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Gewinner-Choreografie. Maurice Kammholz mit seinem Team bei den Weltmeisterschaften in Orlando im US-Bundesstaat Florida.

© International Cheer Union

Sport in Potsdam-Mittelmark: Einer der besten Cheerleader der Welt

Der 17-jährige Maurice Kammholz aus Fresdorf ist einer der 24 besten Cheerleader Deutschlands, im April wurde er mit dem Nationalteam Weltmeister. Über sein Verhältnis zu alten Klischees und Cheerleading als Leistungssport.

Fresdorf - Beim Wort Cheerleading denken die meisten Menschen wohl an junge Mädchen in kurzen Röcken, an US-amerikanische High-School-Komödien und Glitzerpompons. Der 17-jährige Fresdorfer Maurice Kammholz fällt aus dem Klischee. Kammholz gehört seit Ende April zu den 24 erfolgreichsten Cheerleadern – männlich wie weiblich – in ganz Deutschland. Als Mitglied des deutschen Nationalteams der Junioren hat Kammholz die Cheerleading-Weltmeisterschaft in Orlando, Florida gewonnen – und war damit im ersten deutschen Siegerteam, seit es die Weltmeisterschaften überhaupt gibt.

Mit dem Cheerleading angefangen hat Kammholz schon als Fünfjähriger. Warum er sich damals für den Sport entschied, kann er heute gar nicht mehr so genau sagen. „Ich glaube, ich wollte gern was mit Zirkus und Akrobatik machen und meine Eltern fanden, das käme dem am nächsten.“ So wurde Kammholz einer der Potsdam Panthers. Von den gut 100 Cheerleadern des Potsdamer Vereins seien derzeit zwölf männlich, sagt Kammholz.

Früher habe er sich in der Schule schon mal gegen blöde Sprüche verteidigen müssen: „Da hieß es entweder, man ist schwul oder man mache das ja nur, um den Mädchen unter den Rock gucken zu dürfen.“ Doch die Sprüche scheinen am selbstbewussten Gymnasiasten abzuprallen: „Ich weiß selbst, wie anspruchsvoll das ist, was ich da tue.“ Spätestens seit dem WM-Sieg seien aber die meisten Sprücheklopfer verstummt.

Cheerleading als Leistungssport

Für Kammholz war Cheerleading von Anfang an ein Leistungssport, zwei Mal wöchentlich trainiert er mindestens. Die anderen Vereinsmitglieder seien inzwischen fast wie eine zweite Familie für ihn. Auch jetzt in den Sommerferien treibt es ihn fast täglich in die Sporthalle am Potsdamer Luftschiffhafen, wo er allein Saltos und Choreografien oder mit anderen gemeinsam Hebefiguren, Pyramiden und Würfe übt. Sein nächstes Ziel: das Nationalteam der deutschen „Senioren“, also der Cheerleader ab 17 Jahren.

Für die Nationalmannschaft der Junioren musste sich Kammholz mit einem Bewerbungsvideo und bei einem sogenannten Sichtungstraining vor einer Jury beweisen. Aus dem Raum Berlin-Brandenburg war er der einzige, der es ins Nationalteam schaffte. Über ein halbes Jahr trafen sich die ausgewählten Cheerleader aus ganz Deutschland jedes Wochenende in einer anderen deutschen Stadt zum gemeinsamen Training. „Dadurch habe ich viele neue Orte kennengelernt und Freundschaften in ganz Deutschland geschlossen“, sagt Kammholz.

In den USA können Cheerleader in der Regel von ihrem Sport leben

Im April ging es dann für die 24-köpfige Mannschaft nach Florida. Für Kammholz war es bereits der zweite Cheerleading-Wettbewerb in den USA, dem Ursprungsland seines Lieblingssports. Während in Deutschland Cheerleading in der Regel als unabhängiger Leistungssport betrieben wird, gibt es in den USA auch viele Mannschaften, die fest an ein bestimmtes Ballsportteam gebunden sind. Das bedeutet für die Cheerleader allerdings meist, dass sie nur als Randfiguren wahrgenommen werden, die eigentliche Aufmerksamkeit liegt auf den muskelbepackten Football- oder Basketballspielern. Maurice Kammholz steht mit seiner Mannschaft lieber selbst im Mittelpunkt: „Ich war vor ein paar Jahren mal Cheerleader für ein Spiel in Deutschland, aber das fand ich echt anstrengend.“ Sich bei Wind und Wetter abzumühen und dann doch nur als Beiwerk zu gelten, das sei eher nichts für ihn.

Auch in den USA gebe es aber die sogenannten „All Star“-Teams, bei denen ausschließlich das Cheerleading selbst im Mittelpunkt steht. Die Cheerleader werden von großen Firmen gesponsert und können als Profis in der Regel gut von ihrer sportlichen Aktivität leben. Sich einmal in einem solchen Team in den USA ausprobieren zu dürfen, wäre für Maurice Kammholz ein wahr gewordener Traum. Vielleicht einer, den er nach dem Abitur bei einem Auslandsjahr verwirklichen möchte. „Aber da steht noch nichts fest“, sagt der 17-Jährige. Beruflich soll es ohnehin in eine andere Richtung gehen: „Ich würde gern Medizin studieren und vielleicht Arzt für Sportverletzungen werden.“ Die gibt es auch beim Cheerleading immer mal wieder: Von blauen Flecken bis zur ausgekugelten Hüfte hat auch Maurice Kammholz schon einiges eingesteckt.

Sollte es mit der Medizin nicht klappen, könnte sich der Schüler des Babelsberger Filmgymnasiums auch vorstellen, Cheerleading-Trainer zu werden - vielleicht sogar in den USA. Eine besondere Anerkennung aus dem Heimatland seines Lieblingssports wurde der Mannschaft immerhin schon direkt nach dem WM-Sieg zuteil: „Da sind die Junioren der amerikanischen Mannschaft zu uns gekommen, haben uns persönlich gratuliert und gesagt, dass ihnen unser Programm richtig gut gefallen hat - das war neben dem Titel die schönste Auszeichnung, die wir kriegen konnten.“

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