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Seltene Exemplare. Die dunklen und festen Kirschen, in Werder auch als Knupper bekannt, werden noch gut drei Wochen lang geerntet. Frühe Sorten hatten in diesem Jahr durch Frostschäden kaum Ertrag, bei späteren Sorten ist der Verlust geringer. Insgesamt rechnen die Bauern mit 20 bis 30 Prozent Ernteverlust.

© Carmen Jaspersen/dpa

Spätfrost: Deutlich weniger Kirschen aus Werder (Havel)

Enorme Ausfälle bei der Kirsch- und Apfel-Ernte in Werder (Havel). Schuld war der Spätfrost. Aber es gibt eine gute Nachricht.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Zur Halbzeit der Kirschernte ziehen die Werderaner Obstbauern eine gemischte Bilanz: Zwischen 20 und 30 Prozent liege der Ernteausfall, den Spätfröste im Mai verursacht haben. Vor allem waren die frühen Sorten betroffen, die seit gut drei Wochen geerntet werden, gut die Hälfte der Blüten seien dort erfroren. Bei den jetzt reifen, späteren Sorten seien die Verluste deutlich geringer, bestätigen die Obstbauern Frank Wache und Stefan Lindicke. Die Preise liegen trotz der Ernteeinbußen derzeit in etwa auf Vorjahresniveau bei sechs bis sieben Euro je Kilogramm.

Preise bleiben stabil

„Bei mir waren die ersten beiden Kirschsorten komplett erfroren“, sagt Frank Wache den PNN. Bei der jetzt reifen Sorte Cordia seien zwar auch einige Blüten erfroren, sodass sich weniger Früchte gebildet haben. Die seien dafür aber größer als üblich. Bei der späteren Sorte Regina rechnet er mit guten Erträgen. Die Preise würden aber stabil bleiben. „Wir kalkulieren mit einem Preis über die ganze Saison hinweg“, so Wache. Die genannten Kirschsorten sind im Werderaner Bereich vor allem als „Knupper“ bekannt, so werden Wache zufolge alle festen Süßkirschen in der Region genannt. Auf fünf Hektar baut Wache Süßkirschen an, dazu kommt ein halber Hektar Sauerkirschen. „Die sind aber zu etwa 90 Prozent erfroren, da bleibt noch eine kleine Probierabteilung“, so Wache. Die Sauerkirschen seien in etwa zwei Wochen reif. Wache verkauft sein Obst auf einem Markt in Berlin-Tempelhof sowie an andere Markthändler.

Bei den Süßkirschen zeichnet Stefan Lindicke, der auch Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbauvereines ist, ein ähnliches Bild. Auch er habe 20 bis 30 Prozent Verlust, allerdings seien bei ihm nicht so viele Sauerkirschen erfroren. „Spätestens übernächste Woche wird da auch die Selbstpflücke beginnen“, so Lindicke. Süßkirschen kann man auf dem Hof in Plessow bereits pflücken, das Kilogramm kostet etwa fünf Euro.

Mit Feuer gegen Frost

Auf den Plantagen von Heiko Wels in Glindow hat es indes kaum Frostschäden gegeben. Er habe in den kalten Mainächten sogenannte Frostbuster eingesetzt: Gebläse, die warme Luft in die Plantagen pusten. Auch mit kleinen Feuern habe er die Temperaturen über dem Gefrierpunkt halten können. „Bei kurzen Frostzeiten ist es möglich, die Folgen so gering zu halten“, so Wels. Durch die Hitze der vergangenen Tage seien jetzt bei ihm auch mehrere Sorten gereift, sodass das Angebot groß sei. Die Hitze habe aber trotz künstlicher Bewässerung den Bäumen zugesetzt, die Blätter hätten ziemlich gehangen. Die laut Wetterdienst nun eintretende Abkühlung auf 21 Grad sei dringend notwendig. Wels verkauft seine Früchte am Hof in Glindow und am Wochenende auf dem Werderaner Frischemarkt. Je nach Größe verlange er zwischen sechs und neun Euro pro Kilogramm. Wels baut auf drei Hektar Fläche Kirschen an.

