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Die Hoffbauer-Stiftung übernimmt die Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Teltow.

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Schüler kritisieren Zusammenlegung: Hoffbauer-Stiftung übernimmt Teltower Berufsfachschule

Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule für soziale Berufe in Teltow wird ihren Träger wechseln und nach Hermannswerder ziehen. Die Schüler sind gegen die Zusammenlegung.

Von Sarah Stoffers

Teltow - Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Teltow wird mit den Beruflichen Schulen der Hoffbauer-Stiftung zusammengelegt und kommendes Jahr nach Hermannswerder umziehen. Die Auszubildenden fühlen sich bei der Entscheidung übergangen. Sie wollen in Teltow bleiben.

Schüler kritisieren die geheimen Verhandlungen

Vor rund zwei Wochen gab der Träger, das Evangelische Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin, bekannt, dass die Hoffbauer-Stiftung die Schule in Teltow übernehmen wird. Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule bietet Ausbildungsgänge zum Sozialassistenten und Erzieher an, sowie einen berufsbegleitenden Aufbaulehrgang in Sonderpädagogik. Aktuell besuchen 184 Schüler die Einrichtung. Mit der Zusammenlegung wird der Schulbetrieb ab dem nächsten Schuljahr nach Hermannswerder verlegt, wo die Hoffbauer-Stiftung die Berufsfachschule Soziales sowie die Fachschule für Sozialwesen betreibt. Die Verhandlungen zwischen laufen nach Angaben des Diakonissenhauses seit Mai. 

Mit großem Unverständnis auf die Entscheidung reagierten die Auszubildenden der Schule. In einem offenen Brief kritisierten sie, dass sie nicht einbezogen und nicht früher über die Pläne informiert wurden. Die Nachricht über die Zusammenlegung hatten sie zunächst nur durch ein Gerücht erfahren. Daraufhin hatten Schüler den Vorstand angesprochen, wie die 22-Jährige Maxi Höntsch , die ihre Ausbildung zur Erzieherin im September begonnen hat, gegenüber den PNN berichtete. Erst am folgenden Tag gab der Träger die Pläne offiziell in einer Pressemitteilung bekannt.

Der Weg nach Potsdam ist für einige Schüler zu weit

„Uns wird täglich gelehrt, die Schutzbefohlenen zur Teilhabe zu erziehen“, so Höntsch. „Es macht mich wütend, dass der Träger einfach über unsere Köpfe hinweg entscheidet.“ Aufgrund des Umzuges nach Hermannswerder müssten viele Schüler ihre  Ausbildung abbrechen, so Höntsch. Einige kämen aus Berlin oder auch aus entfernteren Regionen. Der Weg nach Potsdam sei für sie einfach zu weit. Andere bekämen durch den Umzug finanzielle Probleme, da sie etwa ihre berufliche Nebentätigkeit aufgeben müssten. 

Auch sei unverständlich, warum die Einrichtung nach Potsdam zieht, wo es bereits fünf Schulen für soziale Berufe gebe. Die Schule in Teltow sei die einzige in der umliegenden Region. „Wir haben uns ganz bewusst in Teltow beworben" sagte Höntsch. Sie, wie auch die anderen Schüler, hätten sich vor allem auch wegen der familiären Atmosphäre für die Teltower Schule entschieden. Hätte sie vor ihrem Ausbildungsbeginn von den Plänen gewusst, hätte sie eine andere Einrichtung gewählt.

Der Träger will mit der Übernahme das Ausbildungsangebot erhalten

Das Diakonissenhaus erklärte auf Anfrage gegenüber den PNN, das es Gespräche über Veränderungen seines Angebotes nicht öffentlich führe. Das Diakonissenhaus habe eine langfristige Sicherung der diakonischen Ausbildung sowie eine Perspektive für die Lehrkräfte im Blick, teilte Pressesprecher Alexander Schulz mit. Neun der zehn Lehrkräfte erhielten Übernahmeangebote, eine Lehrkraft erreiche den Altersruhestand. Die Weiterbeschäftigung der Lehrer sei mit dem Übergang zur Hoffbauer-Stiftung gewährleistet, anders als es bei einer Abwicklung der Schule der Fall gewesen wäre, so Schulz. Die Schüler hätten hingegen den Verlauf und den Abschluss ihrer Ausbildung im Blick. Die unterschiedlichen Perspektiven hätten sich auch bei einer früheren Beteiligung der Schüler nicht auflösen lassen, so Schulz. Die Schüler hätten die Möglichkeit, ihre Ausbildung in Potsdam zu beenden. 

Grund für die Zusammenlegung sei, dass die Schule sich mit so wenigen Schülern nur schwer finanziell trage. Es sei abzusehen, dass sich auch in den kommenden Jahren nicht mehr Schüler bewerben werden. Eine Konzentration der diakonischen Ausbildung sie daher erforderlich, so Schulz. Angesprochen auf die Bedenken und Probleme der Schüler, teilte Schulz mit, das der Schulträger, dort wo es möglich ist, bei der Suche nach individuellen Lösungen helfen werde.

Die Hoffbauer-Stiftung biete sehr ähnliche Ausbildungsinhalte

Optimistisch über die Zusammenlegung zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der Hoffbauer-Stiftung, Frank Hohn. An den Beruflichen Schulen Hermannswerder würden derzeit 420 Schüler ausgebildet. Die Schüler aus Teltow könnten problemlos integriert werden und ihre Ausbildung beenden. "Wir sind ein profunder und erfahrener Bildungsträger. Wir haben, wie das Diakonissenhaus, ein evangelisches Profil und verfolgen sehr ähnliche Ausbildungsinhalte", sagte Hohn auf Anfrage gegenüber den PNN. Die Hoffbauer-Stiftung traue sich zu, mit entsprechend aufgestelltem Personal, auch in Zukunft Sozialassistenten und Erzieher, Heilpädagogen und Altenpfleger auszubilden. 

"Ich kann nur eine herzliche Einladung an die Schüler aussprechen, sich unsere Schulen anzugucken." Man biete ein ehrliches und authentisches Angebot an. Hohn ist zuversichtlich, dass sich auch für die meisten Probleme der Schüler aus Teltow Lösungen finden lassen. Vor allem auch, weil ihre Lehrkräfte mit umziehen und somit ein ähnlich intensives Betreuungsangebot auf Hermannswerder bestehen wird. 

Schüler haben Petition gestartet

Die Schüler wollen nicht so schnell die Zusammenlegung hinnehmen. Sie haben unter dem Titel "Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule muss bleiben!" eine Petition gestartet. Am 5. Dezember wollen sie außerdem in Teltow protestieren. Die Demo müsse wegen der Corona-Pandemie noch genehmigt werden, sagte Höntsch.

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