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Schwielowsee: Kritik wegen Fällungen

Die Bürgerinitiative „Waldsiedlung Wildpark-West“ schlägt erneut Alarm. Eine erweiterte Akteneinsicht der Unterlagen im Rathaus Schwielowsee ergebe ein katastrophales Bild, so der Vorwurf.

Von Eva Schmid

Wildpark-West - Die Bürgerinitiative „Waldsiedlung Wildpark-West“ schlägt erneut Alarm. Eine erweiterte Akteneinsicht der Unterlagen im Rathaus Schwielowsee ergebe ein katastrophales Bild, so der Vorwurf. Dabei geht es um Genehmigungen für Baumfällungen, die nach Ansicht der Initiative von der Gemeinde zu großzügig erteilt worden sind.

„Während in der ersten Akteneinsicht die Bescheide von November 2017 bis Februar 2018 überprüft wurden, ging es nun um die Bescheide der letzten anderthalb Jahre“, erklärte Frank Witte, Vorsitzender der Bürgerinitiative. Über 137 Bescheide der Gemeinde für über 276 zur Fällung beantragte Bäume seien gesichtet worden. „Kein Bescheid entsprach den strengen Anforderungen des Bundesnaturschutzgesetzes, der Baumschutzsatzung von Schwielowsee oder des Textbebauungsplanes des Ortsteiles Wildpark-West.“ So seien sogar noch mehr Bäume als beantragt zur Fällung freigegeben worden: Für 276 gab es einen Antrag, grünes Licht von der Gemeinde hätte es aber für 312 Bäume gegeben.

Ein weiterer, großer Kritikpunkt: „Es fehlten Fotos und Lagepläne oder etwa die erforderlichen Baumumfänge, um überhaupt Nachpflanzungen rechtmäßig bescheiden zu können“, so Witte. Auch Standsicherheitsgutachten, wie es die Baumschutzsatzung zum Schutze der Bäume vorsieht, wurden nicht eingefordert, sodass Begründungen für Fällungen damit insgesamt nicht nachvollziehbar waren. Zudem seien in fast allen Fällen Anordnungen zur Nachpflanzung fehlerhaft gewesen und seien nicht überprüft worden.

„Das Ergebnis der Akteneinsicht hat uns ehrlich gesagt nicht überrascht“, so Witte weiter. „Aber dass die Nachlässigkeit im Rathaus schon so lange System hat, ist schon bemerkenswert.“

Die Gemeindevertreter hatten am 9. Mai in einem fraktionsübergreifenden Antrag die Verwaltung zu Ersatzpflanzungen und zur Aufklärung von Verstößen gegen Gesetze und die Baumschutzsatzung aufgefordert. Das sei aber nicht geschehen, so Witte.

Die Verwaltung indes hat die Vorwürfe bisher von sich gewiesen. Baumfällanträge würden streng nach den Vorschriften der Baumschutzsatzung der Gemeinde Schwielowsee vom Juni 2011 bearbeitet werden, hieß es dazu aus dem Rathaus.

Die neu gegründete Initiative zum Baumschutz in Wildpark-West versucht, den Waldcharakter zu erhalten. Laut Untersuchungen der Bürgerinitiative sei der Baumbestand in Wildpark-West seit dem Jahr 2000 um rund 40 Prozent zurückgegangen. Würde diese Entwicklung anhalten, so rechnen die Naturschützer vor, würden die letzten geschützten Großbäume noch vor dem Jahr 2030 verschwinden und damit auch die einzigartige Tierwelt, wie beispielsweise Fledermäuse, Waldohreulen oder Waldkäuze, die in diesem Gebiet beheimatet sind. Obwohl für Wildpark-West eine der strengsten Baumschutzsatzungen gelte, sei der Wald akut bedroht. Hauptgrund dafür ist nach Überzeugung der Bürgerinitiative die Gemeindeverwaltung Schwielowsee, die ihre eigene Baumschutzsatzung nur unzureichend bis gar nicht umsetze und damit der Waldgemeinde mit ihren über 600 Einwohnern schade. Die Naturschützer beklagen, dass mit der derzeitigen Rathauspraxis ein nahezu rechtsfreier Raum entstanden sei. 

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