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Schulprojekte in Potsdam-Mittelmark: In die Jugend investiert

Teltow und Werder wachsen, es fehlt an Schulplätzen. In den nächsten Jahren wollen der Landkreis, aber auch freie Träger in den Bau neuer Schulen investieren – auch, um Potsdam zu entlasten.

Von Eva Schmid

Teltow/Kleinmachnow/Werder (Havel) - Jeden Morgen ganze Busladungen voller Schüler: Seit Langem schwelt zwischen Potsdam und dem Kreis ein Streit um das hohe Aufkommen mittelmärkischer Schüler, die täglich in die Landeshauptstadt einpendeln. Potsdams Forderung: Der Kreis müsse endlich für mehr Kapazitäten in seinen wachsenden Regionen sorgen. Die Botschaft, so scheint es, kommt langsam an. Derzeit befinden sich mehrere Vorhaben in Teltow und Werder in Vorbereitung. Doch auch hier kommt der Kreis seiner Aufgabe nicht umfassend nach – teilweise überlässt er das Feld freien Träger. Die PNN geben ein Überblick über die derzeitigen Bauvorhaben.

TELTOW

Nach massiven Protesten von Eltern und Politikern der Region hat die Kreisverwaltung am Ende doch noch eingelenkt und den Bau einer neuen Gesamtschule in Teltow in Trägerschaft des Kreises auf den Weg gebracht. Die Schule für digitales und kreatives Lernen soll noch in diesem Jahr, ab dem 20. August, vierzügig in der bisherigen Mühlendorf-Oberschule starten. Die Schule in der Albert-Wiebach-Straße dient als Übergangsstandort und soll so lange genutzt werden, bis die neue Gesamtschule an der Mahlower Straße/Ecke Conrad-Blenkle-Straße, nahe dem Teltower S-Bahnhof, fertiggestellt ist. Derzeit geht man von einem Start zum Schuljahresbeginn 2022/2023 aus.

An dem Übergangsstandort will die Kreisverwaltung Container aufstellen lassen, um alle Schüler unterzubringen. Die neue Gesamtschule soll einmal Platz für 800 Schüler bieten. Pro Schuljahr, beginnend ab diesem Jahr, soll eine Klassenstufe hinzukommen. Bisher gebe es 72 Anmeldungen, teilte Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert auf Anfrage mit. Der Kreis rechne aber noch mit weiteren Anmeldungen. Für die Zwischennutzung der Mühlendorf-Oberschule sollen zweieinhalb Millionen Euro investiert werden. Damit wird unter anderem die Technik der Schule komplett erneuert.

KLEINMACHNOW 

Lange Zeit war die Maxim-Gorki-Schule in Kleinmachnow die einzige Gesamtschule in der Region. Sie war heillos ausgelastet, und musste regelmäßig Schüler abweisen. Bis der Kreis sich zum Bau einer eigenen Gesamtschule durchringen konnte, kam die evangelische Hoffbauer-Stiftung mit einem weiteren Angebot in die Region. Sie integrierte auf ihrem Bildungscampus am Schwarzen Weg eine Gesamtschule, die seit rund einem Jahr betrieben wird. „Anhand der Anmeldungen könnten wir schon heute dreizügig sein“, so Hoffbauer-Geschäftsführer Frank Hohn. Er wolle aber noch die zwei Schuljahre abwarten, dann sieht das Gesetz vor, dass das Land Schulen in freier Trägerschaft finanziell unterstützt. Bis zu 450 Schüler könnten in der konfessionellen Gesamtschule unterrichtet werden. Als freier Schulträger verlangt die Hoffbauer-Stiftung Schulgebühren, die sich am Gehalt der Eltern orientieren. Hohn befürchtet nicht, dass das zusätzliche Angebot vom Kreis in Teltow seiner Schule große Konkurrenz machen wird. Die Nachfrage sei ausreichend. „Zudem ist es für Eltern und Schüler gut, wenn es Wettbewerb gibt.“

WERDER (HAVEL)

Das, was in der Teltower Region auf großen Druck hin geklappt hat, ist für Werder offenbar keine Option. Den Bau einer weiterführenden Schule übernimmt auch hier, wie schon in Kleinmachnow, die evangelische Hoffbauer-Stiftung. Auf dem Bildungscampus in Glindow plant sie eine Kita, eine Grundschule und eine weiterführende Schule. Ob dort einst ein Gymnasium oder eine Gesamtschule entstehen wird, ist derzeit aber noch unklar. Als freier Träger darf Hoffbauer zwar selbst die Schulart entscheiden, „wir sind aber in enger Abstimmung mit der Stadt und dem Kreis“, sagte Hohn gegenüber den PNN.