In der Mittelmark werden laut dem Amt für Statistik Berlin Brandenburg die meisten märkischen Kirschen angebaut. Auch landesweit rechnet das Amt mit einer unterdurchschnittlichen Kirschernte, heißt es in einer Pressemitteilung. Während im Vorjahr noch 23,9 Dezitonnen Süßkirschen pro Hektar geerntet werden konnten, erwarten die Statistiker nun eine Ernte von 13 Dezitonnen pro Hektar. Insgesamt würde sich die Erntemenge laut Amt von 900 Tonnen im Vorjahr auf jetzt 487 Tonnen nahezu halbieren. Bei Sauerkirschen wird ein noch größerer Verlust vorhergesagt: Dort soll die Erntemenge um 238 auf 245 Tonnen sinken. Die Kirschernte in der Region dauert noch gut drei Wochen.

Große Schäden bei Apfelbäumen

Auch beim Hauptanbauprodukt rund um Werder (Havel), dem Apfel, haben die Spätfröste Stefan Lindicke zufolge große Schäden angerichtet: Er geht davon aus, dass sich die Erntemenge in etwa halbieren wird. Höhere Preise seien für die Obstbauern trotzdem auf dem Markt schwer durchzusetzen, da die geringeren Erntemengen im Handel oft durch Früchte aus Süddeutschland oder anderen Ländern ausgeglichen würden. Auch seien die Margen der Bauern inzwischen so gering, dass Gewinne von einer Obstart kaum noch Verluste bei anderen Arten ausgleichen könnten. Es sei daher immer schwieriger, als Obstbauer Reserven aufzubauen.

Einen kleinen Trost hat Frank Wache immerhin: Bei Pflaumen, die nach den Kirschen geerntet werden, sei eine gute Ernte zu erwarten. Allerdings sei ihr Anteil an Anbaufläche und Absatz sehr gering.

Das Programm des Glindower Kirsch- und Ziegelfestes

Von Freitag bis Sonntag feiern die Glindower mit dem 23. Kirsch- und Ziegelfest die größte Feier des Ortes. Eröffnet wird das Fest am Freitag um 17 Uhr auf der Festwiese am Jahnufer. Beim anschließenden Familiennachmittag können Gäste selbst mit Ton arbeiten, dazu gibt es Live-Musik. Beim Familienkino wird um 19 Uhr „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ gezeigt. Eine halbe Stunde vorher beginnt das 1. Fußballturnier um den Glindower Kirschpokal. Sportlich geht es am Samstag weiter, um 9 Uhr beginnt das Volleyballturnier im Strandbad um den Kirschpokal. Um 14 Uhr beginnt der Festumzug durch den Ort zum Jahnufer, wo anschließend Festprogramm unter anderem mit Kirschkernweitspucken und der Kür der schönsten Glindower Anwesen stattfindet. Auch eine Modenschau, eine Hüpfburg und eine Kletterwand werden geboten. Der Kirschtanz mit der Band Extraleicht beginnt um 19 Uhr und dauert bis Mitternacht. Am Sonntag haben das Heimat- und das Ziegeleimuseum geöffnet. Ab 11 Uhr sind zudem die Ziegeleimanufaktur und das Keramik- und Kulturgut Glindow geöffnet. Um 9 Uhr gibt es einen Festgottesdienst in der Dorfkirche. Ab 11 Uhr gibt ein Trio aus Andreas Schalinski, Marc Spiess und Emilie Karen Lieder von Frank Sinatra, Michael Bublé oder auch Nat King Cole zum Besten. Ab 14 Uhr gibt es Musiktheater auf der Festwiese. Zum Abschluss singt um 17 Uhr der Chor in der Dorfkirche.

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