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Unternehmer John Zou aus Shanghai hat mit Orgelbauer Matthias Schuke eine Kooperation beschlossen. Und auch die Fußball-Jugend wird gefördert.

© H. Klix

Schuke-Orgelbau aus Werder: Kooperation mit China

Das Traditionsunternehmen Schuke stellt Orgeln her. Im vergangenen Jahr geriet die Firma, die in Werder sitzt, in eine wirtschaftliche Schieflage. Nun weckt ein Unternehmer aus China neue Hoffnung.

Werder (Havel) - Er sei nur ein kleiner Geschäftsmann in China, sagt John Zou. Für Matthias Schuke allerdings könnte der 47-jährige Unternehmer aus Shanghai, der seine Fühler nach Deutschland ausstreckt, der große Wurf werden: Zou hat einen Kooperationsvertrag mit der insolventen Orgelbaufirma geschlossen, der das Unternehmen aus Werder aus den roten Zahlen bringen könnte. Der Inhalt: Mit Universitäten aus Deutschland und China und Orgeln aus Werder sollen Organisten im Reich der Mitte ausgebildet werden.

In den Hunderten Konzertsälen, die selbst in chinesischen Provinzstädten in den vergangenen Jahren aus dem Boden gestampft worden sind, sind zwar häufig auch Orgeln eingebaut worden. Doch fehlt es in China an gut ausgebildeten Organisten, hieß es am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Investor Zou will das gemeinsam mit Schuke-Geschäftsführer Matthias Schuke ändern – und die Schuke-Orgeln in China bekannt machen.

Fachliches Wissen aus Werder

Kontakte mit der Universität Shanghai und zwei weiteren chinesischen Universitäten sowie zwei Unis in Nord- und Mitteldeutschland sind so weit gediehen, dass im Oktober ein erster Studiengang für zehn Studenten beginnen könnte. Die Grundausbildung soll in Deutschland stattfinden, dann geht es in China, teilweise mit deutschen Dozenten, weiter. Und mit den kleinen Schuke-Schulorgeln, die den Chinesen bei einer Werksbesichtigung so gefallen haben.

Schukes Unternehmen wird nicht nur die Schulinstrumente beisteuern, sondern auch fachliches Know-how in der Ausbildung. Matthias Schuke selbst und einige seiner Fachleute wollen Seminare in Orgeltechnik, Orgelpflege und Geschichte geben. Ein bisschen bange ist dem Orgelbaumeister, weil er nicht weiß, welche Dynamik das ganze noch bekommt. „In China läuft so was ja immer etwas anders als bei uns.“

Fußball-Jugend aus der Region nach China

John Zou ist indes recht bescheiden, wenn er sich als kleinen Unternehmer bezeichnet. Nach mehrfachem Nachfragen erklärt er, dass ihm nicht nur die Investmentfirma Longway Capital mit neun Mitarbeitern und einem Fondsvolumen von 200 Millionen Dollar gehört. Auch die Shanghai Fleety Communication, ein IT-Unternehmen mit 160 Leuten, hat er gegründet. Seine Liebe zur Musik hat derweil auch mit seiner Frau zu tun: Xue Zhang ist eine bekannte Interpretin auf der Erhu, einem traditionellen chinesischen Streichinstrument.

Bei dem Pressetermin wurde klar, dass das Ganze noch Kreise ziehen könnte: Als erster Schritt der Kooperation, an der die Havelauen Projektgesellschaft ebenso ihren Anteil hat wie das Potsdamer Shanghaí Business Center, wird eine Fußball-Jugendauswahl aus Potsdam und Umgebung im Juli zu einem internationalen Turnier nach Shanghai reisen.

Neues Vertriebsnetz für Orgeln aus Werder

Auf den T-Shirts des gestern vorgestellten Teams prangt der Name Schuke. Und John Zou ist bereits fleißig dabei, ein Vertriebsnetz für Schulorgeln aus Werder aufzubauen. Er hoffe, dass die deutschen Kicker das Turnier gewinnen.

Schuke war im vergangenen Jahr in wirtschaftliche Schieflage geraten, als ein russischer und ein ukrainischer Auftraggeber für Orgelneubauten nicht zahlten. Das Unternehmen musste deshalb im September einen Insolvenzantrag stellen. Schuke-Orgeln haben eine fast 200-jährige Potsdamer Tradition: In der DDR wurde Schuke verstaatlicht, 1990 durch Matthias Schuke wieder reprivatisiert. Seit 2004 ist die Firma in Werder ansässig. Sie produziert Orgeln für Kirchen ebenso wie für private Auftraggeber. Heute stehen Schuke-Orgeln in Europa, Asien und Amerika.

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