Bereits im kommenden Jahr soll es auf dem Bildunsgcampus losgehen. Der Antrag zur Genehmigung der Grundschule liege derzeit noch beim Bildungsministerium, die Bauanträge wären in Vorbereitung, so Hohn. 300 Kinder sollen in der Grundschule Platz haben, im ersten Jahr wird die Schule einzügig starten. Geplant sind ingesamt zwei Klassen pro Jahrgang.

Die weiterführende Schule könnte ab 2020 ihren Betrieb aufnehmen, sagte Hohn. Während die Stadt Werder gerne ein Gymnasium hätte, sei beim Kreis derzeit noch keine Präferenz für eine Schulart erkennbar. Die neue Kita indes soll schon im Sommer 2019 fertiggestellt sein. Dann wird die bisherige Hoffbauer-Kita mit ihren 80 Kindern aus der Werderaner Innenstadt nach Glindow umziehen. Weitere 40 Plätze sollen in dem Neubau zur Verfügung stehen.

Demokratische Schule in Werder geplant

Und noch ein freier Träger positioniert sich derzeit auf dem Werderaner Schulmarkt. Der Verein Schule des Lebens Potsdam plant den Bau einer demokratischen Schule, die auf Selbstbestimmung der Schüler setzt. Auch hier läuft derzeit ein Genehmigungsverfahren im Bildungsministerium. Gibt es aus Potsdam grünes Licht, dann könnte die Schule bereits zum Schuljahr 2019/2020 starten. Vorerst hat der Verein eine Etage in einem Bürokomplex in der Mielestraße gemietet. „Immerhin haben wir dort auch die vom Ministerium geforderte Turnhalle“, sagte Vereinsvorsitzende Nadine Arndt. Und auch eine Schulleiterin gibt es schon: Die 35-jährige Sabrina Mathea soll die Einrichtung künftig führen, wie der Verein am Wochenende mitteilte. Derzeit lehrt sie an einer Brandenburger Grundschule Deutsch, Musik und Kunst.

Bis ein Grundstück für den endgültigen Standort gefunden ist, soll die Schule vier Jahre lang im Provisorium bleiben. Die demokratische Schule in Werder wäre nach Aussage Arndts die erste ihrer Art in Brandenburg. Sie orientiert sich an der englischen Summerhill School. In Berlin indes gibt es bereits drei derartige Schulen. Sie basieren auf dem Prinzip der Selbstbestimmung, das heißt: Schüler lernen nicht in Klassen, sondern altersübergreifend in Lerngruppen zusammen. Die Schüler dürfen zudem frei aussuchen, was sie lernen möchten. Einmal pro Woche findet eine Schulversammlung von Eltern, Schülern und Lehrern statt, in der über Lerninhalte, Regeln und Organisation diskutiert und absgestimmt wird.

„Wenn es gewünscht ist, wernden wir Grundschüler auf die Ü-Verfahren beim Übergang zur weiterführenden Schule vorbereiten“, so Arndt. Schüler der demokratischen Schule können die Fachoberschulreife erlangen und sich damit an einer anderen Schule den Zugang zum Abitur sichern. Arndt betont auch, dass sich die demokratische Schule an den Rahmenlehrplan halte. Die Schule verlangt Schulgeld zwischen 50 und 150 Euro pro Monat. Beginnen will die Schule des Lebens mit zehn Kindern der Jahrgangsstufen eins bis drei und zehn Jugendlichen der Jahrgangsstufen sieben und acht. Perspektivisch sollen einmal 150 Schüler dort lernen. Am Sonntag um 11 Uhr lädt der Verein alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung in die künftigen Schulräume in der Mielestraße 2 ein.

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