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Seniorentreff in Stahnsdorf: Kopflos und ohne Konzept

Stahnsdorfs Seniorentreff sucht noch nach einer Leitung. Indes stehen die Senioren, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, Schlange.

Stahnsdorf - Sie bringen Alt und Jung zusammen, arbeiten ehrenamtlich in Schule, Kita und Hort oder erwecken einen Seniorenbeirat zum Leben – so genannte Seniortrainer. Einmal im Jahr schult die Akademie 2. Lebenshälfte in Kleinmachnow in Kooperation mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark interessierte Menschen, die sich aktiv ins kommunale Leben einbringen wollen. Auch die Stahnsdorferin Brigitte Hannibal nahm im vergangenen Jahr an dem mehrtägigen Kurs teil. Mit dem neuen Stahnsdorfer Seniorentreff, der in einem ehemaligen Ladenlokal in der Lindenstraße 22 entstehen soll, hat sich die 64-Jährige auch bereits eine künftige Wirkungsstätte auserkoren. Doch so einfach wie gedacht, wird es nicht, sich dort zu engagieren, erklärt sie. „Seit einem halben Jahr biete ich mich an wie Sauerbier.“

Sie war beim Seniorenbeirat, besuchte Gruppennachmittage, sprach bei der Seniorenbetreuerin der Gemeinde vor. Zum Ziel kam sie bisher nicht. Vor allem auch, weil es rund um die Begegnungsstätte zurzeit noch viele Fragezeichen gibt. „Es fehlt an einem Konzept“, erklärt sie.

Nach Angaben des Stahnsdorfer Gemeindesprechers habe Ende vergangenen Monats der Innenausbau abgeschlossen werden können. Stück für Stück kämen nun auch die Möbel an, so Stephan Reitzig. Ein konkreter Eröffnungstermin stehe aber weiter nicht. Erst müsse eine Leitung für den Seniorentreff gefunden werden. Stahnsdorf hatte die Stelle ausgeschrieben und führe derzeit Gespräche mit den Bewerbern.

Die Begehrlichkeiten an dem Treff sind offenbar groß. Zuletzt hatte die Junge Union kritisiert, dass die Gemeinde die Jugend außen vor lasse. Nach Ansicht von Alexander Schweda, Vorsitzender der Jungen Union Potsdam-Mittelmark, sollte die neue Begegnungsstätte „Anlaufpunkt für jede Generation“ sein. Doch drang auch er mit seinem Wunsch nicht durch. Zum einen hatte die Gemeindevertretung im Oktober einstimmig eine Zielvereinbarung für das Auditverfahren „Familiengerechte Kommune“ beschlossen, in der klar benannt sei, dass der Seniorentreff in der Lindenstraße als Anlaufstelle für Senioren errichtet wird, so Reitzig. Darüber hinaus biete die Begegnungsstätte aufgrund ihrer Größe von gerade 90 Quadratmetern für weitere Gruppen keinen Platz.

Auch war es der Seniorenbeirat, der vor etwa drei Jahren das leerstehende Gewerbelokal im Erdgeschoss eines Wohnhauses als Seniorentreff ins Spiel brachte. Deren Vorsitzende Rosemarie Kaersten war bei der Suche nach engagierten Mitstreitern ebenfalls schon sehr aktiv. Nach Angaben des Gemeindesprechers stünden bereits ein Dutzend Freiwillige und zwei Gemeindevertreter in den Startlöchern, die sich vor Ort engagieren wollen. Die Angebote reichen von Kräuterkunde über Spielenachmittage, Basteleien und Kulturveranstaltungen bis hin zum Tanztee, erklärt er. Die Bedarfe und Interessen seien im vergangenen Jahr bei den Senioren abgefragt worden, sollen sich aber mit der Eröffnung des Treffs noch konkretisieren.

Brigitte Hannibal fehlt es trotz allem noch an einem „roten Faden“. Sie habe den Wunsch, all die Aktivitäten zu koordinieren, sieht sich als überparteiliche und neutrale Ansprechpartnerin in allen Seniorenfragen, möchte vernetzen und integrieren. Vor allem aber wolle sie von Beginn an dabei sein und die Stätte gemeinsam mit der neuen Leitung aufbauen. Sie sei examinierte und staatlich anerkannte Hauswirtschaftsleiterin, habe in Seniorenheimen gearbeitet, zwei solcher Heime mit aufgebaut und bringe entsprechende Erfahrungen mit, sagt sie.

Brigitte Hannibal war vor etwa 20 Jahren mit ihrer Familie von Berlin nach Stahnsdorf gezogen. Über viele Jahre sei sie in der dortigen Frauenkirchengruppe aktiv. Es gebe einige Gruppen in Stahnsdorf, die sich regelmäßig treffen, aber darüber hinaus kaum Akzente setzen, sagt sie. „Sie könnten voneinander profitieren, wenn sie besser vernetzt wären.“

Die Gemeinde sieht die koordinierenden Aufgaben derzeit in erster Linie bei der neuen Leitung des Objekts. Diese werde die Fäden vor Ort zusammenführen und in der Hand halten, so Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Eine ihrer Aufgaben werde es aber auch sein, weitere Ehrenamtliche zu finden und für die Mitarbeit zu begeistern, erklärt er.

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Hintergrund: Bereits 111 Seniortrainer ausgebildet

Seit 2006 bildet die Akademie 2. Lebenshälfte in Kleinmachnow in Kooperation mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark „SeniorTrainer“ aus. Die für die Teilnehmer kostenfreien Kursmodule richten sich an Senioren ab 55 Jahren, die in ihren Kommunen ehrenamtlich an Aufgaben arbeiten wollen, die ihnen wichtig sind. Der neuntägige Kurs vermittelt Kenntnisse des Projektmanagements, der Kommunikation und Präsentation und gibt Einblick in Versicherungsfragen.

Im Zeitraum 2006 bis 2017 sind bereits 111 Seniortrainer im Kreis ausgebildet worden, die sich in der Jugend-, Alten-, Kranken- und Seniorenarbeit engagieren. Zudem treffen sie sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Gemeinsam bilden sie das SeniorKompetenzTeam des Kreises, das landesweit einmalig ist.

Der nächste Kurs findet im September, Oktober und November in der Heimvolkshochschule Seddiner See statt. Anmeldungen unter spaethe@lebenshaelfte.de

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