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Im Bus geschult. Mit der Schaufensterpuppe „Mäxchen“ zeigt die Beelitzer Busgesellschaft Kindern, wie sie sich im und vor dem Bus verhalten sollen.

© BVSG

Potsdam-Mittelmark: Schulbus sicherer als Elterntaxi

Verkehrswacht und Busgesellschaft weisen mit Schildern auf Erstklässler hin. Parkende Eltern behindern Linienverkehr

Von Enrico Bellin

Potsdam-Mittelmark - Wenn am kommenden Montag die Schule beginnt, werden sich im Landkreis 1500 Erstklässler auf den Schulweg machen. Damit Autofahrer vor Schulen und an Bushaltestellen verstärkt auf die Jüngsten achten, haben die Landesverkehrswacht und die Beelitzer Busgesellschaft BVSG an 90 Bussen Plakate mit der Aufschrift „Schulanfänger = Verkehrsanfänger“ aufgebracht.

„Im vergangenen Jahr sind in Brandenburg 283 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren im Straßenverkehr verletzt worden“, sagt Irina Günther, Geschäftsführerin der Verkehrswacht. Die meisten seien Beifahrer in Autos gewesen. „Der Bus ist für Schulkinder das mit Abstand sicherste Fortbewegungsmittel“, erklärt Günther. Leider sähen das viele Eltern nicht so und führen ihre Kinder bis direkt vor den Eingang. Damit erhöhten sie den Verkehr und machten den Weg für andere Schüler unsicher. „Oft sind die Eltern im Stress, behindern sich gegenseitig und lassen die Kinder zudem auf der falschen Straßenseite aussteigen“, so Günther.

Teilweise nehme das Verhalten groteske Züge an. „Unsere Busse kommen beispielsweise in Stahnsdorf kaum noch vor die Heinrich-Zille-Grundschule, weil so viele Eltern in der schmalen Straße parken“, sagt René Poleske, Geschäftsführer der BVSG. Manchmal müssten die Schüler an der nächsten Kreuzung 200 Meter vor der Schule aussteigen, weil der Bus nicht in die Straße kommt. Das ist nicht nur unbequem für die Kleinen, sondern könne auch dazu führen, dass Kinder zu spät zum Unterricht kommen. „Da die Kinder morgens so spät wie möglich aus dem Haus sollen, sind unsere Fahrpläne so gestrickt, dass die Busse erst kurz vor Schulbeginn an den Schulen sind.“ Sollte es an einer Schule Verspätungen wegen parkender Eltern geben, würden alle hinterliegenden Schulen zwangsläufig zu spät angefahren werden können.

Rechtzeitig zum Schuljahresbeginn hat die Gemeinde nun extra für rund 100 000 Euro ein Grundstück hinter der Schule angekauft, um einen zweiten Zugang zur Zille-Schule von der Bahnhofstraße aus anzubieten. Damit versuche man laut Bürgermeister Bernd Albers (BfB), den Verkehr zu entzerren. „Die Schule im Wohngebiet wurde vor mehr als 50 Jahren gebaut, damals gab es noch nicht soviel Autoverkehr“, so Albers. Man appelliere aber weiterhin an die Eltern, ihre Kinder nicht mit dem Auto zu bringen. „Den neuen Zugang kann man auch vom Güterfelder Damm aus nutzen, von dort können die Kinder autofrei durch den Wald radeln oder laufen“, sagt der Bürgermeister. Zum Schulbeginn würden auch wieder Ordnungsamtsmitarbeiter vor der Schule stehen, die parkende Eltern rechtzeitig vor der Ankunft der Busse vertreiben würden.

Anders geht man in Cottbus oder Fürstenwalde (Oder-Spree) an das Problem heran, dort gibt es erste „Elternhaltestellen“, wenige Hundert Meter vom Schuleingang entfernt – ausgeschilderte Halteplätze, an denen die Kinder abgesetzt werden sollen. Im Gegenzug wurde das Halten an anderen Orten verboten und Poller aufgestellt. Ein Konzept, das die Verkehrswacht für das ganze Land anwenden will. „Die Standorte wurden so ausgesucht, dass die Kinder die letzten Meter zur Schule selbstständig zurücklegen müssen, ohne dabei eine Straße zu queren“, so Irina Günther. In Zusammenarbeit mit den Schulen des Kreises wolle man nun überprüfen, wo solche Schilder aufgestellt werden könnten.

Auch die Kinder sollen lernen, wie sie sich in den Bussen sowie beim Aussteigen verhalten sollen. Darum macht die BVSG bei allen Grundschulen des Kreises Station mit ihrer Busschule, bei der den Kindern unter anderem mit der Schaufensterpuppe „Mäxchen“ gezeigt wird, wie leicht man im bremsenden Bus umfallen kann. „Dadurch sollen die Kinder lernen, sich wenn möglich immer hinzusetzen“, sagt René Poleske. Bei einzelnen Linien wie der zwischen Werder und Töplitz, wo der Bus die Autobahn benutzt, achteten die Fahrer zudem immer darauf, dass alle Kinder sitzen.

Poleske rät Eltern, mit ihren ABC-Schützen den Schulweg in diesen Tagen selbst zu üben, am Besten natürlich den ganzen Weg mit dem Bus. „So wissen die Kleinen, welche Linie sie nehmen und wo sie aussteigen müssen.“ Enrico Bellin

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