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Im Trend. Jahrelang stagnierten die Grundstückspreise in Beelitz. Jetzt macht sich der Druck aus Potsdam und Berlin bemerkbar. In den Heilstätten entstehen immer mehr Häuser. Die Bodenpreise liegen zwischen 25 und 100 Euro pro Quadratmeter.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: So viel Zuzug wie noch nie

Die Bodenrichtwerte im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind höher als je zuvor – auch bisher weniger beliebte Gegenden legen in diesem Jahr kräftig zu

Werder (Havel) - Trocken, aber dennoch wegweisend: Das dreizehnseitige Zahlenwerk mit den aktuellen Bodenrichtwerten für Potsdam-Mittelmark zeigt in diesem Jahr zwei überraschende Entwicklungen auf. So zieht Stahnsdorf erstmals an Teltow vorbei und landet auf Platz zwei hinter Kleinmachnow. Vor allem das Stahnsdorfer Gebiet nördlich der Potsdamer Allee ist zum teuren Pflaster geworden. Dort werden seit einigen Jahren ehemalige Truppenübungsplätze in Baugrundstücke umgewandelt. Besitzer der Grundstücke ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Durchschnittlich erzielte sie pro Verkauf im vergangenen Jahr Quadratmeterpreise von 380 Euro. Im Vorjahr war der Preis pro Quadratmeter noch rund ein Drittel günstiger.

Die zweite Überraschung: Die Bodenrichtwerte in Beelitz zogen in allen Ortslagen an. Nachdem die Grundstückspreise dort jahrelang stagnierten, zeigt sich nun ein wachsendes Käuferinteresse. Der Wohnpark Lehniner Straße in dem kleinen Örtchen Busendorf, der in diesem Jahr erstmals in der Tabelle der Bodenrichtwerte steht, ist mit 100 Euro pro Quadratmeter gleich als eine der teuersten Lagen eingestiegen. Fast alle übrigen Ortslagen bewegen sich zwischen 25 und 50 Euro pro Quadratmeter.

Warum das Interesse an den Grundstücken in Busendorf so hoch ist, können weder Wilk Mroß noch Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert sich erklären. „Das Gebiet ist nicht wahnsinnig gut erschlossen und der nächste Bahnhof ist auch ein gutes Stück entfernt“, so Schwinzert. Diese Faktoren seien häufig ausschlaggebend dafür, wie viel ein Käufer für ein Grundstück zu zahlen bereit sei.

Der Trend bezieht sich nicht nur auf Beelitz: Im gesamten Landkreis wurden im vergangenen Jahr 3900 Grundstückskaufverträge unterschrieben und damit so viele wie noch nie seit der Wende. Entsprechend sind die Bodenrichtwerte für das Jahr 2018 in den meisten Gemeinden weiter gestiegen. Die Richtwerte ermittelt ein Gutachterausschuss jeweils aus den Durchschnittspreisen, die im vergangenen Jahr pro Quadratmeter bebaubarem Land in den Gemeinden eines Landkreises gezahlt wurden. Die Zahlen sollen der Transparenz für andere Grundstücksinteressenten und Verkäufer dienen. Sie bilden dabei jedoch keinerlei rechtliche Grundlage. „Wir legen keine Werte fest, wir protokollieren sie nur“, erklärt Wilk Mroß, der Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Landkreis Potsdam-Mittelmark. „Käufer und Verkäufer handeln jeden Grundstückspreis frei aus.“

Spitzenreiter bei den Bodenrichtwerten ist wie schon im vergangenen Jahr Kleinmachnow. Besonders stark sind die Preise im Schleusenweg und in der Medonstraße gestiegen. In der Medonstraße zahlten Käufer im vergangenen Jahr rund 690 Euro pro Quadratmeter, im Vorjahr waren es noch 600 Euro gewesen. Im Schleusenweg stieg der Bodenrichtwert um 100 Euro auf mittlerweile 560 Euro pro Quadratmeter.

Dass die Verkehrsanbindung für viele Käufer besonders wichtig ist, zeigt sich etwa auch am Michendorfer Grundstücksmarkt. Dort wird vor allem der westliche Bereich des Ortsteils Michendorf, der in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs liegt, immer beliebter. Im vergangenen Jahr stiegen die durchschnittlichen Grundstückspreise von 130 auf 190 Euro pro Quadratmeter. „Man ist mit dem Zug innerhalb von 25 Minuten im Zentrum von Berlin“, sagt Mroß. „Dafür nehmen die Leute auch den Lärm des Güterbahnhofs direkt vor ihrer Haustür in Kauf.“

Insgesamt bewertet Mroß die Entwicklung der Bodenrichtwerte im Kreis als sehr positiv. „Das ist ein Indikator für die wachsende Wirtschaftskraft des Landkreises.“ Auch in den kommenden Jahren werde sich dieser Trend fortsetzen, so der Vorsitzende des des Gutachterausschusses. Nun komme es darauf an, dass die Städte und Gemeinden ihren neuen Bürgern die erforderliche Infrastruktur bereitstellen. „Wer Zuzug will, muss für Schulen, Kitas und den entsprechenden Nahverkehr sorgen.“

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