Quadratmeter endlich genügend Platz.

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